Herdecke. .

Vor hundert Jahren sah die Welt noch anders aus. Nicht nur, weil die Fotos von damals noch Schwarzweiß waren. „Wir wissen doch viel zu wenig über das, was vor uns war“, freut sich Güsah Güngör über die Idee ihres Geschichtslehrers Willi Creutzenberg, zur Fotoausstellung zum 100. Geburtstag des Herdecker Rathauses zu gehen.

Am Donnerstag wurde die Ausstellung eröffnet. „Ein gutes Team aus Heimatforschern hat sie zusammengestellt“, lobte Dennis Osberg. Er macht bei der Stadt die Pressearbeit, bei ihm liefen die Fäden für die Geburtstagsaktionen zusammen. Er durfte die Gäste begrüßen.

Für Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster war es ein schönes Zeichen, dass so viele Schüler in das ansonsten leer stehende Ladenlokal in den Rathausarkaden gefunden hatten: „Das senkt den Altersdurchschnitt deutlich“. Ansonsten waren es besonders die Ausstellungsmacher selbst, die zur Eröffnung der Schau gekommen waren. Bis Sonntag, 14. Juli, sollen die Bilder zu sehen sein. Und nicht nur sie.

In einer Vitrine liegen besondere Schätze der Rathausgeschichte aus: Ein Sammelteller mit dem Rathaus als Motiv, Untersetzer für Gläser und dazu eine Kachel mit dem typischen Zwiebelturm. Zum Greifen nahe, aber durch Glas geschützt, ist die schwere Amtskette für den ersten Bürger (oder die erste Bürgerin) der Stadt. Kein Alltagsschmuck, wie die Bürgermeisterin bekennt. Unter Glas auch liegt ein aufgeblättertes Gästebuch. Zu sehen ist Bundestagspräsident Norbert Lammert bei einem Besuch in Herdecke am 12. September 2011. „Und der war wirklich hier?“, wundert sich ein Besucher.

Ein Zeitstrahl an der Wand zeigt an, wie die Bürger zu ihren Rechten und die Gemeinde zu ihrer Selbstverwaltung gekommen ist. 1739 gab es das Stadtrecht, ab 1856 gilt in Westfalen das Dreiklassenwahlrecht in den Städten, 1946 beginnt die Re-Demokratisierung auch in den Rathäusern, 1994 schließlich die Abschaffung der sogenannten Doppelspitze von Bürgermeister und Stadtdirektor. Geschichts-Professor Gerhard E. Sollbach hat die Informationen zusammengetragen.

Franz Müntefering, damals Arbeitsminister in NRW, BVB-Präsident Reinhard Rauball oder Johannes Rau als Ministerpräsident, sie alle waren da und haben Stadt und Rathaus einen Besuch abgestattet, wie weitere Blicke in die „Goldenen Bücher“ der Stadt zeigen.