Herdecke. Seit Anfang Mai ist bei Café Wenning in Herdecke Erdbeer-Saison. Bei Hagenkötter ging es schon früher los. Die Nachfrage ist bei beiden groß.
In der Backstube vom Café Wenning stapeln sich die Schälchen mit Erdbeeren. Die einfache Rechnung: Zwei Kilo Erdbeeren reichen für eine Erdbeertorte. Das ist viel, weiß Konditor Guido Behrens. Aber er will ja auch den Ruf verteidigen, besonders leckeren Kuchen in die Vitrine zu stellen. Die Früchte dürfen nicht zu klein sein. Dann dauert die Belegung ewig. Sie dürfen aber auch nicht zu groß sein. Dann bleibt zu viel Luft für den Tortenguss. Das gesunde Mittelmaß wird bei ihm verarbeitet und eng geschichtet, seit Anfang Mai erst vermutlich wenige Wochen nur, und auch das hat - wie die Größe - etwas mit Qualität zu tun.
Früher mal war die Erdbeersaion im Café Wenning länger. Aber da kamen die Erdbeeren auch noch nicht ausnahmslos von einem Bauern in Iserlohn. Keine Erdbeeren aus anderen europäischen Ländern, nicht einmal die Herkunft Deutschland reicht Guido Behrens als Gütesiegel aus. Er nimmt nur noch regionale Erdbeeren und hat sich damit von der Erntezeit im Märkischen Kreis abhängig gemacht. Früher seien die Früchte oft viel zu lange unterwegs gewesen. Über seinen jetzigen Lieferanten sagt Behrens: „Der weiß, was ich brauche. Und ich weiß, was er kann.“ Mitunter tägliche Lieferungen zählen dazu.
Kein Schnäppchen, aber Qualität
Eine gute Packtechnik gehört in seiner Backstube zur Rezeptur seiner Erdbeer-Brummer. Mürbeteig, ein Bisquitboden, Tortenguss und natürlich die Erdbeeren machen bei ihm eine gut geschichtete Torte aus. „Mehr nicht“, sagt Guido Behrens, vor allem kein Pudding. 4,80 Euro nimmt er für das Stück, so viel wie auch im vorigen Jahr. Ein Schnäppchen ist das nicht, weiß der Konditor. Aber seine Kunden lieben diese Qualität, sagt er. Und um die Qualität zu halten, ist dann eben nach vier Wochen Schluss, dann, wenn Iserlohn nicht mehr liefern kann für die blütenförmigen Erdbeertorten bei Wenning.
Im Jahreslauf beleben nicht nur Erdbeeren das Geschäft. Vorher kommt der Rhabarber auf den Tortenboden, danach sind es Zwetschgen. „Wenn etwas nicht ständig verfügbar ist, steigert das den Wert“, sagt Guido Behrens. Und so gerne er sich aktuell die Erdbeeren aus dem Kofferraum seines Lieferanten anreichen lässt, geschäftlich zumindest machen ihm die anderen Früchte zum Teil mehr Freude. Die Erntesaison bei den Zwetschgen sei länger als die bei den Erdbeeren, führt er an, es gebe mehr Zuliefer, das Angebot sei größer, und so empfindlich wie Erdbeeren seien die Zwetschgen auch nicht.
Bei Hagenkötter in Herdecke gibt es Erdbeerhappen schon seit Mitte April. Wenn die Kunden beim Einkauf die ersten Erdbeeren sehen, beginnt auch die Fragerei nach Erdbeerstückchen an der Kuchentheke. Und dann möchte Ariane Hagenkötter auch die Kundenwünsche bedienen. In der Backstube am Ahlenberg werden nur Erdbeeren aus europäischer Produktion verarbeitet. Noch lieber kann sie sagen, dass die Früchte aus Deutschland stammen. Aktuell ist das noch nicht der Fall, „das kommt aber noch“, schaut sie zeitlich nach vorn in der Erdbeersaison.
Auf die Erdbeeren folgen auch bei Hagenkötter die Zwetschgen und dann später im Jahr „die schweren Sachen mit Crème“, geht Ariane Hagenkötter den Jahreslauf durch. Das stärkste Saison-Produkt ist für sie auf jeden Fall die Erdbeere, und da brummt es gerade. Auch sie weiß: Die Früchte dürfen weder zu weich noch zu grün sein, damit sich leckere Erdbeer-Schnittchen daraus machen lassen. So wie Guido Behrens nicht mehr Erdbeeren ordert, als die fleißigen Hände in seiner Backstube verarbeiten können, so muss auch sie täglich kalkulieren. Manchmal liegt dann noch zur Kaffee-Zeit ein Resttörtchen in der Auslage. Es kann aber auch schon mal passieren, dass bereits am Mittag alle Erdbeerstückchen ausverkauft sind.
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Unersättliche können dann immer noch versuchen, an Erdbeeren zum Selberbacken zu kommen. Saison ist nämlich nicht nur beim Bäcker oder Konditor des Vertrauens oder in den Obstabteilungen von Supermärkten und Discountern. Gleich mehrere Stände und Büdchen am Straßenrand im Herdecker Norden werben mit großen Schildern und prall gefüllten Körbchen für ausgiebigen Erdbeergenuss. Zur Not auch ganz ohne einen noch so leckeren Tortenboden darunter.