Herdecke. . Während der derzeitigen Revision ist das Koepchenwerk eigentlich für Besucher nicht zugänglich. Doch RWE lässt eine 20-köpfige Leser-Gruppe am Montag, 26. August, in Abgründe blicken. Der fehlende Kugelschieber bietet ungewöhnliche Perspektiven.

Still ruht der See. Das ist am Hengsteysee an der Stadtgrenze Herdecke-Hagen seit dem 6. Mai wörtlich zu nehmen. Seither (und natürlich nur vorübergehend) produziert das Koepchenwerk nämlich keinen Strom, dementsprechend schwankt der Wasserspiegel auch nicht wie üblich um die 70 Zentimeter. Grund: die größte Revision seit etwa 25 Jahren.

„Die Zwischenarbeiten sind abgeschlossen, außer kleineren Befunden haben wir nichts Auffälliges festgestellt“, berichtet Betriebsleiter Oliver Surges über die Inventur, die sich RWE Power fünf Millionen Euro kosten lässt. „Im Prinzip warten wir jetzt auf die Rückkehr des großen Kugelschiebers Ende Oktober.“ Dieses verschließbare Zwischenstück mit einem Durchmesser von 5,5 Metern und 175 Tonnen Gewicht reguliert den Zufluss von bis zu 110 Kubikmetern Wasser. Umgerechnet bis zu 700 Badewannenfüllungen pro Sekunde fließen sonst von oben aus dem Speicherbecken hier hindurch oder werden von unten dorthin hochgepumpt.

Während insgesamt mehr als 100 Fachleute an der Revision im Koepchenwerk beteiligt waren oder sind und Aufträge im Wert von 500.000 Euro abarbeiten, können unsere Leser von der produktionslosen Zeit profitieren. Denn eigentlich ist das Herdecker Pumpspeicherkraftwerks während der Inventur für Besuchergruppen nicht zugänglich. Doch Betreiber RWE öffnet für die nächste Sommertour der Redaktion die derzeit verschlossenen Türen.

Am Montag, 26. August, kommt eine 20-köpfige Gruppe vormittags an Orte, die im normalen Betrieb des Koepchenwerks abgeriegelt sind. Auch wenn sich in der stromlosen Zeit aktuell nur Mitglieder der Stammmannschaft im Werk aufhalten, so dürfte der Blick und Gang in die Tiefe, wo sich im Abgrund durch den fehlenden Kugelschieber ein großes Loch auftut, etwas Einmaliges sein. Betriebsleiter Surges wird die Gruppe während der etwa zweistündigen Tour nämlich auch durch das Schachtbauwerk führen. „Die Besucher können nicht nur das Turbinen-Laufrad sehen, sondern über die Druckrohrleitung quasi in den Berg hineinblicken.“

Strom zu jeder Tages- und Nachtzeit

Bevor es zum vermeintlichen Höhepunkt am Kugelschieber-Standort und dem „vermutlich größten Wasserhahn der Welt“ kommt, stellt Surges im Info-Zentrum etwa eine halbe Stunde das Kraftwerk und das 165 Meter oberhalb gelegene Speicherbecken vor. Bei dem folgenden Rundgang geht es auch in Richtung des 300 Tonen schweren Generators und hinein in die Schaltanlage. So erhalten die Besucher einen Eindruck, wie sonst Strom vom RWE-Pumpspeicherwerk per Knopfdruck von null auf 153 Megawatt in 70 Sekunden ins Netz eingespeist wird, womit zu Tageszeiten mit hohem Stromverbrauch die Spitzenlast abgefangen werden kann.

Vorbei sind aber die Zeiten, als im Wesentlichen nachts Wasser aus dem See ins Oberbecken gepumpt wurde. Denn im Zuge des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes produziert das Koepchenwerk Strom „zu jeder Tages- und Nachtzeit, wenn es erforderlich ist. Manchmal auch nur für 15 oder 30 Minuten“, sagen Oliver Surges und RWE-Sprecher Lothar Lamberz. Zudem werde der Pumpbetrieb zum Speichern von zu viel regenerativer Energie genutzt.

Anmeldungen

Wer zu der 20-köpfigen Gruppe gehören will, die am Montag, 26. August, das Koepchenwerk etwa zwei Stunden bis zum frühen Mittag kostenlos besichtigt, kann sich ab sofort per E-Mail über wetter@westfalenpost.de oder wetter@wr.de anmelden.

Es können bis zu drei Personen angemeldet werden. Anmeldeschluss ist Donnerstag, 22. August, 24 Uhr. Die Redaktion bevorzugt Leser, die keine Zusage zu einer der vorigen Sommertouren (Wehranlage Hengsteysee, mit dem Förster durch den Wald, Kreißsaal, Cuno-Kraftwerk) erhalten haben. Sollten mehr als 20 Anfragen eingehen, entscheidet das Los. Die Teilnehmer erhalten eine Mail, wann es an welchem Ort genau los geht. Eventuell bietet der Betriebsleiter noch eine zweite Führung in der 35. Kalenderwoche an.

Die nächste Tour findet Donnerstag, 29. August, in Wetter bei Demag/Terex statt (Anmeldung erst gegen Ende der Woche nach entsprechender Ankündigung).