Wetter. .
Es sind oft die kleinen Werke, die beim Stöbern in Büchereien zu den Besonderheiten gehören. Wer etwa in der Bücherstube Draht in Wetter abseits von Weltbestsellern nach Unterhaltung sucht, landet womöglich bei dem Gedichtband „Rose mit Kaffee“. Der stammt aus der Feder von Anna Zurmühl, die einige Wetteraner unter ihrem richtigen Namen Thea Struchtemeier kennen.
In Wetter ist die Sozialwissenschaftlerin und Journalistin groß geworden, lebte 18 Jahre hier bis zu ihrem 20. Lebensjahr und entdeckte in der Schulzeit ihre Schreiblust. „Manche Lehrer am Städtischen Gymnasium haben mir Wichtiges mit auf den Weg gegeben, außerdem war ich Mitte und Ende der 1970-er Jahre in der Jugendbewegung aktiv“, erzählt Struchtemeier. In ihren Erinnerungen tauche oft das schöne Ruhrtal auf, aber auch der trostlose Blick auf die Gleise am Bahnhof.
Dementsprechend finden sich in dem Gedichtband nicht nur Themen wie Liebe, Dankbarkeit und Glück, sondern auch sozialkritische Lyrik. „Manches ist ganz klar biografisch inspiriert“, sagt die Autorin, die als freie Journalistin durch die Welt reiste, dabei Anwälte sowie Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Deutschland begleitete und Menschenrechtsverletzungen beobachten konnte.
Es führte sie nach Sri Lanka und Thailand, zudem in die Türkei, Iran und Irak oder auch nach Südkurdistan. „Dort habe ich einige Freundschaften geschlossen. Seit dieser Zeit spreche ich türkisch und habe auch Kurdisch gelernt. In ‘Rose mit Kaffee’ hat auch ein türkisches Gedicht Einzug gehalten.“ Klingt nach einer bunten Mischung, zumal sich an anderer Stelle ein Anti-Nazi-Beitrag befindet.
Wissenschaft und Lyrik
Über viele Jahre hat Petra Struchtemeier, die heute Pressereferentin im Haus der Geschichte in ihrem Studienort Bochum ist, ihre Beobachtungen aufgezeichnet und meist in wissenschaftlichen Beiträgen veröffentlicht. Im Jahr der Kulturhauptstadt brachte sie im Rahmen von Ruhr2010 dann die Gedichte heraus. „Wenn man dichtet, ist einem nicht so klar, wie das funktioniert. Bei meinen teils recht langen Reportagen wollte ich den Leser in die Geschichte hineinziehen, meine Gedichte sind meist intensiv und kurz.“
Und in diesen Werken betont sie menschliche Züge, blickt etwa in der Rubrik „Automatenland“ sozialkritisch auf die Gesellschaft und transportiert dann an anderer Stelle auch mal Emotionen wie Trauer oder Wut. „Es geht oft um kleine Begebenheiten, zudem will ich den Alltag voller Hektik, Tempo und Arbeit abbilden“, so Thea Struchtemeier. Auch ihr Künstlername hat biografische Züge, hießen doch ihre Großeltern Zurmühl.
Kleines Format
Der Gedichtband („im englischen Format, so groß wie eine Tafel Schokolade“) von Anna Zurmühl erschien im Münsteraner MV-Verlag, kostet 7,30 Euro und wurde laut Autorin von einer Grafikerin „liebevoll illustriert“. Auf dem Cover heißt es: „Rose mit Kaffee – das sind Gedichte mit Prosa, die Liebe und Natur, Alltag und Politik von Okzident mit Orient in rhythmische Atmosphären einfangen.“