Herdecke. Nach der Kritik am Bauprojekt auf einem Acker am Oberen Ahlenbergweg in Herdecke sehen sich die Anwohner durch das Unwetter am Samstag bestätigt: Regenmassen führten zu einem Großeinsatz von Feuerwehr und THW, da Keller und Wohnungen voll liefen. Der Einsatz dauerte bis 10 Uhr am Sonntagmorgen.
Ausgerechnet am Ahlenberg-Acker: Nachdem hier vor einigen Tagen die Bauarbeiten für zehn Grundstücke – wie berichtet – begonnen hatten, strömten genau von dieser Stelle am Samstagabend Regenmassen den Hang hinunter und drangen in ein Haus. Daher führte der größte der insgesamt sechs Feuerwehr-Einsätze wegen des Unwetters der Stufe rot die Hilfskräfte zum Unteren Ahlenbergweg. Der Großeinsatz mit Technischem Hilfswerk (THW) und Polizei dauerte bis 10 Uhr am Sonntagmorgen.
Zunächst schaute sich die Wehr am Samstag um 20.50 Uhr am Unteren Ahlenbergweg einen Heizungskeller an, in dem das Wasser wegen eines verstopften Abflusses zehn Zentimeter hoch stand. Das sollte nur das Vorprogramm sein: Passanten wiesen die Einsatzkräfte auf ein Gebäude gegenüber hin. Dort hatte sich Wasser vor einem Kellerzugang auf etwa einen Meter Höhe angestaut, weiteres Regenwasser lief von einer Ecke der darüber liegenden Baustelle den Hang hinab. Da die Bewohner nicht vor Ort waren, verschaffte sich die Feuerwehr in Absprache mit der Polizei über ein Kellerfenster Zugang in das Gebäude .
Enorme Wassermassen
In der ausgebauten Souterrainwohnung, die vorerst nicht mehr bewohnbar sein dürfte, stand das Wasser ca. 20 Zentimeter hoch, woraufhin die Feuerwehr Stadtalarm mit Sirene auslöste. Auch eine Terrasse wurde überflutet. Im Kellerzugang sowie in dem Untergeschoss wurden mehrere Wassersauger und Tauchpumpen eingesetzt, die angesichts der Menge aber nur langsam vorankamen. „Der Boden war so voll gesogen, dass er kein weiteres Regenwasser mehr aufnehmen konnte“, so ein Feuerwehrsprecher. Das Gebäude wurde parallel mit vielen Sandsäcken geschützt. Polizisten unterstützten dies tatkräftig.
Mit einem Bagger von der darüber liegenden Baustelle erhöhten die Einsatzkräfte den dort errichteten Wall zum Schutz der Gebäude. Zudem wurden vor diesem Wall ebenfalls Tauchpumpen installiert. Die Feuerwehr informierte das Ordnungsamt, die Baufirma, den Investor und rief das Technische Hilfswerk hinzu. Mit 16 Kräften und fünf Tauchpumpen kümmerte sich das THW um das Ablaufen des Wassers vom Wall in die Kanalisation, bis 10 Uhr blieben die Hilfskräfte sicherheitshalber vor Ort. Die Höhe des Sachschadens (mindestens fünfstellig) in der Villa ist bisher ebenso unbekannt wie die genaue Ursache, zu der sich die Feuerwehr nicht äußern wollte.
Anwohner aufgebracht
Für einige der etwa 20 Anwohner, die teils aufgebracht oder verstimmt den Einsatz in der Dunkelheit verfolgten, ist dies hingegen ein Beleg für die zuvor geäußerten Bedenken bei dem Bauvorhaben, das sie auch wegen der Abflussproblematik verhindern wollten. So schrieb ein Herdecker (Name der Redaktion bekannt) am Sonntagvormittag nach dem Starkregen mit ca. 100 Litern pro Quadratmeter, dass sich das angeblich „ausgeklügelte Sicherungssystem zur Abführung des Regen- und Schmutzwassers“ nun wie eine „sarkastische Bemerkung zur Situation der Bewohner“ anfühle. Hintergrund: Die Grundstücksgesellschaft Kräling hatte nach der Kritik und den Zweifeln im Vorfeld angekündigt, die technischen Voraussetzungen bei der Wasserführung über ein Pumpsystem hoch zum Oberen Ahlenbergweg schaffen zu wollen.
Der Anwohner beklagt, dass die Absicherung der Baustelle offensichtlich nicht ausreichend gewesen sei und sieht mit der Überflutung einen weiteren Nachweis für „die negativen Einflüsse einer unnötigen Nachverdichtung des Wohngebietes und die Berechtigung der Sorgen der Anwohner, welche politisch bedauerlicher Weise übergangen wurden.“ Die Anwohner hätten auf die bestehende problematischen Entwässerung mehrfach hingewiesen. „Leider wurde dies nicht ernst genommen und anderen Interessen untergeordnet.“