Herdecke. Kürzung bei Betreuungsplätzen für die Kleinsten, Stadtverwaltung beruhigt. Eltern älterer Kinder haben Grund zur Freude.

Für Kinder und Eltern ist ein ausreichendes Platzangebot der frühkindlichen Bildung ein wichtiges Kriterium für gesellschaftliche Teilhabe. In NRW fehlen jedoch laut der Studie des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund „Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe. Bestand, Lücken, Gewinnung, Bedarfe in NRW“ bis 2035 zwischen 98.000 und 126.000 Plätze in Kita und Kindertagespflege. Allein im U3-Bereich müssen demnach bereits bis 2030 zwischen 89.300 und 95.500 Plätze geschaffen werden, um die Bedarfe der Eltern abdecken zu können. So heißt es wörtlich in der Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage der SPD. Und in Herdecke nimmt die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren ab.

So steht es jedenfalls in der Antwort des Familienministeriums auf die SPD-Frage „Wie viele zusätzliche Betreuungsplätze entstehen zum Kita-Jahr 2024/2025 in Nordrhein-Westfalen?“. Nach zusätzlichen Plätzen ist gefragt. In Herdecke werden es weniger, wie die Stadtverwaltung bestätigt. Die Zahlen in der Auflistung für die Landtagsmitglieder basieren auf Zahlen aus Herdecke. Und da ist nachlesbar: Die Anzahl der Kitaplätze für Jungen und Mädchen unter drei Jahren sinkt von derzeit 185 auf 177.

Tagespflege als Ausweg

Die Differenz von acht Plätzen im U3-Bereich erklärt die Stadt Herdecke auf Nachfrage der Redaktion „durch den schrittweisen Abbau der Überbelegung.“ Aufgrund einer etwas geringeren Nachfrage in diesem Jahr sei die Rückführung zur Regelplatzbelegung angestrebt worden. So solle die Überlastung der Einrichtungen vermieden und die Qualität der pädagogischen Arbeit sichergestellt werden. Wo dennoch der Bedarf bei U2- und U3-Bedarf über Kitas nicht gedeckt werden könne, bliebe wie in der Vergangenheit die Tagespflege als Ausweg.

Besonderer Vorteil der Tagespflege: ihre Flexibilität. Oft würde das Kindesalter bei Betreuungsbeginn individuell sehr unterschiedlich gewählt. Eine feste Planung der benötigten Plätze sei daher langfristig schwer umsetzbar. Mit der Tagespflege könne auf diesen schwankenden Bedarf gut reagiert werden. Zur Tagespflege zählt die Betreuung durch Tagesmütter und Tagesväter, aber auch die Großtagespflege in etwas größeren Gruppen.

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Während die Kapazitäten für Kinder unter drei Jahren in Herdecke sinken, steigt die Zahl der Kindergartenplätze für die Älteren aber deutlich an. Aus aktuell 637 Plätze werden im nächsten Kindergartenjahr 653. Die Zunahme hier ist deutlich größer als der Verlust bei den Plätzen für die Jüngsten. Ein Blick auf die Zahl der Kindergartengruppen in Herdecke liefert die Erklärung: Künftig werden es 45 und damit zwei mehr sein als bisher – bei der gleichbleibenden Zahl von 13 bei den Kindergärten insgesamt im Stadtgebiet. Im Sommer sollen in der ehemaligen Vinkenberg-Grundschule zwei neue Gruppen aufmachen, die dem GVS-Kindergarten am Vinkenberg zugeordnet sind.

So nimmt die Zahl der Kita-Plätze in Herdecke seit 2019 nahezu unablässig zu und steigert sich noch einmal von 812 auf 840. Weil die Stadt Herdecke aber von 110 statt bisher 120 Plätze in der Tagespflege ausgeht, fällt der Zuwachs der Betreuungsplätze insgesamt nicht ganz so stark aus. Die Stadt Herdecke spricht von einer „sehr guten Versorgungsquote“ im Vergleich zum Landesdurchschnitt.