Wetter. . Es war der 20. Juni. Weltuntergangsstimmung mit Gewitter, Sturm, Hagel. Mittendrin eine 87-jährige Wetteranerin in ihrem Auto. Auf der Wilhelmstraße streifte sie ein fremdes Fahrzeug - und fuhr weiter. Jetzt stand die Seniorin vor Gericht.

Mitten in einem Unwetter verursachte eine Rentnerin aus Wetter einen Verkehrsunfall und fuhr davon, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Jetzt stand die 87-Jährige wegen Unfallflucht vor dem hiesigen Amtsgericht. Sie präsentierte sich arglos.

Am Mittag des 20. Juni herrschte von jetzt auf gleich förmlich Weltuntergangsstimmung. Plötzlich wurde es dunkel, der Regen floss in Strömen, es stürmte und gewitterte. Keller liefen voll. In Richtung Hagen sorgten riesige Hagelkörner dafür, dass Scheiben zu Bruch gingen und hunderte Autos eingedellt wurden. In dieses Unwetter geriet die 87-jährige Wetteranerin mit ihrem Auto. Dennoch fuhr sie unbeirrt ihres Weges, bis ihr auf der Wilhelmstraße ein fremdes Fahrzeug entgegenkam. Offenbar lenkten sie Sturm und Regenmassen nun doch etwas ab. Die Rentnerin geriet ein Stück auf die Gegenfahrbahn, streifte den anderen Wagen und fuhr seelenruhig weiter, obgleich die Geschädigte und eine Angehörige aus dem Auto sprangen und hinter ihr herriefen. Sie konnten sich das Kennzeichen merken, verständigten die Polizei und erstatteten Anzeige wegen Unfallflucht. Dabei ging es ihnen vordergründig gar nicht mal um den rund 1000 Euro teuren Schaden an ihrem Auto, sondern vielmehr darum, dass sie sich um das vermeintlich ignorante Verhalten der gegnerischen Fahrerin maßlos ärgerten.

Geldbuße für das Rote Kreuz

Die alte Dame indes, die im Straßenverkehr nie unangenehm aufgefallen war, war völlig überrascht, als wenig später Polizeibeamte vor ihrer Tür standen. Vor Gericht erinnerte sie sich, die Ordnungshüter gefragt zu haben: „Was wollen Sie denn von mir?“ Denn, die Kollision habe sie tatsächlich nicht bemerkt. Und, das räumte sie auf Nachfrage ein: „Ich höre nicht so gut wie früher. Aber ich sehe noch gut.“ Mittlerweile habe ihre Versicherung den Schaden übrigens reguliert.

Die Geschädigte trat in den Zeugenstand, sah ihre Unfallgegnerin, und der letzte Rest Wut verrauchte. „Wenn ich sie jetzt so sehe, denke ich, sie hat es nicht gemerkt. Es ist ja nicht mein Anliegen, ältere Menschen vor Gericht zu zerren.“ Das Gericht sah das offenbar ganz ähnlich. Das Verfahren wurde vorläufig eingestellt und der 87-Jährigen aufgegeben, 300 Euro Geldbuße zu Gunsten des Roten Kreuzes zu zahlen. Richter Heinz-Dieter Beckmann: „So etwas kann passieren.“