Ennepe-Ruhr. .
Dieses Büro gibt es noch nicht, aber es könnte es bald geben. Es liegt 40 Meter unter der Erde. Darin sitzt ein Mitarbeiter vor seinem Computer. Es ist taghell, obwohl keine Lampe eingeschaltet ist. Das Licht wird aufgefangen und in die Tiefe geleitet. Bei Wasser oder Luft ist das leicht vorstellbar – aber Licht? Es geht mit Röhren aus Aluminium, das vorher von der Firma Alanod in Ennepetal veredelt wurde.
„Licht ist unser Geschäft“, sagt Ingo Beyer, Chef bei Alanod. Man muss schon genau hinschauen, um zu begreifen, wie spannend die Arbeit bei dem Ennepetaler Weltmarktführer ist. Eigentlich kommen vorne Rollen mit Aluminium hinein und hinten wieder hinaus. Aber, wenn sie hinaus kommen, dann glänzt das Metall. Normalerweise wird Aluminium schnell stumpf. Wird es zum Beispiel als Reflektor in einer Leuchte verwendet, dann schluckt es deshalb schnell das Licht. Nicht so das Material von Alanod. Es reflektiert bis zu 99 Prozent, wie ein Spiegel. Die Lampen werden heller, nicht mehr so viele werden benötigt, um einen Raum zu beleuchten. Dadurch kann Energie gespart werden.
Heute ist das wichtig. Als Alanod 1995 die Idee dazu entwickelte und einem Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zwölf Millionen damals noch DM den Auftrag für den Bau einer Fertigungsanlage für 15 Millionen DM erteilte, war das Umweltbewusstsein nicht so groß. „Wir haben den Grundstein für den Aufstieg zum Weltmarktführer gelegt, als das Produkt noch niemand brauchte“, sagt Detlef Düe, Leiter der Bereiche Entwicklung und Marketing.
Voraus zu denken,
das ist die Philosophie
Voraus zu denken, das sei die Philosophie des Unternehmens. „Wenn jemand ein Bürogebäude plant, dann greift er auf einen Bauträger zurück. Der achtet darauf, dass er mit dem Geld auskommt, das ihm zur Verfügung steht, nicht aber auf die Folgekosten. Deshalb klären wir auch bei dem Endverbraucher auf“, verdeutlicht Düe das Ziel des Alanod-Marketings.
Als die Ennepetaler im Jahr 2000 damit begannen, reines Silber auf Aluminium aufzutragen, schüttelten die Lampenhersteller den Kopf. Das Material war viel zu teuer für einen Leuchtkörper. Dafür waren die Hersteller von Bildschirmen und Fernsehgeräten begeistert. Das Produkt aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis half ihnen, die Flachbildschirme immer flacher zu machen. Die Hauptkunden saßen im fernen Korea, wohin auch viele europäische Hersteller von Unterhaltungs-Elektronik ihre Produktion verlagert hatten. Zehn Jahre später und nachdem sich die Überzeugung durchgesetzt hat, das Stromsparen der beste Weg ist, die Umwelt zu schonen, lohnt sich auch der Einsatz des Materials bei Beleuchtungen.
Alanod hat aber noch andere Geschäftsfelder. Wer Licht weiterleiten kann, der kann es auch einfangen, zum Beispiel bei Sonnenkollektoren. „Wenn sie Anlagen mit dunklen Flächen auf den Dächern sehen, dann können sie davon ausgehen, dass das Material dazu von uns kommt“, sagt Geschäftsführer Ingo Beyer. 95 Prozent des Lichtes können die Flächen aufsaugen und durch die Energie zum Beispiel Räume wärmen oder Wasser erhitzen. Und so sorgt Alanod nicht nur dafür, dass Tageslicht den Aufenthalt im neuen Terminal des Flughafens in Singapur angenehm macht, sondern auch dafür, dass in der Wüste von Dubai die größte Solaranlage der Welt in Betrieb gehen kann.
„70 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit Licht, weitere 20 Prozent mit Solartechnik“, erklärt Beyer. Aber auch die restlichen zehn Prozent sind durchaus spannend. Das von Alanod beschichtete Aluminium ist nämlich nicht nur nützlich, sondern auch sehr schön im Glanz. Deshalb fertigt der Autohersteller BMW für den Mini Cooper daraus seine Einstiegleisten. Und auch Audi hat sich beim A 6 dafür entschieden.
Gute Mitarbeiter sind das Wichtigste
Und manche Frau trägt Materialien von Alanod sogar am Hals, ums Handgelenk oder am Finger. Die Firma Swarovski, weltweit berühmt für Kristallschmuck aus den eigenen Minen in Österreich, hat entdeckt, dass ihre Steine noch verführerischer funkeln, wenn das Licht dadurch reflektiert wird. Das klingt alles viel spannender als die offizielle Bezeichnung des Produktionsbereichs, in dem Alanod Weltmeister ist: Eloxierte und PVD-beschichtete Aluminiumbänder.
„Die Denker und Entwickler des Familienunternehmens Alanod, mit Ingo Beyer an der Spitze, haben offensichtlich Spaß daran, in die Zukunft zu schauen und diese mit zu gestalten“, urteilt Brigitte Drees, Mitarbeiterin der EN-Agentur, der Wirtschaftsförderung des Ennepe-Ruhr-Kreises. „Hier wird nicht einfach auf das Marktgeschehen reagiert, sondern auf Hochtouren daran gearbeitet, unternehmensinterne Entwicklungen, sprich Produkte, vorausschauend auf den Markt und zum Kunden zu bringen.“
Und Beyer gibt den Ball zurück: „Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist für uns ein absolut guter Standort. Wir haben keine Schwierigkeiten vor allen Dingen im gewerblichen Bereich Mitarbeiter zu bekommen. Und gute Mitarbeiter sind das Wichtigste für ein Unternehmen.“