Herdecke.. Der Monat Juli hat im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke einen Rekord gebracht. 124 Kinder wurden geboren. Darunter auch Drillinge und Zwillinge.
Die Freude in ihrer Stimme ist deutlich vernehmbar. „Wir sind sooooo stolz“, sagt Anette Voigt. Die Ärztliche Direktorin am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke hat zwar keine Erklärung für den Rekord, findet diesen aber „einfach nur schön“: Im Juli 2013 erblickten 124 Neugeborene in Ende das Licht der Welt, so viele wie noch nie in einem Monat seit der Gründung der Klinik im Jahr 1969. Bei den 120 Geburten gehörten die Niederkunft mit Drillingen (wir berichteten) und zwei Zwillingspärchen zu den I-Tüpfelchen, auch ein Beinahe-Drama ging nach einem Notkaiserschnitt glücklich aus. All das sei nur vergleichbar mit 115 Babys im September 1997 und 108 Neugeborenen im Juni 2012.
Letztere Zahl zeigt: Die aktuelle Entwicklung in Herdecke ist keine Eintagsfliege, der Klapperstorch fliegt schon länger konstant über die Umgebung und das Land. Während im Gemeinschaftskrankenhaus die Geburtszahlen seit 2005 (875) konstant bis auf 1081 im letzten Jahr anstiegen, bestätigte sich 2012 der Aufwärtstrend auch im Ennepe-Ruhr-Kreis mit einem Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 2309 Geburten. In ganz Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl um 1,9 % auf 145.755 gegenüber 2011.
„Mops“ und Marien-Hospital
Auch in der Nachbarschaft ist die Entwicklung erfreulich. Im Ev. Krankenhaus „Mops“ in Haspe mit vielen Eltern aus Hagen und dem EN-Südkreis liegt der bisherige Schnitt im ersten Halbjahr 2013 schon jetzt über dem des Vorjahreszeitraums (plus 30), was auch an der „Baby-Boom-Woche“ Anfang Juli mit 23 anstatt durchschnittlich zehn Geburten lag. Im Allgemeinen Krankenhaus Hagen, ausgestattet mit der höchsten Versorgungsstufe und auf Risikoschwangerschaften und Frühgeborene spezialisiert, bewege sich bei 405 Geburten in 2013 bisher alles im normalen Rahmen. Dagegen ist der Jubel im Wittener Marien-Hospital immer noch nicht ganz verhallt, nachdem im letzten Jahr 1805 Kinder zur Welt kamen (ein Plus von 219 gegenüber 2011) und dies der Spitzenwert im Bereich der Ärztekammer Westfalen-Lippe war. Das hohe Niveau halte derzeit an, im ersten Halbjahr zählte die katholische Klinik 1036 Geburten, im Vorjahreszeitraum waren es 1034.
Genug zur Statistik. Denn der Anstieg der Zahlen geht im Gemeinschaftskrankenhaus einher mit mehr Arbeit, etwa für die 14 Ärzte sowie für die Hebammen in Voll- und Teilzeitanstellung, von denen jeweils zwei im Dienst sind. Da nun im Rekord-Juli alle 56 Geburtsbetten belegt waren, „stapelten sich bei uns die Briefe“, berichtet Voigt. Obwohl sie viele müde Mitarbeiter sah, sei die Stimmung richtig gut, „denn solch eine Entwicklung beflügelt natürlich auch.“
Daher hätten sich die Investitionen von 100.000 Euro im letzten Jahr gelohnt. Zu den bisherigen drei Kreißsälen kam im Herbst 2012 ein weiterer hinzu, daneben gibt es noch einen Kreißsaal-OP. „Die sind auf einem modernen Stand, mit den Kapazitäten können wir alle Frauen gut versorgen.“
Viel Personal in Bereitschaft
Gleichwohl schlägt Voigt in dem Zusammenhang auch kritische Töne an. „Wir müssen sehr viel Manpower für Notsituationen bereit halten, dabei ist die Geburtshilfe unterbezahlt.“ Mit Blick auf das eigene Haus habe die Ärztliche Direktorin selbst und nach vielfacher Rückmeldung von Patienten festgestellt, dass die Stationen der Geburtshilfe und der Frauenklinik komplett saniert werden müssten. „Wir müssen unsere Pläne überdenken, daher gehen wir im Herbst in eine Findungsphase“, glaubt die Gynäkologin aber derzeit, dass die Modernisierung hier eher 2015 als im nächsten Jahr kommt. Für sinnvoll hält sie weiterhin, dass in Ende Babys im Haus mit einer Kinderklinik geboren werden können.
Womöglich kehre aber nun erst einmal wieder Normalität ein. Laut Voigt sei der August „normal angelaufen. In Sachen Geburtsstatistik wird es natürlich immer wieder mal Schwankungen und quasi schlechte Monate geben. Momentan sind wir einfach nur froh, dass so viele Schwangere zu uns gekommen sind.“