Wetter. . War früher, als es noch richtige Eckkneipen gab, alles besser? Das wollten nun acht Wetteraner testen, die bei einem Rundgang sieben Gaststätten von Volmarstein bis Alt-Wetter aufsuchten. Auch wenn es weniger Auswahl gebe, so fiel das Fazit positiv aus.

Eine Kneipentour durch Wetter – ist das überhaupt noch möglich? Das wollten acht junge Leute mit ausgeprägtem Heimatbezug herausfinden. Die Freunde fühlten sich zu diesem Testgang durch Erzählungen über die „gute alte Zeit“ inspiriert, in der es allein im Schöntal noch acht Kneipen gegeben haben soll. Daher wollten die Wetteraner überprüfen, inwieweit das Kneipensterben im Ruhrgebiet auch hier vor Ort zu beobachten und ob die klassische Eckkneipe ein Relikt vergangener Tage ist. „Auch der Spaß sollte dabei nicht zu kurz kommen“, berichtete der 27-jährige Daniel Buhr, der die Ruhrstadt seit seiner Kindheit kennt.

An einem Samstagabend zogen die sieben Männer mit einer Gefährtin, alle im Alter zwischen 20 und 27 Jahren, los. Das Vorhaben: einmal von Volmarstein den Berg hinab bis nach Alt-Wetter, und zwar von Kneipe zu Kneipe.

Erste Einkehr im Haus Kriegeskorte am Schmandbruch. Wirtin Gabi Schuster „zeigt sich, nach anfänglicher Skepsis, begeistert von der Idee und gibt noch einen aus.“ Quasi als Wegzehrung bis zur nächsten Station, der Margarethenhöhe in Volmarstein.

Auch Imbiss-Möglichkeiten auf Weg

Beschwingt vom Auftakt, steht dann die längste Wegstrecke bevor: Der Fußmarsch durch den Wald bis hinüber nach Grundschöttel, wo es nach einem kleinen Imbiss im Haus Grundschöttel weiter geht. In der ersten richtigen Bierkneipe auf der Tour blickt die Stammkundschaft neugierig vom Tresen auf die Neuankömmlinge, denn die Mittzwanziger drücken den Altersschnitt gewaltig. Trotzdem kommt schnell Stimmung zwischen der Tresenmannschaft und den Jungspunden auf, Erinnerungsfotos werden geschossen, hier verstehen sich alle.

Doch weitere Stationen warten ja noch, auf geht’s zur Gaststätte Ostholz. Und hier drücken die Acht den Altersschnitt gar nicht mehr so deutlich, Kneipe scheint also auch heute noch für ein jüngeres Publikum zu funktionieren.

Derart bestärkt, ziehen die Tester den Berg weiter hinab nach Alt-Wetter. Auch der Fußweg ist nicht mehr so beschwerlich wie zuvor. „Es macht einfach Spaß, durch Wetters Nacht zu streifen und mit Freunden dort unterwegs zu sein, wo man sonst nur mit dem Auto vorbei fährt“, ist sich die Gruppe einig.

Die weiteren Stationen mit Hopfenpinte, Zur Eiche und Hopfendolde runden einen gemütlichen Abend ab. Mit dem Taxi geht es von Wetters nach Hause.

Das Fazit nach dieser Tour ist vielschichtig. Die beste Nachricht: Auch heutzutage ist eine Kneipentour in der Ruhrstadt möglich. „Die Kneipen bzw. Gaststätten sind im Prinzip alle sauber und in einem ordentlichen Zustand, top-moderne Lokalitäten wie in Großstädten darf man hier natürlich nicht erwarten“, bilanziert Daniel Buhr, der auch überwiegend ordentliche Toiletten vorfand. Obwohl in mancher Kneipe der Nikotin-Geruch noch spürbar sei, entdeckten die Testgänger nach eigener Aussage nicht einen einzigen Raucher in den Räumlichkeiten.

Auch wenn die Stammkundschaft in der Regel deutlich älter sei und beim Eintreffen jüngerer Kneipengänger etwas verwundert geguckt habe, hat Buhr die Atmosphäre als offen und freundlich empfunden: „Zu Beginn muss man als Fremder schon etwas selbstbewusster auftreten, aber die kleine Anspannung legt sich schnell.“

Bezahlbare Preise

Rein finanziell sei diese Kneipentour bezahlbarer als solche in Großstädten, da sind sich die acht Studenten, Azubis und Angestellten einig. Auch das Unterhaltungsprogramm mit Fernsehen, Darts, Billard, Kicker, Karten und Würfeln reiche aus. Grundsätzlich sei das Angebot im Vergleich zu früher zwar dezimiert, aber qualitativ nicht schlechter geworden, meint Buhr. „Das Experiment ist geglückt, denn eine Kneipentour durch Wetter ist nicht nur sehr wohl möglich, sondern auch höchst empfehlenswert. Wir werden das auf jeden Fall wiederholen.“

Kleine Einschränkung: Fußkranke sollten diese Route (erst recht nicht bei schlechtem Wetter) in Angriff nehmen...