Esborn. . Wir alle lieben frische Eier von Hühnern, die möglichst glücklich und frei beim Bauern um die Ecke leben sollen. Wie und vor allem aber wovon die Bauern selbst heutzutage leben wissen wohl nur die wenigsten. Deswegen sind wir hinaus gefahren zu den heimischen Höfen, die es in Wetter und Herdecke noch gibt. In loser Folge werden wir nun diese Bauernhöfe vorstellen, aus ihrer Geschichte erzählen.
„Blüht die Eiche vor der Esche, gibt es eine große Wäsche“, zitiert Dieter Behrendts eine alte Bauernregel. „Das war dieses Jahr genau so“, sagt der 83-Jährige und erinnert an den nassen Frühsommer. Er muss es ja wissen, hat er doch viele Jahrzehnte lang seinen Bauernhof im Blumental bewirtschaftet. Heute hilft er hin und wieder noch im Hofladen aus. Die Hauptarbeit erledigen Sohn Dirk (53) und inzwischen auch Enkel Tobias (23).
„Schon seit dem 16. Jahrhundert ist dieser Hof im Familienbesitz. Die Anfänge finden sich bei den Familien Zu Böving, Quast aus Unna und Behrendts aus Soest, die durch Einheiratung zusammenkamen“, erklärt Dirk Behrendts. Er selbst will langsam in die zweite Reihe treten, „das erste Zugpferd wechselt“, wie er es nennt. Sohn Tobias hat eine Ausbildung zum Landwirt gemacht und ein Studium zum Agrar-Betriebswirt angeschlossen. „Er ist jetzt so gut wie fertig und wird dann den Hof übernehmen“, sagt Dirk Behrendts.
Alle helfen noch mit
Dass er die Hände dann aber keineswegs in den Schoß legen wird, versteht sich. Denn auch jetzt helfen immer alle mit, die helfen können. „Opa macht ab und an mal den Laden, auch mein älterer Sohn Fabian hilft viel mit, genauso wie meine Frau Ute.“ Denn einfach ist es nicht, in der heutigen Zeit einen Bauernhof zu bewirtschaften. Kein Landwirt macht das mit links. „Jede Generation hat ihre Probleme, jeder hat seine Opfer gebracht. Aber wenn jeder in schwierigen Zeiten aufgegeben hätte, dann würde ich nicht hier sitzen“, weiß Dirk Behrendts die Arbeit seiner Vorfahren zu würdigen. „Ein Hof ist eine Wirtschaftsgrundlage. Nach 30 bis 40 Jahren gibt man ihn weiter. Man sollte ihn vermehren, ihn wirtschaftsfähig halten“, so seine Überzeugung. Und dass Technik auch auf einem Bauernhof Fluch und Segen zugleich ist, kann er nur bestätigen: „Natürlich hatte man früher mehr und härtere Arbeit. Dafür ist heute aber auch alles hektischer, und ständig schellt das Handy.“
Hühner und Mutterkühe
Hühnerhaltung und Mutterkuhhaltung sind aktuell die Säulen des Betriebs. 3000 Hühner leben auf den Hof, deren Eier vermarktet werden. Hinzu kommen 45 Kühe, Bullen und Kälber. Komplettiert wird der Hofbetrieb von 60 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche und fünf Hektar, auf denen Behrendts Kartoffeln anbaut. Sorten wie Annabell, Celina, Solara, Bellana und auch rote Laura wachsen auf den Feldern in Esborn. In der natürlichen Fruchtfolge werden im jährlichen Wechsel Weizen, Tritikale, Gerste und Mais angebaut.
Vermarktet werden die landwirtschaftlichen Produkte im eigenen Hofladen und bei den Verkaufstouren an vier Tagen in der Woche. Dabei fährt Dirk Behrendts Kunden in Bommern und Silschede, in Alt-Wetter, in Wengern und auch in Volmarstein/Grundschöttel an. „Im Rahmen der bäuerlichen Strukturen versuchen wir auch, uns untereinander auszutauschen, um das Angebot anzurunden“, erklärt Behrendts, warum er bei seinen Verkaufstouren Fleisch von der Metzgerei Schröder vom Schmandbruch mitnimmt, und er selbst wiederum in dessen Metzgerei seine Kartoffeln und Eier verkauft.