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Fünf Mal versetzte Feueralarm die Patienten der Orthopädischen Klinik in Aufregung. Fünf Mal rückte die Feuerwehr mit großem Aufgebot auf dem Stiftungsgelände an. Fünf Mal in nur zwei Monaten handelte es sich um einen Fehlalarm, mutwillig ausgelöst und mit besonderem Geschick.

Zehn Mal zehn Zentimeter groß ist die rot umrandete Kiste, die Axel Peitz zum Gespräch mitgebracht hat. Ein Druckknopfmelder, wie er in allen Fluren der Orthopädischen Klinik hängt. Axel Peitz ist Brandschutzbeauftragter der Evangelischen Stiftung Volmarstein, die auch die Klinik betreibt. Beim ersten Alarm am 28. März stand er noch vor einem Rätsel. Irgendein Melder musste ausgelöst haben, aber bei keinem war die Schutzscheibe geborsten, was eigentlich Voraussetzung ist, um an den Druckknopf zu gelangen.

Patienten in Unruhe

Ein Wunder war’s mit Sicherheit nicht. Aber vielleicht ein technischer Defekt? Bei den wenigen Bauteilen in dem Melder ist das zwar sehr unwahrscheinlich, überlegte Peitz, setzte sich aber sofort mit dem Hersteller in Verbindung. Fehlalarme seien ganz, ganz selten technisch begründet, bekam Peitz zu hören, aber auch nicht ausgeschlossen: „Beim zweiten Alarm war dann endgültig klar: Das kann’s nicht sein“. Aber was dann?

Brandschutzmelder hängen auf Fluchtwegen und sollen den Fliehenden Gelegenheit geben, die Feuerwehr zu rufen. Ein Schlag mit dem Ellenbogen oder dem Handballen reicht, und die Schutzscheibe zerspringt. Der Meldeknopf kann gedrückt werden. Um den Alarm zu beenden, kann der Deckel aufgeschlossen werden - und hier setzten die Überlegungen von Axel Peitz und der Feuerwehr ein. Ob wohl jemand einen passenden Schlüssel hat, auslöst, schnell den Sperrriegel wieder zurück drückt und den Melder so hinterlässt, als wenn nichts gewesen wäre?

Mit ein bisschen Klebemasse hat Axel Peitz dem Täter oder der Täterin eine erste Falle gestellt. An der Naht von Gehäuse und Deckel angebracht, war das Siegel nach dem nächsten Fehlalarm tatsächlich an einem der Melder verformt. Theorie bestätigt, aber weiter keine Spur vom Verursacher. Der soll jetzt gefunden werden, mit erhöhter Wachsamkeit im ganzen Haus. An alle Mitarbeiter ist eine entsprechender Appell als Mail gegangen, in den Krankenhausfluren hängen Aufrufe an die Patienten - denn so ein Alarm ist nicht einfach abzutun.

Über 100 stationäre Patienten hat die Klinik meist. Viele davon sind frisch operiert. Bei einem Feuer könnten sie nicht einfach selbst die Flucht antreten. „Das ist schon eine bedrohliche Situation“, weiß Axel Peitz. Denn in Angst versetzt wurden bei den Alarmen auch die rund 50 Mitarbeiter und dazu die vielen wartenden Patienten der Ambulanz. Die besondere Hilflosigkeit mancher Patienten ist aber auch der Grund für einen besonderen Eifer der Feuerwehr: Viele Autos und viele Einsatzkräfte rücken an, weil ja der Ernstfall nicht auszuschließen ist. Und dann war es wieder nur falscher Alarm.

„Ich sitze jedes Mal kerzengerade im Büro“, sagt Astrid Nonn von der Pressestelle der ESV über die Handvoll Fehlalarme: „Das ganze Dorf spitzt die Ohren, wenn die Feuerwehr mit Martinshorn und Blaulicht kommt“.

Einsätze teuer für die ESV

Zu der unbegründeten Aufregung gesellt sich begründeter Ärger: Die Feuerwehr in Wetter ist eine Freiwillige Feuerwehr. Wer zum Einsatz kommt, muss in der Regel bei der Arbeit alles liegen und stehen lassen. Je mehr die Mitarbeiter unverrichteter Dinge wieder zurück kommen, „umso schwerer wird es, bei den Arbeitgebern Akzeptanz für die Feuerwehr zu finden“, sagt Peitz.

Nicht zu vergessen der materielle Schaden: Für jeden Ruf zur Klinik, ohne dass es wirklich brennt oder eine Notlage erkennbar wäre, zahlt die ESV. Pro Einsatz sind das mehrere hundert Euro. Die Nutzung von Notfalleinrichtungen ist ein Straftatbestand, sagt das Gesetz, auch wenn dafür nur ein Nachschlüssel und ein paar Sekunden gebraucht werden.