Wetter. Ein Gebilde aus Dachlatten und Holzplatten im Bürgerpark ist von Bauzäunen umstellt. Die Stadt sieht eine Gefährdung. Nicht so der Künstler.

Von ein paar Metern verleimter Dachlatten und Holzplatten geht eine Gefahr aus. So sieht es jedenfalls die Stadtverwaltung in Wetter. Sie hat das Kunstwerk „Drei Stelen“ von Josi Elstner wieder mit Bauzäunen umstellt. Der Künstler kann das nicht verstehen und feixt: „Achtung, Kunst! Lebensgefahr!“. So hat er es auf ein Schild geschrieben und spaßhaft an die Plastikplanken gehängt.

Im Sommer war das Kunstwerk schon einmal in seiner vollen Höhe zu bewundern. Nicht nur gen Himmel, sondern auch bis zum Sockel aus Beton. Die drei ineinander verschränkten Stelen sollen an den Grubenholzhändler Gustav Vorsteher erinnern. Er hat in der „Villa Vorsteher“ gewohnt, die die Stadt Wetter jetzt als Bürgerhaus nutzt. Im Garten der Villa, dem heutigen Bürgerpark, steht die Kunst.

Wer wird vor wem geschützt?

Eigentlich wollte Joachim „Josi“ Elstner als Auftragsarbeit des Kulturvereins Lichtburg eine massive Statue auf den Sockel stellen. Im Park der Villa war ein prächtiger Baum gefällt worden. Ein gut fünf Meter langes Stück vom Stamm lag bereit, erwies sich letztlich aber als untauglich: Der Stamm war zu verfault, um sich noch zu einem Kunstwerk umformen zu lassen. Damit zur Nacht der Industriekultur Ende Juni überhaupt etwas da war, baute Elstner die drei Stelen aus leichterem Material und lackierte sie dann.

Eine lange Kette von Teelichten zog sich am Veranstaltungsabend über die Wiese im Bürgerpark und kletterte schließlich an der Kombi-Stele hoch. Der Blick blieb unversperrt. Auch wenige Tage danach ließen sich die drei aufragenden Meter Kunst noch ungetrübt studieren. Seit längerer Zeit aber umstellen drei Zaunelemente, die mehr als hüfthoch sind, den Sockel. Bleibt die Frage, wer hier vor wem geschützt werden soll: Der Betrachter vor dem Kunstwerk oder die Kunst vor Zerstörung?

Stadt spricht von Verkehrssicherungspflicht

Die Antwort aus Sicht der Stadt ist klar: Die Skulptur im Bürgerpark habe einen provisorischen Charakter. Der Stadtbetrieb habe die Skulptur für den Tag der Extra-Schicht freigegeben. Das Fundament sei nur für die Veranstaltung gegründet worden, es wäre provisorisch und nicht auf Dauer ausgelegt. „Deshalb wurde der Zaun als Sicherungsvariante aufgestellt“, erklärt die Pressestelle der Stadt auf Nachfrage.

Die Stadt sieht eine Verkehrssicherungspflicht, da der Standort schlecht einsehbar ist und eine eventuelle Gefährdung nicht auszuschließen ist, beispielsweise durch Kinder oder Jugendliche, die die Skulptur zum Klettern nutzen und abstürzen könnten: „Daher der Schutzzaun“. Der Künstler Josi Elstner sieht das anders.

Nichts gegen Sprayer einzuwenden

Welche „Verkehrssicherheit“, fragt Elstner und verweist auf die zahlreichen Stürme der letzten Monate, die seine Hommage an den Grubenholzhändler unbeschadet überstanden habe. Auch mit Sprayern, die seiner Sperrholzkonstruktion zu nahe kommen, kann er leben, sagt er. „Das lässt sich wieder übersprühen.“ Für Elstner jedenfalls steht fest: „Mein Kunstwerk ist standsicher und braucht diesen Schutz nicht.“ Er ist aber auch kein Statiker, beharrt die Stadt.

Für Elstner kann aus dem Provisorium, weil ja der Baumstamm für eine Motorsägenarbeit nicht mehr zur Verfügung stand, ein Dauerkunstwerk werden. Und auch der provisorische Standort hat seiner Meinung nach Qualitäten als endgültiger Aufstellungsort der drei Stelen. Bliebe nur noch aus der Warte der Stadt die Statik und aus der Perspektive des Künstlers die Sache mit dem Bauzaun.

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