Wetter / Herdecke. Kein schöner Ort: Das erwartet Menschen, die ein dringendes Bedürfnis verspüren und auf eine öffentliche Toilette angewiesen sind.
Vollgepackte Plastiktüten und Müllsäcke auf dem Boden, verschmutzte Wände und ein stark verdreckter Toilettensitz: „Unter aller Würde“ nannte ein Leser diesen Zustand eines öffentlichen Behinderten-WCs und schickte der Lokalredaktion ein Foto – leider ohne genaue Ortsangabe. Auch war der Absender nicht zu erreichen. Aber das Bild war Anstoß für eine Frage: Wie ist es um die öffentlichen Toiletten in Wetter und Herdecke bestellt? Eine Fahrt zu den stillen Örtchen der Städte.
Toilette verschlossen, Geld weg
Bahnhofstraße 45 in Herdecke: Hier steht eines von vier öffentlichen WCs der Stadt: ein rechteckiges Flachdach-Häuschen direkt neben der Bushaltestelle. Für 50 Cent pro Toilettengang öffnet sich die Metalltür. Schon von weitem leuchtet dem möglichen Nutzer das hellgrüne Licht entgegen. Die Toilette ist frei. Benutzt werden kann sie trotzdem nicht. Das 50-Cent-Stück bleibt im Bezahlschlitz stecken, so wie einige Münzstücke zuvor. Sie blockieren den Weg. Die Tür bleibt also verschlossen – und das Geld ist weg. „Der Münzsammler wird manipuliert und zerstört“, erklärt Lena Siegel auf Anfrage. Auch werde „Toilettenpapier in die Toiletten gestopft und Müll in kleineren Tüten“ stehengelassen. Vandalismus komme „in allen Toilettenanlagen vor“, erklärt die Stadtsprecherin. „An der Rathaus- und Bleichstein-Toilette eher seltener. Da dort die soziale Kontrolle größer ist.“
Bleichsteinhallen-WC nicht behindertengerecht
Also geht es weiter zum Bleichstein. Ein blauer Pfeil auf weißer Wand weist an der Seite der Sporthalle den Weg zu den Toiletten. Symbole für Damen- und Herrentoiletten und ein Behinderten-WC sind angebracht. „Die Toilette an der Bleichsteinhalle ist nicht behindertengerecht“, teilt die Pressesprecherin hingegen mit. Und ein Blick in die Anlage bestätigt das. Doch für Menschen, die gezielt nach einem Behinderten-WC suchen, der Beschilderung vertrauen und dann unverrichteter Dinge wieder umkehren müssen, kommt diese Einsicht zu spät.
Regelmäßige Kontrollen
Umkehren werden vermutlich auch viele Menschen, die zu Sportveranstaltungen oder Spaziergängen am Bleichstein unterwegs sind und eine Toilette brauchen: Die Anlage an der Halle ist verschmutzt, es fehlt an Toilettenpapier und Seife – und das, obwohl die WCs von Montag bis Samstag gereinigt werden, so die Stadt Herdecke. Zu sehen ist das nicht. „In der Vergangenheit kam es zu vereinzelten Beschwerden“, sagt Lena Siegel angesprochen auf Rückmeldungen von Bürgern hinsichtlich Hygiene und Sauberkeit. Sie erklärt, dass regelmäßig Kontrollen durchgeführt würden und macht deutlich: „Wir versuchen, die Toiletten trotz der vereinzelten Vorkommnisse sauber und gereinigt zur Verfügung zu stellen.“
Am Kirchplatz 3 ist das etwas offensichtlicher: In der öffentlichen WC-Einrichtung am Rathaus gibt es Seife und Desinfektionsmittel, die WC-Sitze und -Schüsseln, die Becken und Böden wirken auf den ersten Blick sauber, auch wenn der Geruch öffentlicher Klos in der Luft liegt. 8000 Euro Betriebskosten fallen bei der Stadt Herdecke jedes Jahr für die öffentlichen Toiletten an – Reparaturkosten für z.B. zerstörte Münzsammler inklusive.
Öffentliche WCs in Wetter und Herdecke
In Wetter gibt es drei öffentliche Toiletten: in der Bahnhofsstraße 19, am Strandweg 1 und in der Gartenstraße 42. Die Anlagen am Hauptbahnhof und am Harkortsee sind behindertengerecht.
Im Herdecker Stadtgebiet sind vier öffentliche Toiletten verteilt: Am Kirchplatz 3, in der Hengsteyseestraße 26, der Bahnhofstraße 45 und im Restaurant Sasella, im Westender Weg 3a. Am Rathaus und am Bahnhof gibt es behindertengerechte Toiletten. Beide Toiletten lassen sich mit dem sogenannten Euroschlüssel öffnen. Dieser ist beim Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF) erhältlich.
Die Toilette an der Bleichsteinhalle ist - anders als gekennzeichnet - nicht behindertengerecht.
Vandalismus: Ja, aber nicht in 2023
„Täglich gereinigt“ werden auch die öffentlichen WC-Anlagen der Stadt Wetter, teilt Pressesprecher Jens Holsteg auf Anfrage mit. Beschwerden über den Zustand der öffentlichen Anlagen „sind nicht bekannt“. Die drei Einrichtungen am Harkortsee, am Bahnhof und am Park der Ruhe in der Gartenstraße seien rund um die Uhr geöffnet. Bei der großen Toilette in der Bahnhofstraße 19, direkt am Parkhaus im Stadtzentrum, trifft das zu. Per Druck auf den Kippschalter gleitet die Metalltür zur Seite und zeigt an diesem Tag ein sauberes, blau beleuchtetes WC. Dieses UV-Licht ist in öffentlichen Anlagen keine Seltenheit und soll quasi als „Anti-Drogen-Beleuchtung“ fungieren: In dem Licht fällt es Drogenabhängigen schwer, ihre Adern zu finden und sich Spritzen zu setzen. Auch von Schmierereien, die besonders an der Bahnhofstoilette in der Vergangenheit immer wieder vorkamen, ist nichts zu sehen. „Im Jahr 2023 gab es keine Vandalismusschäden“, heißt es aus dem Wetteraner Rathaus.
Beschmiert und abgesperrt
Spuren von Vandalismus gibt es allerdings noch immer. Auch bei der öffentlichen Anlage am Strandweg 1, die direkt am Harkortsee liegt. Demolierte Türen habe es dort schon gegeben, teilt Jens Holsteg mit. Doch die Situation hat sich beruhigt, „seitdem es die Restauration am See gibt“. Einladend wirkt das Toilettenhäuschen allerdings auch heute nicht. Und geschlossen ist es auch. Eine Tür ist mit einem grünen Schriftzug besprüht, an der Backsteinmauer erledigt ein schwarz gespraytes Strichmännchen sein Geschäft. Da ist der Blick von der Toilettenanlage aus Richtung Harkortsee deutlich schöner.
Abgeschlossene WC-Anlage
Auch die letzte öffentliche Toilette in Wetter kann bei der kurzen Stippvisite an diesem Tag nicht betreten werden. Die Holztüren an der Seite der Friedhofskapelle sind verschlossen. „Heute Vormittag waren sie noch geöffnet“, sagt ein Friedhofsbesucher im Vorbeigehen. Er vermutet, dass die Arbeiter vielleicht gerade Pause machen und die Türen der Damen- und Herrentoilette daher abgeschlossen haben. Der Blick hinter die Türen hätte aber saubere Toiletten offenbart, schätzt der Mann, der immer wieder mal den Park der Ruhe besucht. Über die WCs habe er noch keine Klagen mitbekommen. „Die sind eigentlich in Ordnung.“