Herdecke. . Schwerer Unfall in einem Mehrfamilienhaus in Herdecke: Bei Arbeiten an einem Öltank erlitten zwei Männer aus Rheinbach (48) und einer aus Moers (28) Kohlenstoffmonoxid-Vergiftungen. Rettungshubschrauber flogen sie in eine Spezialklinik nach Wiesbaden.
Am späten Mittwochvormittag glich der Herdecker Nacken einem Tatort wie man ihn aus der gleichnamigen ARD-Sendung vom Sonntagabend kennt. Dutzende Rettungswagen säumten den oberen Teil der Berliner Straße, zahllose Einsatzkräfte versuchten, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Absperrbänder und Warnaufsteller verhinderten, dass Gaffer und Autos an die Unfallstelle gelangten. Von weitem näherten sich weitere Einsatzwagen, von überall her, so schien es, dröhnten die Martinshörner durch die Ruhrstadt.
Der schwere Unfall hatte sich in einem Mehrfamilienhaus an einem oberen Ausläufer der Berliner Straße, kurz vor der Linkskurve, ereignet. Bei Schweißarbeiten an einem Öltank im Keller klagten drei Handwerker plötzlich über gesundheitliche Beschwerden. Sie selbst vermuteten eine Kohlenstoffmonoxidvergiftung und alarmierten die Freiwillige Feuerwehr. „Da es allen drei Arbeitern plötzlich gleichzeitig schlecht ging, war anzunehmen, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt“, sagte Christian Arndt, Pressesprecher der Herdecker Feuerwehr.
Die Arbeiter hatten mit ihrem Anruf richtig reagiert: Im Keller des Mehrfamilienhauses waren erhebliche Mengen Kohlenstoffmonoxid (CO) ausgetreten. CO wird in der Maßeinheit bpm gemessen. „Ab 30 ppm Kohlenstoffmonoxid ist es für Menschen giftig. Wir haben im Keller 500 ppm gemessen“, so Arndt. Die zulässigen Grenzwerte waren damit um fast das 20-fache überschritten. „Das ist eine Gefahr für Leib und Leben.“
Im Treppenhaus wurden 150 ppm gemessen, fünf Bewohner des Hauses mussten evakuiert werden. Ein spezielles Blutgasanalysegerät zur Bestimmung von CO-Konzentration im Blut wurde extra aus Dortmund angefordert. Die Bewohner zeigten aber auch Stunden später keine Symptome.
Hubschrauber landen am Bleichstein
Die Handwerker dagegen befanden sich lange in einem kritischen Zustand, von Lebensgefahr war die Rede. Mit drei Hubschraubern wurden sie vom Sportplatz am Bleichstein in eine Spezialklinik nach Wiesbaden gebracht, zwei wurden künstlich beatmet. „CO ist tückisch. Innerhalb weniger Stunden kann sich der Zustand der Betroffenen drastisch verschlimmern“. so Arndt.
Die Klinik in Wiesbaden verfüge über eine Druckkammer, die auch bei Taucherunfällen zum Einsatz kommt. CO hänge sich an rote Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport zuständig sind. Dadurch wird die Atmung gehemmt. In der Druckkammer werde versucht, diese Hemmung wieder zu lösen, so Arndt. Drei Tage blieben die Verletzten dort, Lebensgefahr bestünde deshalb nicht mehr. Dass das giftige Gas bei den Schweißarbeiten ausgetreten ist, sei anzunehmen, aber nicht geklärt. Die Kriminalpolizei ermittelt.