Herdecke. .

Sein altes Büro steht noch und auch die Halle für die Fertigung. Ansonsten ist auf dem Westfalia-Gelände kaum ein Stein auf dem anderen geblieben, seit Heinz-Werner Göersmeier mit rund 350 Kollegen von Herdecke nach Bönen gewechselt ist. Westfalia in Herdecke, das war einmal. Nun steht auf einem Großteil der Fläche das „Quartier Ruhraue“. Für Göersmeier „das Beste, was man aus dem Gelände machen konnte.“

Heinz-Werner Göersmeier sitzt im Café Hagenkötter, das Anfang Dezember im neuen Edeka als Teil des Quartiers eröffnet worden ist. Sein Blick geht über den Parkplatz am sogenannten Torhaus vorbei Richtung Viadukt. „Ein paar Hallen stehen ja noch“, weiß Göersmeier, der gar nicht weit weg wohnt und gut verfolgen konnte, welche Bereiche bereits weichen mussten und wo die Abrissbirne noch nicht zugeschlagen hat.

So könnte er auch noch in die Räume gehen, in denen vor 40 Jahren die Montage war. Hier hat er begonnen, nicht bei Westfalia. Das Unternehmen gab es auch an seinem Heimatort Oelde, wo er auch die Ausbildung als Zerspaner gemacht hat. Aber vier Jahrzehnte liegt sein Wechsel an den Standort Herdecke zurück. Vakuum-Pumpen für Melkmaschinen hat er zunächst gefertigt. Als er vor acht Jahren mit allen Kollegen an den neuen Standort Bönen ging, war er Leiter der mechanischen Fertigung, der Lackiererei und der Montage - und stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrates.

Verlagerung kam nicht plötzlich

Mit 13 hat er bei Westfalia angefangen, mit 63 ist er in den Ruhestand gegangen. Jahre als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der GEA, zu der Westfalia gehört, lagen hinter ihm. Bis zuletzt war er Vorsitzender des Betriebsrates bei Westfalia in Bönen und stellvertretender Vorsitzender des Konzernbetriebsrates. „Die Stimmung unter den Mitarbeitern und zu den Verantwortlichen war immer gut“, sagt er auch über die Jahre des Umzugs. Länger schon hätten sich Veränderungen angekündigt. Auch wenn es erst so ausgesehen habe, als wolle Westfalia die Landmaschinentechnik in Herdecke bündeln. Dann sei es Bönen geworden. Ein Standort bewusst auf halber Strecke zwischen Herdecke und Oelde.

Anfangs setzte die Firma Busse ein, um ihre Mitarbeiter von Herdecke nach Bönen zu fahren. Ein Jahr sollte das so gehen. Auf Betreiben des Betriebsrates wurde der Bustransfer um ein halbes Jahr verlängert. Seitdem machen sich die Kollegen meist in Fahrgemeinschaften auf den Weg. „Und so weit ist das ja auch nicht“, sagt Heinz-Werner Göersmeier. 43 Kilometer hin und wieder zurück.

Die Firma hat ihn mit einer vergoldeten Melkbecherhülse und einem langen Artikel in der Mitarbeiterzeitschrift in den Ruhestand verabschiedet. „Betriebsrat, Brandmeister und BMW-Fan“ steht über der Würdigung. Das Unternehmen wollte es nicht bei der eigenen Würdigung belassen. Sie hat Göersmeier für den Verdienstorden das Landes NRW vorgeschlagen. Leumundszeugnisse kann sich die Staatskanzlei holen beim Betriebsratsvorsitzenden des Konzerns, beim IG-Metall Bevollmächtigten, bei der Assistentin von Göersmeier und bei Peter Aurandt vom TuS Ende.

Aktiv im TuS Ende

Der Einsatz für den TuS hat Heinz-Werner Göersmeier gar nicht merken lassen, dass er nicht mehr nach Bönen fahren muss. Göersmeier ist Vize-Chef des Vereins und Leiter der Tennisabteilung. Langeweile will da nicht aufkommen: „Jetzt kann ich mehr machen als vorher“, freut sich Göersmeier und humpelt zurück zum Auto. Sport ist nicht nur eine Sache für andere. Er greift noch selbst gerne zum Schläger, auch auf die Gefahr einer Verletzung hin.