Herdecke. .

Sein Tag beginnt nachts um Viertel nach Zwei. Denn um Drei muss er in Dortmund auf dem Großmarkt sein. Herbert Schnückel verkauft schon seit Ende der 80er Jahre Obst und Gemüse auf dem Wochenmarkt. Montag feierte er seinen 80. Geburtstag, und gestern stand er wieder auf dem Herdecker Markt.

Insgesamt steht der Hagener vier Mal in der Woche in Herdecke. Und wenn nicht auf dem Wochenmarkt, dann an der Hauptstraße. Dafür hat er eine Sondergenehmigung. Auslöser für diesen eher ungewöhnlichen Standort war ein Jahr, in dem drei Feiertage auf einen Donnerstag fielen. Das bedeutete für die Herdecker, drei Wochen ohne Wochenmarkt. Es gab einen Aufschrei, der bei Familie Schnückel ankam. Seitdem stehen die Schnückels auch an der Hauptstraße.

Feuer führte zum Marktstand

So richtig los ging es für Herbert Schnückel und seine Frau durch einen Brandschaden. Ihr ursprünglicher Tante-Emma-Laden brannte nieder. Sie beschlossen, ihre Waren auf den Markt zu bringen. Seit dem ist Herbert Schnückel dort mit seinem Stand anzutreffen. „Das war die Zeit, als es sowieso mit den kleinen Lädchen bergab ging und die durch Supermärkte ersetzt wurden“, erinnert er sich. Auch heute noch ist natürlich die Konkurrenz vom Supermarkt da, „aber die Menschen wollen lieber gute Qualität, die Nummer eins,“ ist seine Erfahrung.

Am Anfang war sein Stand natürlich viel kleiner, als heute. Mit einem Schmunzeln im Gesicht erinnert er sich: „Wir haben angefangen mit ein paar Böcken und ein paar Sonnenschirmen. Das haben wir heute sehr vereinfacht, haben jetzt einen LKW mit Hebebühne. Das spart die ganze Schlepperei.“ Und auch der Stand sei deutlich größer. Mit einem Lachen erinnert Schnückel sich noch ganz genau an den LKW-Kauf: „Als wir den damals kaufen wollten, hat mir der Verkäufer den Preis genannt, und ich habe nur laut gelacht und gesagt: Da schleppe ich lieber wieder selbst!“

Die Herdecker kennen ihn nur vom Wochenmarkt, eine richtige Freundschaft zwischen ihm und einem Kunden hat sich nie ergeben. „Dafür ist die Zeit ja gar nicht da. Wir kommen morgens hier an. Mittags packen wir dann zusammen und fahren nach Hause.“ Ein wenig verwunderlich ist es, dass eine Kundin ihn mal fragte, ob er denn nachts von Obst und Gemüse träumen würde. „Nein“, klärt er auf, „ich wurde auch gefragt, ob das mein Hobby wäre. Aber ich habe andere Hobbys, und ich träume auch nicht von Obst und Gemüse.“ Wenn er nach Hause kommt, setzt er sich meistens an Klavier. Das entspannt ihn und macht ihm Spaß. Auf dem Klavier spielt er immer das, worauf er gerade Lust hat. Von Klassik bis zu alten Schützenfestliedern ist alles dabei. „Da kann es auch dunkel im Raum sein. Ich spiele mit und ohne Noten. Ich setze mich einfach hin, greife in die Tasten, und es klingt gut!“

Bleibt die Frage, ob er nach so langer Zeit im Dienst überhaupt noch Lust hat, weiter zu machen? „Ich sag meinen Kunden immer: Wenn ich keine Lust mehr habe, bin ich über Nacht weg. Aber so lange ich noch so topfit bin und Spaß daran habe, mache ich gerne weiter!“