Herdecke. Sie wollte Medizin studieren. Doch mit einer Ausbildung im Gemeinschaftskrankenhaus hat die 26-Jährige ihren Traumberuf gefunden
Eigentlich wollte Laura Dach Medizin studieren und Ärztin werden. Davor noch eine Ausbildung zur Pflegefachkraft – das war der Plan. Ihre Ausbildung hat die 26-Jährige abgeschlossen, das Medizinstudium aber nie angefangen. Sie hat ihren Traumberuf bereits gefunden: in der Pflege.
Überraschende Entwicklung
Erwartungen hatte Laura Dach keine, als sie 2016 ihre Ausbildung am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke (GKH) begann. Die drei Jahre in der Pflege sollten ein Sprungbrett sein, ihr auf dem Weg zum eigentlichen Berufsziel helfen. „Ich hatte nur das Medizinstudium im Kopf“, erinnert sie sich. Doch dann kam alles anders: „Ich habe schnell gemerkt, dass mir die Arbeit gut gefällt und ich bleiben möchte“, sagt Laura Dach und es klingt so, als hätte diese Entwicklung sie selbst noch am meisten überrascht. Sie macht ihre Ausbildung fertig – und bleibt. Im GKH ist sie eine von 28 Pflegefachkräften im so genannten Springer-Pool. „Wir sind da, um Lücken zu füllen“, erklärt die junge Frau mit den langen dunklen Haaren.
Tag für Tag ein neuer Einsatzort
Immer dann, wenn eine Krankmeldung zuviel eingeht, wenn kurzfristig Mitarbeiter auf Station ausfallen: Dann sind Laura Dach und ihre Kollegen zur Stelle. Tag für Tag ändert sich ihr Einsatzort. „Meistens weiß ich am Morgen, aber manchmal auch erst fünf Minuten vor Dienstbeginn, wo ich eingesetzt werde“, erzählt sie. Neurochirurgie, internistische-kardiologische Station, Kinder- und Jugendmedizin, Früh-Reha: Laura Dach kennt die Abteilungen alle. „Es ist schon eine Herausforderung, sich in jedem Fachbereich zurechtzufinden“, erklärt die Pflegefachkraft. Eine Herausforderung, die sie mag. Sich auf Neues einstellen, offen und selbstbewusst sein, auf Menschen zugehen, das liegt ihr.
Jedes Team hat eine eigene Dynamik
Das breite Wissen, das sie für die Arbeit in den unterschiedlichen Fachbereichen braucht, hat sie sich angeeignet. Durch die praktische Arbeit vor Ort. Durch Erfahrung. Und vor allem: durch die Kolleginnen und Kollegen. „Sie haben mir viel erklärt, hatten viel Geduld– selbst wenn es stressig war“, ist Laura Dach dankbar. Jedes Team habe ja seine eigene Dynamik, jede Station ihre eigenen Richtlinien und Regeln. „Da war es am Anfang schon schwer, sich einzufinden.“ Mittlerweile kennt sie sich aus, ist auf vielen Stationen unterwegs und kann „aus jedem Fachbereich etwas ziehen“, sagt Laura Dach. Und trotzdem ist sie besonders gerne auf der IMC, der Überwachungsstation. Oder auf der neurologischen Station. „Das Fachgebiet liegt mir“, sagt sie.
Von Infusionstherapie bis OP-Organisation
Wie sehr sich ihre Aufgaben als Pflegefachkraft von dem gängigen Bild des Berufs unterscheiden, hat Laura Dach zu Beginn ihrer Ausbildung selbst erstaunt. „Zur Pflege gehört nicht nur, die Patienten zu waschen“, erklärt sie. Wenn die Krankenhausmitarbeiterin zur Früh-, Spät- oder Nachtschicht ins Krankenhaus kommt, zählen auch Medikamentenversorgung, Infusionstherapien und Stationsorganisation zu ihren Aufgaben. Sie organisiert OPs, kümmert sich um die OP-Nachsorge oder die Wundversorgung, wickelt das Entlassmanagement ab oder hilft bei den Überleitungen zu Kurzzeitpflege oder Geriatrie.
Abschalten fällt nicht immer leicht
Sie ist viel auf den Beinen. „Man rennt oft“, sagt Laura Dach und muss lachen. Mehr als 12.000 Schritte kommen da bei einem Dienst schnell zusammen. Überhaupt: Der Beruf sei schon körperlich anstrengend. Und psychisch? Laura Dach wägt ab: „Eigentlich nehme ich nicht viel von der Arbeit mit nach Hause.“ Doch wenn sie auf der Kinderstation eingesetzt ist und mit jungen Krebspatienten zu tun hat, „ist das schon ein anderes Arbeiten. Da fällt das Abschalten nicht leicht.“ Auch die Zeit auf der Coronastation sei körperlich und psychisch, „sehr, sehr anstrengend“ gewesen. „Da haben wir den Pflegenotstand wirklich zu spüren bekommen“, betont Laura Dach. Für sie war dennoch klar: „Ich bleibe trotzdem“. Das soll sich auch in Zukunft nicht ändern. Wenn ihr der Beruf und das Herdecker Haus weiter gefallen, dann „bin ich hoffentlich noch hier“, betont Laura Dach. Vielleicht weiter im Springer-Pool. Auf der Überwachungsstation. Oder der Intensivstation. Und das Medizinstudium? Die junge Frau lacht: „Das ist ganz raus.“