Wetter. Wetteranerin engagiert sich als Vorsitzende des Kinderschutzbunds. Am 5. Dezember ist Internationaler Tag des Ehrenamts.
Ehrenamtliches Engagement anerkennen und fördern, ist das Ziel des „Internationalen Tag des Ehrenamts“, der am 5. Dezember gefeiert wird. Ob in der Freiwilligen Feuerwehr, im Sportverein oder in der Schule: Einmal im Jahr soll der Fokus auf den Menschen liegen, die sich in ihrer Freizeit für die Gesellschaft engagieren. Eine von ihnen ist Birgit Geis. Die Wetteranerin ist seit mehr als 20 Jahren Vorsitzende des Kinderschutzbundes der Stadt. Ihre Anfänge als Ehrenamtlerin reichen bis ins Jahr 1994 zurück.
„Ich wollte etwas anderes machen“
„Ich bin da so langsam hineingerutscht.“ Birgit Geis lacht und erinnert sich an die Zeit, in der sie sich zum ersten Mal ehrenamtlich engagiert hat. Damals hat sie Vollzeit gearbeitet. Dann kam die erste Tochter zur Welt und in ihren Beruf konnte sie aufgrund unflexibler Arbeitszeiten nicht zurück. „Ich wollte aber etwas anderes machen“, erinnert sie sich. Etwas, das in ihren Familienalltag mit - im Laufe der Zeit drei - Kindern passte. Als die älteste Tochter drei Jahre alt war, entdeckte Birgit Geis das Ehrenamt für sich. Sie begann, sich im Elternbeirat zu engagieren. Im Förderverein beider Schulen. Und in der Schulpflegschaft. Als Kassiererin im Chorverein. Als Jugendschöffin am Jugendgericht. Und eben im Kinderschutzbund Wetter. Bei der Aufzählung hält sie kurz inne. „Ich glaube, das war es“, sagt sie und muss lachen.
Vorsitz rettete vor Auflösung
1996 ist Birgit Geis über eine Freundin zu dem Ortsverband gekommen. Erst hat sie im Kleiderladen mitgearbeitet, mit der Zeit dann den Vorstand entlastet. „Ich habe zum Beispiel die Pressemitteilungen geschrieben“, sagt sie. 2001 stand dann der Vorsitz des Kinderschutzbunds zur Debatte und weil erst keiner den Posten übernehmen wollte, sogar der ganze Verein. „Wenn sich keiner gefunden hätte, wäre eine Auflösung der nächste Schritt gewesen“, erinnert sich Birgit Geis. Sie übernimmt den Vorsitz. Und hat ihn bis heute. Seit mehr als 20 Jahren macht sie „eigentlich alles“. Die 64-Jährige lacht. Und wird konkreter: „Es ist natürlich viel Verwaltung. Wie bei einer Geschäftsführerin eines Kleinbetriebs.“ Wie viel Zeit investiert sie dafür Woche für Woche? Birgit Geis überlegt. Ihre Stunden hat sie noch nie aufgeschrieben. „In ruhigen Wochen sind es vielleicht zehn, zu Hochzeiten wahrscheinlich 20 bis 30.“ Die Arbeit liegt und gefällt ihr, antwortet sie auf die Frage, warum sie sich so viele Jahre ehrenamtlich für den Kinderschutzbund engagiert. Ein Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. „Ich mache es immer noch gerne. Auch wenn ich denke, es könnte so langsam mal jemand nachrutschen.“
Auszeichnung für 25 Jahre Engagement
Für ihren Einsatz wurde Birgit Geis von der Stadt Wetter mit der Jubiläums-Ehrenkarte ausgezeichnet. Die erhält, wer sich mindestens 25 Jahre dauerhaft ehrenamtliche engagiert. 2022 haben 14 Menschen in Wetter diese Karte bekommen. Wie viele Bürgerinnen und Bürger sich insgesamt in der Stadt ehrenamtlich engagieren – dazu gibt es allerdings keine genauen Zahlen. „Die Aufstellung einer Statistik über ehrenamtliches Engagement ist schwierig“, erklärt Jens Holsteg, Pressesprecher der Stadt. Ein Ehrenamt finde oft „leise“ statt. Einziger Gradmesser der Stadt seien die Ehrenamtskarten: Sie zeichnen aus, wer mindestens fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden im Jahr ehrenamtlich tätig ist – und das seit mindestens zwei Jahren. „Zwischen 2009 und 2022 wurden 776 Ehrenamtskarten ausgegeben“, berichtet Holsteg. 2022 waren es 33, in diesem Jahr bisher 23. Hinzu kommen die Jubiläumskarten. Ein Rückgang des ehrenamtlichen Engagements „ist der Stadt nicht bekannt“, so Holsteg. Wohl aber ein wachsender Bedarf. Gerade nach der Corona-Pandemie gebe es zum Beispiel in Kindergruppen Nachholeffekte und auch die Nachfrage nach gemeinschaftlichen (Sport-)Aktionen sei größer.
„Schwieriger geworden, Leute zu finden“
„Es ist schwieriger geworden, Leute zu finden“, schildert Birgit Geis ihren Eindruck. Sie ist überzeugt, dass eine persönliche Ansprache dabei hilft, Menschen fürs Ehrenamt zu gewinnen. Auch Offenheit auf Seiten der etablierten Ehrenamtler und die Unterstützung der „Neuen“ sei wichtig: „Der Nachwuchs muss sich angenommen fühlen und auch einfach mal machen dürfen“, sagt Birgit Geis, die selbst ein „junges Vorstandsteam hat“, wie sie sagt. Das sei sehr bereichernd. „Sie bringen viele neue Ideen mit ein. Und das unterstütze ich.“ Wenn der Nachwuchs motiviert und gerne dabei sei, dann finde man auch Nachfolger. Nachahmer hat die Wetteranerin in ihrer eigenen Familie bereits gefunden. „Meine Kinder haben sich das abgeguckt“, erzählt sie. „Die Älteste ist auch ehrenamtlich tätig. Es ist schön zu sehen, dass man das weitergegeben hat.“