Herdecke. . Zum 275-jährigen Stadtjubiläum fragen wir 275 Herdecker, warum es sich in dieser Stadt zu leben lohnt. Und dabei geht es nicht nur um die schönen Wälder, die hübsche Altstadt oder die idyllische Lage an der Ruhr. Bis zum Festtag am 26. Mai gibt es viele Statements.

Am 26. Mai vor genau 275 Jahren verlieh Friedrich Wilhelm I. Herdecke die Stadtrechte. Eine Zahl, bei der sich das Feiern schon lohnt. Darum gibt es einen Tag nach der Kommunalwahl auch einen – bereits ausverkauften – Festakt.

Doch was macht Herdecke heute aus? Wer lebt in dieser Stadt, wer arbeitet hier? Diese Frage haben sich im Vorfeld des Stadtjubiläums gleich mehrere Menschen gestellt: Dennis Osberg, der als Stadtsprecher jeden Tag mit Herdeckern zu tun hat, Anna Dorothea Küstermann, die für die Bürgerstiftung aktiv ist, und die Mitglieder der Lokalredaktion kamen parallel auf die Idee, doch die Herdecker zu fragen, was sie an ihrer Stadt so lieben. Herausgekommen ist eine Fotoserie, die 275 Bürger bei der Arbeit, in der Freizeit oder auch an ihrem liebsten Platz zeigt. Dort, wo es für sie einen Grund gibt, Herdecke zu mögen.

Mit Nadel und Faden

Für Marianne Zöllner ist es einfach „die Heimatstadt“. Als eine der wenigen Älteren ist sie tatsächlich in Herdecke geboren. „Seit es das Krankenhaus gibt, sind das ja wieder mehr geworden“, sagt die 89-Jährige. Um ihre Stadt hat sich Marianne Zöllner in einer ganz besonderen Art verdient gemacht – strickend, häkelnd und nähend. Denn seit 40 Jahren gehört sie dem Nähkreis der Evangelischen Kirchengemeinde Herdecke an und der unterstützt den Kirchbauverein seit seiner Gründung. „Wir haben alles produziert, was sich verkaufen lässt“, sagt Marianne Zöllner. „Vom Schlafanzug bis zum Bademantel.“ Nun wird nicht mehr genäht, sondern gehäkelt oder gestrickt. Und aus dem Kreis ist ein Duo geworden. „Wir können also Nachwuchs gebrauchen“, sagt die Seniorin. Handarbeitsfreunde können sich unter 2291 melden.

„Herdecke ist klein und schnuckelig“, erklärt Kristina Klein, warum sie gerne in Herdecke Gastronomin ist. Seit gut zwei Jahren ist sie Betreiberin des Korkenziehers am Platz an der Kampstraße. 1989 ist sie von Vorhalle nach Herdecke gekommen, zunächst als Tischler-Azubi. „Ich mag es, wenn man sich kennt und nicht alles so anonym ist wie in der Großstadt“, schwärmt die 42-Jährige für die Kleinstadt Herdecke. Und die Herdecker. „Die Gäste sind eigentlich immer nett“, sagt sie und eilt mit einem Cappuccino zu einem der Tische draußen vor dem alten Fachwerkhaus.

Dieter Grabowski lernt Herdecke und die Herdecker auf ganz andere Weise kennen: als Fahrer des Bürgerbusses. „Ich fahre gerne den Bürgerbus in Herdecke, weil unsere Fahrgäste nicht nur nett sind, sondern richtig strahlen, wenn sie den Bus sehen. Das ist Ansporn genug für uns, Ortsteile auch in Herdeckes Höhen wie den Schraberg anzubinden, wo Bürgerinnen und Bürger dann beruhigt in den eigenen vier Wänden älter werden können und mobil bleiben.“

Mobil ist Margret Korff auch mit 77 Jahren noch. Die ehemalige Küsterin betreut nun die Stiftskirche ehrenamtlich. „Da hängt mein Herz dran“, sagt sie. An der Kirche und an der Stadt.