Herdecke. . Der Herdecker Fachverlag Kaufhold organisiert seit Jahren eine Kundenumfrage für freie Werkstätten. Mit Erfolg: Knapp 100 000 Kunden gaben 2013 ihre Stimme ab. Per Postkarte. „Die Kisten stemmen wir in jedem Jahr“, sagt Chefredakteurin Claudia Pfleging.
Die Manipulationen beim ADAC rund um die Vergabe des „Gelben Engels“ haben das Image des Autofahrer-Vereins kräftig ramponiert. Doch muss man nun hinter allen Abstimmungen Schummeleien vermuten? Der Herdecker Fachverlag Kaufhold sagt „Nein!“ und präsentiert eine Kunden-Umfrage zur Werkstatt-Qualität, die im neunten Jahr „nachweisbar knapp 100 000 Stimmen generiert hat“. „Wir stemmen jedes Jahr die Kisten mit den Karten“, sagt Claudia Pfleging, Chefredakteurin der Fachzeitschrift „Freie Werkstatt“, die seit 20 Jahren in dem kleinen Herdecker Verlag erscheint.
Stimmkarten archiviert
„Natürlich ist der Skandal beim ADAC für uns ein Anlass, noch einmal auf die Seriosität unserer Umfrage hinzuweisen“, sagt Pfleging. Und Verlagsgeschäftsführerin Marion Micheli-Kaufhold ergänzt: „Durch die Manipulationen beim ADAC haben wir seit Tagen Interviewanfragen der Tages- und Branchenpresse zur Transparenz und Ehrlichkeit unserer Auszeichnung. Für uns kein Problem: Alle gültigen Stimmkarten der letzten drei Jahre sind über einen Großscanner archiviert. So kann jederzeit jede einzelne Karte mit Absenderadresse und gewählter Werkstattadresse aufgerufen werden. Wir können die Kartenanzahl exakt nachweisen. Getreu unserem Grundsatz, Vertrauen braucht Glaubwürdigkeit und Transparenz.“
Branchenforum in Dortmund
Über 1 Million Stimmkarten werden für die Umfrage jährlich an Autofahrer über freie und inhabergeführte Kfz-Werkstätten in Deutschland verteilt. An diesem Wochenende werden die Ergebnisse auf dem 24. Branchenforum der Freien Werkstätten in den Westfalen-Hallen Dortmund den weltweit größten 42 Zulieferfirmen und Partnern dieser Branchenaktion präsentiert. „Für die freien Werkstätten ist die Auszeichnung durchaus ein Marketingelement“, sagt Claudia Pfleging. 50 Stimmen braucht ein Unternehmen, um mit dem Logo „Werkstatt des Vertrauens“ werben zu können. „Diese Stimmen müssen aber jedes Jahr wieder erreicht werden, um das Siegel führen zu dürfen.“
Aber kann man nicht auch mit Postkarten schummeln? „Ja, auch das gibt es. Wir haben auch schon Dutzende Karten aussortiert, die eindeutig von einer Person stammten“, erinnert sich Claudia Pfleging. Die ersten 50 Stimmkarten für jede Werkstatt werden darum genau auf Doubletten überprüft, damit die Mindeststimmenzahl, die zur Auszeichnung notwendig ist, einwandfrei stimmt.
Es geht um Vertrauen
Für den Verlag mit zwölf Mitarbeitern und einer Auszubildenden ist allein die Auszählung der Stimmen ein Kraftakt. Dennoch will man beim „klassischen System“ bleiben und nicht Online abstimmen lassen. „Klassisch, das passt zu uns und zu dem Wettbewerb“, sagt Claudia Pfleging. Schließlich seien Freie Werkstätten auch Klassiker. „Da geht es um persönliche Beziehungen, um Vertrauen.“ Eine Tugend, die dem Branchenriesen ADAC gerade abhanden gekommen ist.