Wetter/Hagen. . Vor dem Landgericht in Hagen muss sich ein 20-jähriger Wetteraner verantworten. Er soll seine Großmutter mit einer Axt erschlagen haben. Die Tat hat er eingeräumt. Seine Einlassungen haben das Gericht dennoch überrascht.

Mit wuchtigen Axtschlägen soll ein junger Wetteraner seine Großmutter im Februar getötet haben. Seit gestern muss sich der 20-Jährige wegen heimtückischen Mordes vor der 1. Großen Jugendkammer des Hagener Landgerichts verantworten. Dort hat er die Bluttat eingeräumt.

Seine Mutter meldete sich nicht und war auch nicht zu erreichen. Voller Sorge sah ein Wetteraner (49) im Haus der 69-Jährigen in der Stuckenholzstraße nach dem Rechten und machte eine schreckliche Entdeckung. Blutspuren im Eingangsbereich und auf der Treppe ließen schon nichts Gutes erahnen. Im Bettkasten im Schlafzimmer fand er schließlich den blutüberströmten Leichnam der alten Dame zwischen mehreren Decken. Ihr Mörder hatte ihr den Schädel mit einem Beil, das später im Keller gefunden wurde, förmlich zertrümmert. Die Frau war auf Grund des hohen Blutverlustes und der massiven Hirnverletzungen gestorben. Bei der Obduktion stellte der Rechtsmediziner neun schwere Verletzungen im Bereich des Hinterkopfs und der Stirn fest.

Verdacht fiel schnell auf den Enkel

Schnell fiel der Verdacht auf den Enkel, der mit dem Mordopfer im Haus lebte. Der 20-Jährige war verschwunden und konnte später im Bereich des Bahnhofs festgenommen werden. Seit dem 7. Februar – zwei Tage nach der grausamen Tötung seiner Großmutter – sitzt er in Untersuchungshaft. Mittlerweile befindet er sich im Justizvollzugskrankenhaus in Fröndenberg, weil er offenbar Stimmen hört und Suizidgedanken hat. Seit gestern sitzt der kleine, eher schmächtig wirkende junge Mann in Hagen auf der Anklagebank. Auf die Frage des Gerichts, ob er seine Großmutter getötet hat, antwortet er prompt: „Das stimmt.“ Zu den Hintergründen befragt, spricht er von familieninternen Problemen – insbesondere mit seinem Vater, der ihn geschlagen und ihm nicht geglaubt oder geholfen habe, als er in der Vergangenheit zwei Mal vergewaltigt worden sei.

Bei seiner Oma habe er zwar gewohnt, habe aber kein wirkliches Verhältnis zu ihr gehabt. Vielmehr hätten die alte Dame und sein Vater über ihn gelacht. Mit der Tat konfrontiert, sorgt der junge Mann für eine Überraschung im Gerichtssaal: Stimmen hätten ihm befohlen, die Großmutter und den Vater zu töten. Fast nebenbei lässt er einfließen, dass er seine Tat mittlerweile bedauert.

Reue prallt am Vater ab

Reue, die an seinem Vater allerdings abprallt. Er hat mit dem 20-Jährigen gebrochen und bekundet im Zeugenstand ganz offen: „Das war mein Sohn.“ Sein Zorn und Hass sind groß, und damit hält er auch nicht hinterm Berg. Mitten in seiner Aussage sieht er seinen Sohn unvermittelt an und nennt ihn „Arschloch“. Und noch einmal wendet er sich direkt an ihn: „Du kannst froh sein, dass Dich die Polizei vorher gefunden hat.“

Sonst, da lässt er keine Zweifel aufkommen, säße er nicht hier. Tatsächlich erlebte er mit dem Sohn bereits in der Vergangenheit offenbar bedrohliche Situationen. In einem Fall habe ihn der 20-Jährige mit einem Messer bedroht, das er habe wegschlagen können.

Danach, das räumt er freimütig ein, habe er den Jungen geschlagen. Bei einer anderen Gelegenheit habe der junge Mann einfach nicht aufstehen wollen, obwohl er einen offiziellen Termin gehabt habe.

Auch in diesem Moment habe er sich nicht anders zu helfen gewusst, als ihn zu schlagen.

Das Verfahren gegen den jungen Angeklagten wird am 20., 23. und 24. Juni mit der Befragung von weiteren Polizeibeamten, die an den Ermittlungen beteiligt waren, und mit der Vernehmung von einigen Freunden des 20-Jährigen fortgesetzt.

Psychologisches Gutachten

Darüber hinaus wird ein psychologisches Gutachten erwartet. Hier geht es um die Frage der Anwendung von Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht.

Auch muss noch geklärt werden, ob der junge Wetteraner, bei dem eine psychische Erkrankung im Raum steht, zum Zeitpunkt der Tat voll, vermindert oder eventuell gar nicht schuldfähig war.