Herdecke. .

Am Sonntag gibt es zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt einen Bürgerentscheid. Er ist nötig geworden, weil der Rat der Stadt sich mit Mehrheit über die 2600 Stimmen eines Bürgerbegehrens hinweg gesetzt hat. Die Unterzeichner hatten den Rat aufgefordert, den Umzugsbeschluss für zwei Schulen aus dem letzten September zurück zu nehmen. Damals hatte der Rat entschieden, dass die Vinkenberggrundschule nach Kirchende und die Grundschule im Dorf in die jetzige Hauptschule umziehen sollen.

Ein Bürgerentscheid ist eine Art Wahl. Stimmberechtigt sind alle Bürger, die auch bei einer Kommunalwahl wählen dürften, also Herdeckerinnen und Herdecker über 16 Jahren. Es gibt verteilt über die Stadt fünf Wahllokale und damit deutlich weniger als bei einer normalen Wahl. Abgestimmt werden kann am Sonntag in der Zeit von 8 bis 18 Uhr. Danach wird ausgezählt. Die Ergebnisse gibt es aktuell im Ratssaal und auf der Homepage der Stadt.

Ohne Modellschule sind Umzüge unnötig

Wer beim Bürgerentscheid mit „Ja“ stimmt, möchte die Vinkenberggrundschule am jetzigen Standort als eigenständige Schule erhalten und die Grundschule im Dorf in die frühere Grundschule Kirchende umziehen lassen. Voraussetzung dabei: Die Modellschule kommt nicht.

Für ein „Ja“ beim Bürgerentscheid haben sich ausgesprochen die Bürgerinitiative „Stopp! Keine Umzüge ohne Modellschule“, die SPD und die Linke im Rat der Stadt. Aus den Begründungen:

Schulen in Ortsteilen verwurzelt

„Wir wollen nicht, dass die seit 40 Jahren im Stadtteil verwurzelte Grundschule Vinkenberg für einen unnötigen Schultausch geopfert wird, da sie durch ihre Lage und Ausstattung unseren Kindern optimale Bedingungen bietet“, so die Initiatoren des Bürgerbegehrens.
Die SPD ist für einen Erhalt der Vinkenbergschule am jetzigen Standort, „weil sie dort seit über 40 Jahren zentraler Bestandteil einer kinder- und familienfreundlichen Infrastruktur ist: Kurze Beine, kurze Wege.“ Die Prognose des aktuellen Schulgutachtens zeige an diesem Standort mittel- bis langfristig genügend I-Männchen für die gesicherte Einzügigkeit“.

Hauptschule wird anders gebraucht

Die Zukunft der Grundschule im Dorf sieht die SPD weiter in Ende, dann aber im Gebäude der früheren Grundschule Kirchende und zweizügig. Die Schule sei seit über 20 Jahren in Ende fest verankert.
Wenn das Gebäude der jetzigen Hauptschule leer stehe, „ist das gut so“, sagt die SPD. Komme die Modellschule nämlich nicht, müsse Herdecke für die weiterführenden Schulen eine Alternative entwickeln, die im Schulzentrum Platz benötige.

Ratsentscheidung war verfrüht

Die Linke hätte sich eine frühzeitigere Beteiligung von Eltern, Schülern und Lehrern an den Planungen zur Schullandschaft gewünscht und hält die Umzugsentscheidung des Rates für verfrüht.

Umzüge machen in jedem Fall Sinn

Wer beim Bürgerentscheid mit „Nein“ stimmt, will einen Umzug der Vinkenbergschule in die frühere Grundschule Kirchende und einen Umzug der Grundschule im Dorf in die auslaufende Hauptschule. Das gilt auch, wenn es keine Modellschule gibt.

Für ein „Nein“ beim Bürgerentscheid haben sich ausgesprochen die Koalitionsparteien CDU, Grüne und FDP, die Stadtverwaltung und die Grundschule im Dorf.

Wichtiges Angebot für Ende

Die Stadt hält die Umzüge für notwendig, „da das Gebäude der Grundschule im Dorf in marodem Zustand ist“ und die benachbarte Grundschule Kirchende zu klein sei für einen Umzug. Die Grundschule Vinkenberg solle dann ein zweites Angebot neben der Schrabergschule in Ende sichern.

Zwei Züge für die Schule im Dorf

Die Grundschule im Dorf sieht den Umzug in die Hauptschule als „einzig realistische Möglichkeit“ an, gesichert zu einer Zweizügigkeit zu kommen. Von den Schülerzahlen her habe sie diesen Stand längst erreicht, nur dass die entsprechenden Räume fehlten.

Geld für teuren Umbau fehlt

Bei einem Umzug der Schule im Dorf in die Grundschule Kirchende müsste die Schule von derzeit anderthalb auf einen Zug verkleinert werden, sagt die CDU. Für die Alternative, das Gebäude für 2,8 Mio.€ auszubauen, fehle das Geld.
Die Grünen begründen ihr Nein mit der „Verantwortung für unsere Stadt, ihre Finanzen und die Zukunft des Schulangebotes“. Eine einzügige Schule im Dorf in Kirchende, eine womöglich nicht gesicherte Vinkenbergschule am jetzigen Standort und eine leere Hauptschule sind aus ihrer Sicht ein Desaster - „und das nur, weil einige Eltern ihren Kindern keine zehnminütige Busfahrt zumuten wollen.“
Die sinkende Kinderzahl zwinge zur Anpassung bei der Zahl der Schulen, so die FDP. Die Schule im Dorf solle dabei in ihrer Entwicklung nicht eingeschränkt werden.