Herdecke. . Das hätten viele dem Bündnis von CDU, Grünen und FDP in Herdecke nicht zu getraut: Fünf Jahre hat es gehalten, und vielleicht geht es nach der Kommunalwahl sogar in eine weitere Runde. Sicher ist das allerdings auch nicht - aus einer ganzen Reihe von Gründen.

Egal, welche Mehrheiten es nach der Kommunalwahl im Rat geben wird: „Ich trete bei der Bürgermeisterwahl 2015 wieder an.“ Das hat Herdeckes parteilose Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster am Mittwoch erklärt. Anlass war ein Pressegespräch, bei dem das Bündnis aus CDU, Grünen und FDP „einen Schlusspunkt ziehen wollte unter dieser Wahlperiode“. Wobei es mit der Koalition bei entsprechender Stimmenzahl auch weiter gehen könnte. Bei CDU und FDP ist das erklärte Absicht. Die Grünen schließen eine Fortsetzung der Koalition immerhin nicht aus.

Westfalia zum Vorzeigen

Als Bündnis zur Unterstützung von Katja Strauss-Köster hatten die drei Parteien zunächst zusammen gefunden. Nach der letzten Kommunalwahl wurde eine feste Koalition daraus. Zu den großen Leistungen zählt Heinz Rohleder, Chef der CDU-Fraktion, „dass wir überhaupt fünf Jahre durchgehalten haben“. Anfangs hätten das viele dem Schwarz-Grün-Gelben Bund nicht zugetraut. Im Laufe der Zeit wurden die Kritiker eines Besseren belehrt, in den eigenen Reihen ebenso wie beim politischen Gegner.

„Unser Bindeglied ist die unabhängige Bürgermeisterin“, sagt Heinz Rohleder, und eine der großen Leistungen der Koalition, dass sie es tatsächlich ins Amt geschafft hat - nach Jahrzehnten mit einem SPD-Bürgermeister im Rathaus. CDU und auch die FDP haben schon jetzt erklärt, dass sie auch bei der Wahl im nächsten Jahr für Katja Strauss-Köster werben wollen. Die Haltung der Grünen ist etwas differenzierter: Sie wollen der Bürgermeisterin die Treue halten, wenn die ihrem Kurs treu bleibt.

Eine „hervorragende Arbeit“ bescheinigt Rohleder der Bürgermeisterin und der Koalition als erstes beim Thema Westfalia. Viele Jobs als Ersatz für die verlorenen Stellen nach dem Wegzug des Landmaschinenherstellers zählt er zu den Pluspunkten auf dem Areal. Außerdem: Die Herdecker ließen immer mehr Geld in der eigenen Stadt. Und für die Herdecker selbst wie für viele Besucher sei das Ruhrufer zur Attraktion geworden.

Peter Gerigk von den Grünen hebt den Klimaschutz in der Stadt hervor und die völlige Neugestaltung des Bahnhofs, Jochen Plaßmann die Bemühungen um Maßhalten bei den Ausgaben.

„Was richtig weh tut, ist die Schulgeschichte“, räumt Peter Gerigk ein. Die Primusschule sollte viele Probleme in der Bildungslandschaft lösen, wurde von den Eltern aber nicht ausreichend nachgefragt. Ein bisschen hätten sich die Bürger wohl auch unter Druck gesetzt gefühlt, und überhaupt seinen die Herdecker „konservativer, als mancher denkt“.

Aufbruch in die Moderne

„Herdecke hat den Aufbruch in die Moderne geschafft“, sagt Jochen Plaßmann und weiß, dass gerade das nicht von allen Wählern begrüßt wird. Auch die Bürgermeisterin hat oft gehört: „Es hat sich so viel getan in der Stadt“ - und gemeint war dann: Es hat sich zu viel getan. Heinz Rohleder jedenfalls würde gerne weiter die Geschicke mit bestimmen: „Opposition ist wesentlich einfacher“, weiß er, „Regieren dafür wesentlich schöner.“