Wetter. .
Das Gewerbegebiet am Stork, ein Platz mit lediglich einem WC am Seeufer, ein chronisch unterversorgter Kulturmacher Lichtburg – mitten hinein in die Themen, die die Stadt bewegen, ging es nach kurzer Aufwärmphase beim Politik-Talk der Lokalredaktion am Mittwochabend im Sparkassenveranstaltungszentrum.
Reichen die Anstrengungen der Stadt, um Wetter als Wirtschaftsstandort auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zukunftssicher zu machen? wollte Redaktionsleiterin Susanne Schlenga wissen - sowohl vom Stork-Fürsprecher FDP, als auch vom Stork-Gegner, den Grünen. Zwar seien die heimischen Betriebe stark, meinte Rosi Steinhauer (FDP), aber sie müssten auch gute Rahmenbedingungen finden. Gewerbegebiete wie das Am Stork etwa. Um Menschen – und da besonders junge Familien – nach Wetter zu holen, bedürfe es zudem einer „durchdachten Stadtentwicklung“ mit Baugebieten für junge Leute. Dazu passten keine Passivhäuser, die 30 Prozent teurer seien als ein Standardhaus. Und auch keine Klimaschutzsiedlung wie die am Schmandbruch.
Stadt „für alle umbauen“
Karen Haltaufderheide hielt dagegen, Wetter könne keinen Konkurrenzkampf um neue Einwohner entfachen: „Die demografische Entwicklung ist in allen Kommunen ähnlich, Wetter ist keine Insel.“ Daher sei es eher angesagt, die Stadt so umzubauen, „dass die schrumpfende Bevölkerung es hier gut hat.“ Keine weitere Flächenbebauung, Belebung der Ortskerne sowie barrierefreie Wohnungen für alte und behinderte Menschen in Zentrumsnähe seien wichtig. Der Platz am See ist leer. Hat Wetter die Entwicklung im Vergleich zu Herdeckes Gastronomie verschlafen? Eine Frage, die Redakteur Klaus Görzel gezielt an die SPD richtete. Keineswegs, erwiderte Dirk Fröhning. Und zog mit folgender Ankündigung – hört, hört – einen Trumpf aus dem Ärmel: Er sei sicher, dass es im nächsten Jahr auf dem Seeplatz „ein Café mit regionalem Einschlag“ geben werde. Die Wetteraner wird’s freuen. Die Herdecker haben ihr Café Extrablatt dann aber trotzdem länger genossen. Und um die vielen Radtouristen in der Stadt zu halten, fehle mehr, meinte Karen Haltaufderheide. Fahrradboxen zum Beispiel.
„Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld?“ Mit diesem Uralt-Schlager von Jupp Schmitz hätte Gerd Strümper von der CDU die Frage nach der unterversorgten Kultur in Wetter beantworten können. Und so gab es zum Hinweis auf hässliche nackte Betonbecken vor dem Stadtsaal diese Antwort: „Jede Ecke zu machen ist schwierig. Wo soll das Geld herkommen?“
Geschäftsmisere in Wengern
„Feuer frei“ hieß es schließlich in der offenen Diskussionsrunde, bei der auch alle Gäste ihre Fragen an die Politiker loswerden konnten. Die Geschäftsmisere in Wengern sprach Ulrich Griehl an und wollte wissen, was die Parteien tun wollen, um Abhilfe zu schaffen, bevor alle Kaufkraft nach Bommern abfließe. Die Entscheidungen würden anderswo getroffen, antwortete Dirk Fröhning. Die Stadt könne lediglich Rahmenbedingungen schaffen, was seine Partei mit dem Dorfplätzchen getan habe.
Das Problem stelle sich nicht nur in Wengern, sondern auch in Alt-Wetter, ergänzte Gerd Strümper (CDU). Letztlich gehörten die Gebäude nicht der Stadt, und es müsse auch jemand gefunden werden, der die Geschäfte betreiben will. Gerd G. Michaelis (UWW) sieht die Lage anders: „Wengern ist wegen des starken Verkehrs auf der Osterfeldstraße nicht attraktiv.“ Um die Bürger von den Höhen in Wengern zum Einkauf nach Alt-Wetter zu holen, schlug er eine Anbindung mit dem Bürgerbus vor. Geschäftsschließungen, zu viel Lkw-Verkehr, schlechte ärztliche Versorgung - da müsse „auf jeden Fall was passieren“, forderte Haltaufderheide. „Ein Konzept“, forderte Christopher Krüger (AfD).
Wo sind die Bürger?
Nach einem kurzen Blick ins aus vielen Politikern bestehende Publikum meldete sich Helmut Scholz zu Wort: „Wo bleiben eigentlich die Bürger? Es ist beschämend, wie wenig Interesse besteht.“ Deswegen sein Appell an die Politiker: „Bitte versuchen Sie, die Bürger zu erreichen. Damit alle die, die meckern, auch mal kommen.“