Herdecke. Für Vielfalt und Demokratie auf die Straße gehen: Was Einzelpersonen anregten, fand Anklang bei Vereinen und Parteien sowie der Bürgermeisterin.

Durch Deutschland schwappt im Januar 2024 eine Welle. In vielen Städten gehen Tausende auf die Straße, um gegen Rechtsextremismus im Allgemeinen und gegen die AfD im Besonderen zu demonstrieren. Was sich beispielsweise an diesem Donnerstag im benachbarten Hagen fortsetzt, soll am 3. Februar auch in Herdecke geschehen: Am ersten Samstag im kommenden Monat wollen hier auf dem Kampsträter Platz viele Bürgerinnen und Bürger ein Zeichen für Vielfalt sowie Demokratie setzen.

Was woanders geht, sollte doch auch hier möglich sein

Schon Mitte Januar, so berichtet es Armin Neuhaus, hatten einige Herdeckerinnen und Herdecker angesichts der deutschlandweiten Demonstrationen die Idee: Solch eine Kundgebung sollte sich doch auch hier in der Stadt an den Ruhrseen organisieren lassen. Einige von ihnen meldeten sich diesbezüglich bei der Bürgermeisterin. Katja Strauss-Köster regte daraufhin auf ihrer Facebookseite eine Aktion an und warb um Unterstützung, um beispielsweise über eine Menschenkette in der Fußgängerzone nachzudenken. „Die rechten Tendenzen hierzulande machen auch meiner Frau und mir Angst“, sagt Neuhaus.

Vorbereitungstreffen im evangelischen Gemeindehaus: 40 Herdeckerinnen und Herdecker folgten dem Aufruf der Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster sowie der heimischen ZWAR-Gruppe.
Vorbereitungstreffen im evangelischen Gemeindehaus: 40 Herdeckerinnen und Herdecker folgten dem Aufruf der Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster sowie der heimischen ZWAR-Gruppe. © WP | Privat

Schließlich vereinbarten mehrere Interessierte, sich am Dienstagabend zu einem Vorbereitungstreffen im evangelischen Gemeindehaus neben der Stiftskirche zu verabreden. Ungefähr 40 Herdecker Bürgerinnen und Bürger folgten dem Aufruf der Bürgermeisterin und der hiesigen Gruppe „Zwischen Arbeit und Ruhestand“. Auch aus den ZWAR-Reihen kamen Vorschläge, um Flagge gegen Antisemitismus und Rassismus zu zeigen. Wobei Armin Neuhaus betont, dass zur Zusammenkunft in der Alten Stiftsstraße auch Vertretungen von Vereinen, demokratischen Parteien, Pfadfinder oder Geschäftsleute erschienen: „Es geht nicht um Einzelpersonen oder bestimmte Gruppierungen“, sagt das Vorstandsmitglied des hiesigen Brotkorbs. Das Motto laute sinngemäß vielmehr: Hier zieht Herdeckes Bürgerschaft an einem Strang.

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Die erste Erkenntnis im gut gefüllten Gemeindesaal: „Alle zeigten sich tief besorgt in Anbetracht des wachsenden Antisemitismus und einer zunehmenden Gruppe mit extrem rechten Ansichten. Es wurden viele Ideen für zukünftige Aktionen diskutiert“, berichten Strauss-Köster und Neuhaus.

Demonstration am Kampsträter Platz

Ergebnis des Treffens, das länger als eineinhalb Stunden dauerte: Die Anwesenden möchten unter dem Motto „Herdecke steht auf - Für Vielfalt und Demokratie!“ verschiedene Aktionen planen und umsetzen. Der Auftakt erfolgt demnach am Samstag, 3. Februar, von 11 bis 13 Uhr mit einer Demonstration auf dem Kampsträter Platz. Des Weiteren planen die Initiatoren unter anderem wiederkehrende Mahnwachen.

Ein Demonstrationsteilnehmer hält am Samstag in Dortund ein Schild „1933 Gründe gegen Nazis!“ hoch.
Ein Demonstrationsteilnehmer hält am Samstag in Dortund ein Schild „1933 Gründe gegen Nazis!“ hoch. © dpa | Roberto Pfeil

Der Tenor der Zusammenkunft im Schatten der Stiftskirche: „Die Anwesenden treibt der Wunsch an, anderen die unbestreitbaren Vorzüge der Demokratie und der freiheitlich demokratischen Grundordnung zu verdeutlichen, damit unsere Kinder und Enkelkinder weiterhin in einem freien und vielfältigen Heimatland leben können und ihre Meinung ohne Angst artikulieren dürfen“, heißt es abschließend in einer verfassten Mitteilung.

Facebookseite eingerichtet

Zudem richteten die Beteiligten eine für alle erreichbare Internetseite ein. Mehr als 100 Nutzer (sogenannte „Follower“) haben binnen weniger Stunden bereits www.facebook.com/HerdeckeStehtAuf registriert, die dort verkündete Botschaft „NEIN zu jeder Form von Antisemitismus und Rassismus!“ hat zahlreiche „Gefällt-mir“-Reaktionen hervorgerufen.

Daumen hoch via Facebook

Die ersten Facebook-Reaktionen fielen in dem sozialen Netzwerk positiv aus. „Finde ich super, dass Ihr was macht“, schrieb jemand an das Aktionsbündnis von Herdeckern für mehr Vielfalt und Demokratie.

Andere Internetnutzer drückten ihre Zustimmung über das Symbolzeichen „Daumen hoch“ aus und sicherten zu, am 3. Februar auf dem Kampsträter Platz zu erscheinen. „Genau richtig so! Ich bin auch dabei“, teilten einige mit, die es zum Vorbereitungstreffen nicht geschafft hatten.

Ein guter Start für das frisch ins Leben gerufene Aktionsbündnis von Herdeckern für mehr Vielfalt und Demokratie. Dessen Leitspruch im Hinblick auf die Demo am 3. Februar: „Wir setzen ein Zeichen!“