Wetter. . Gut beschirmt dürften sich die aktuell 32 Mädchen und heranwachsenden Frauen im Jugendarrest in Wetter fühlen. Von der Rotarier-Frauenvereinigung Inner Wheel gab es neue Sonnenschirme für den Hof und verschiedene Angebote für die Zeit nach dem Arrest.

Gut beschirmt dürften sich die aktuell 32 weiblichen Straffälligen im Jugendarrest in Wetter fühlen. Und zwar in doppelter Hinsicht: Von der Frauenvereinigung Inner Wheel Witten-Wetter (ein Serviceclub, deren Mitglieder meist Partnerinnen oder Angehörige von Rotariern sind) gab es nun neue Sonnenschirme, die beim Ausgang im Hof Schutz bieten. Zudem hat die Wetteranerin Heike Grosch als Präsidentin des Distriktes unterstützende Angebote initiiert, die den Mädchen, Jugendlichen und Heranwachsenden bei der Vorbereitung auf ihren möglichst straffreien Alltag im Anschluss helfen sollen.

Nach einem Besuch in der Arrestanstalt Anfang August kam aus den Reihen der 27 Mitglieder von Inner Wheel in Witten und Wetter („Wir sind ein kleiner, aber aktiver Club“, so Präsidentin Liesel Poerschke) die Idee, den ungeschützt im Hof sitzenden Mädchen und Jugendlichen drei Sonnenschirme zu spenden, einer davon kam vom Club aus Meinerzhagen. Das sei natürlich eher ein symbolischer Akt, der von Einrichtungsleiterin Elisabeth Coerdt und Amtsrichter Heinz-Dieter Beckmann dennoch freudig aufgenommen wurde.

Mut und Zuversicht für Leben danach

Dabei soll es laut Inner Wheel aber auch nicht bleiben, was mit der neuen Präsidentin für den Distrikt 90 (erstreckt sich von Paderborn bis Essen und von Bielefeld bis Meinerzhagen) zu tun hat. Heike Grosch aus Wetter wollte nach einigen Auslandsaufenthalten „mal wieder was vor der eigenen Tür unterstützen“. Da jede Distrikts-Präsidentin Projekte vorschlagen soll und schnöde Geldübergaben an die Arrestantinnen nicht infrage kommen, überlegte sie sich mit Beckmann und den Sozialarbeiterinnen des hiesigen Jugendarrestes ein Konzept für die einsitzenden Mädchen und jungen Frauen. „Ich möchte helfen, sie dazu zu befähigen, ihr Leben nach dem Arrest mit neuem Mut und Zuversicht zu beginnen.“

Konkret sollen mit finanzieller Unterstützung von Inner Wheel sportliche Angebote in der wetterschen Anstalt geschaffen werden: etwa neue Geräte finanzieren, Kanutouren für ausgewählte Arrestantinnen oder Besuche im Kletterwald am Harkortberg sowie Selbstverteidigungskurse sponsern bzw. organisieren.

Inhaltlich verspricht sich Grosch viel von einzelnen Seminaren in der Anstalt selbst. Ob Deeskalationstraining, Wochenendgestaltung, Kochkurse, Ernährungsberatung, Fragestunde mit einer Psychologin oder ein Knigge-Kurs: Da die Damen von Inner Wheel in den unterschiedlichsten Bereichen aktiv sind und dementsprechend verschiedene Angebote machen oder organisieren können, sollen davon auch die 14- bis 24-Jährigen profitieren. „Wir wollen den Arrestantinnen etwas an die Hand geben, sie materiell und ideell unterstützen“, berichtet Grosch. „Wir wollen ihnen etwas vermitteln und sie mit Dingen konfrontieren, die sie womöglich noch nicht kennen, davon aber profitieren können.“

Das soll auch nach dem Arrest weiter gehen. Den Entlassenen sollen dann Inner-Wheel-Frauen als ehrenamtliche Patinnen und Ansprechpartnerinnen zur Seite stehen. Mögliche Angebote: Hilfe bei Behördengängen und Anträgen, bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle oder einem Arbeitsplatz, Unterstützung bzgl. Kinderbetreuung, Arztbesuchen und Freizeitgestaltung. „Besonders die volljährigen Mädchen fallen bei der offiziellen Nachbetreuung häufig aus dem Raster“, begründet Grosch diese Initiative.

Hoffnung auf Nachhaltigkeit

Dass sie damit nicht alle oder die ganze Welt retten kann, ist Grosch klar. Sie verfährt aber nach dem Motto „Zum Beginnen braucht man Fantasie und Mut; zum Vollenden Kraft zum Durchhalten“. Damit diese Angebote nicht nur einen kurzfristigen Effekt haben, hofft sie auch auf weitere Sogwirkung innerhalb ihres Clubs. „Als Inner-Wheel-Präsidentin bin ich für ein Jahr in meinem Distrikt für ein Projekt verantwortlich. Und meine Nachfolgerin hat schon signalisiert, dass sie die Projekte für den Jugendarrest in Wetter fortsetzen will.“

Für Richter Heinz-Dieter Beckmann ist all dies auch ein Zeichen für die aktuell 17 Mitarbeiterinnen im Vollzugsdienst und die drei Sozialarbeiterinnen im Jugendarrest. „Wir sind dankbar über jeden, der uns unterstützt. So viele sind das ja nicht.“