Herdecke. . Den Blick oben vom Nacken über den Harkortsee genießt Giulio Monsorno. Oft nach getaner Arbeit: Der Herdecker kümmert sich an dem Aussichtspunkt um die dortigen Ruhebänke, Vögel und Pflanzen. Und erfährt viel Lob für sein Engagement.
Wenn es so etwas wie gute Seelen des Waldes gäbe, dann wäre Giulio Monsorno eine von ihnen. Fast täglich ist der gebürtige Südtiroler, der vor 45 Jahren der Liebe wegen nach Herdecke kam, auf den Wanderwegen hoch über Herdecke und Wetter unterwegs. Oft schneidet er nebenbei gleich die Wege von Überwuchs frei. Oder benachrichtigt den Förster, wenn abgeknickte Äste oder Stämme querliegen und den Weg versperren.
Sein Lieblingsfleckchen oberhalb des Nackens hat der 69-Jährige mit seiner Ehefrau Monika schon vor langer Zeit gefunden: Dort, wo sich dem Spaziergänger ein wunderbar weiter Blick hinunter auf den Harkortsee und die ihn umschließende Landschaft bietet, hegt und pflegt Giulio Monsorno nicht nur die zwei Ruhebänke, sondern auch Pflanzen und Vögel drumherum.
Schon lange ist es her, dass der Herdecker dafür sorgte, dass an diesem besonderen Aussichtspunkt überhaupt eine Bank zum Verweilen aufgestellt wird. „Ich wusste, wo eine alte Bank unter dichtem Gestrüpp begraben war, und habe Bodo Sölter von den Technischen Betrieben gefragt, ob ich sie hier hinstellen darf. Ein Mitarbeiter hat mir dann dabei geholfen“, erinnert er sich. Aus Teilen einer verrotteten Trimm-Dich-Strecke baute der Rentner schließlich kleine Ablagen; irgendwann kam eine zweite Bank hinzu. „Seit ich aus dem Beruf raus bin, ist das hier wie mein zweites Wohnzimmer“, so Monsorno.
„Viele Leute sind von dieser Ecke hier oben genauso begeistert wie ich. Manche kommen aus Dortmund, Bochum oder sogar aus Essen. Einmal meinte ein Spaziergänger, es ist hier wie in Bayern, wenn man hinunter auf den See guckt. Andere machen hier Picknick, sogar um acht Uhr abends noch“, weiß der 69-Jährige. Wetteraner feierten Silvester an den Bänken, und auch einem Schauspieler aus dem Dortmunder Konzerthaus ist Monsorno dort schon begegnet: „Er meinte, man könne hier ganz wunderbar entspannen.“
Zigaretten-Eimer zerstört
Wer genau hinschaut, der sieht, wie liebevoll Monsorno das Stückchen Erde rund um die Sitzbänke gestaltet hat. Ein hölzernes Geländer und eine kleine steinerne Stützmauer fangen die Böschung hinter den Bänken ab und bieten den Pflanzen zugleich ein wenig Schutz vor herumtollenden Hunden. Für manche Pflanzen hat Monsorno kleine Mäuerchen angelegt und so den Abhang terrassiert. Zwischen den Bänken hatte er einen Zinkeimer für Zigarettenkippen befestigt, „aber der wurde kaputt getreten. Drei Mal habe ich ihn ausgebeult und wieder angebracht, aber er wird immer wieder kaputt gemacht.“ Jetzt bleibt der selbstgemachte Aschenbecher eben weg. Immerhin gibt es ja noch einen Mülleimer für den Abfall der Wanderer. Der wird einmal wöchentlich von den Technischen Betrieben geleert. Monsorno hat ihn erst kürzlich frisch gestrichen . . .
An neun Stellen rund um den Aussichtsplatz hat Giulio Monsorno Vogelhäuschen und Futterstellen aufgehängt. Sonnenblumen- und Erdnusskerne verteilt er im Winter dort kiloweise. „Aber besonders im Moment futtern sie alles weg“, sagt er, zieht einen Energieblock für die Vögel aus seiner Tasche und fügt hinzu: „Kein Wunder, es ist ja auch Brutzeit.“ Und weil die letzten Wochen eher regenarm waren, schnallt sich Giulio Monsorno bei seinen täglichen Spaziergängen auch schon mal einen Rucksack mit zehn Litern Wasser auf den Rücken, um „seine“ Pflanzen im Wald zu wässern. „Zwischendurch gebe ich auch ein bisschen Dünger.“
Da wundert es nicht, dass Menschen ihm für sein uneigennütziges Tun auf ganz unterschiedliche Weise ihre Anerkennung zollen. „Einmal hat mir jemand 20 Euro gegeben“, lacht Monsorno. „Und ein älteres Ehepaar hat mir mal gesagt: Herr Monsorno, wir schließen sie immer in unser Abendgebet ein.“