Herdecke. . Neun Einatzkräfte müssen innerhalb von acht Minuten am Einsatzort sein. Nicht immer passt das in Herdecke auf die Sekunde. Aber bei den Menschen, die dringend Hilfe brauchen, sind die Retterimmer noch zur rechten Zeit angekommen.

Die Zahl klingt dramatisch: 46 Prozent mehr so genannt „zeitkritische“ Einsätze hat die Freiwillige Feuerwehr in Herdecke im Jahr 2013 absolviert. Zeitkritisch, das bedeutet, dass es um für Menschen gefährliche Situationen geht. „Nicht um die Katze auf dem Baum“, wie Feuerwehrsprecher Christian Arndt im Ausschuss für Grundrechte, Sicherheit und Ordnung betonte. Hinter der enormen Steigerung verbirgt sich aber ein statistischer Effekt: Geht es insgesamt um nur wenig Einsätze, sei bei einer oder zwei zusätzlichen Fahrten die Steigerungsrate gleich sehr hoch, erläuterte Lars Heismann, Rechtsdezernent der Stadt Herdecke.

Weitaus relevanter sind da die Zahlen, die Christian Arndt anschließend lieferte: Bei nur gut der Hälfte dieser Einsätze schafften es die Wehrmänner und Wehrfrauen in der geforderten Zeit von acht Minuten mit neun Kräften vor Ort zu sein. Diese Maßgabe gilt für einen Großteil des Herdecker Stadtgebietes. Christian Arndt konnte hier allerdings auch beruhigen. „Es wird sekundengenau abgerechnet und auch bei der Mannschaftsstärke nach der genauen Personenzahl gefragt.“ Sei die Wehr nur wenige Sekunden später am Brandort gelte dies für die Statistik, die die Bezirksregierung Arnsberg von den Städten einfordert, als „nicht erreicht“. Zu spät im Sinne der betroffenen Personen sei man allerdings in den zwölf der insgesamt 24 „zeitkritschen Einsätze“ nie gekommen.

Baustelle bremst Einsatzfahrzeuge

Zwei wichtige Gründe für die Verzögerungen beim Ausrücken lieferte Arndt gleich mit. „Die Baustelle an der B 54 macht uns zu schaffen“, so der Wehrsprecher. Zwar könne die Feuerwehr die Ampelanlagen auf Grün schalten, damit der Verkehr abfließen könne, doch sei es dennoch schwierig, schnell durch die Baustelle zu kommen. Ein zweiter Grund könnte bald nicht mehr relevant sein. „Bislang müssen wir für die Mannschaftsstärke von neun Kräften mit zwei Wagen ausrücken“, so Arndt. Ein neu bestelltes Einsatzfahrzeug habe nun neun Plätze.

Weit mehr Sorgen als die minutengenaue Abrechnung der Einätze macht den Mitglieder der Feuerwehr der Nachwuchsmangel. Darum wird in Mitgliederwerbung investiert. Mit einem Feuerwehr-Tag bei der Firma Dörken zum Beispiel oder einer Facebook-Seite, auf der Aktuelles zu finden ist. Für den Bereich Mitgliederwerbung wurde zudem eine halbe Stelle geschaffen. Der Erfolg: „Wir können unsere Stärke von knapp 100 Kräften halten“, so Feuerwehr-Leiter Hans-Jörg Möller.

Immer weniger Selbsthilfe

Neben den Problemen, auch im Jugendbereich Nachwuchs zu finden, gibt es eine weitere Entwicklung, die den ehrenamtlichen Kräfte Sorgen bereitet: „Bei vielen Menschen fehlt der Wille zur Selbsthilfe“, sagt Arndt. Die Folge: Die Feuerwehr muss ausrücken, wenn ein Sturm einen Ast auf den Weg gerissen hat. „Früher haben die Leute den Ast beiseite gezogen, heute wird die Feuerwehr gerufen.“