Wetter/Herdecke. Der Frust ist groß, wenn im Wunschlokal kein Platz mehr frei ist. Gastronomen in Wetter und Herdecke wissen Abhilfe.
Ein Freitagnachmittag und eine lose Verabredung zum Essen. Noch ist der Ort nicht geklärt. Nichts mehr frei, lautet die Auskunft bei „Il Molise“ im Schöntal. Alles belegt, heißt es im Hotel Elbschetal in Wengern. Zum Glück lassen sich im „River“ in Herdecke noch zwei Plätze kurzfristig buchen. Wie wichtig sind aktuell Reservierungen? Sehr, sagen befragte Gastronomen und denken dabei nicht nur an Kapazitätsgrenzen in der Gaststube.
Zwölf Tische hat das Hotel Elbschetal. Biergarten ist nicht mehr angesichts der Jahreszeit. Die knapp 50 Plätze drinnen sind schnell besetzt. Seit Wochen bereits bleibt freitags und samstags kein Stuhl mehr frei. Unter der Woche ist das auch schon mal der Fall. „Sehr nötig“ sei bei ihm eine Reservierung, rät Mitbetreiber Stipe Babic.
Rund um Weihnachten herum ist das Landhaus Hesse an der Dortmunder Straße in Herdecke gut besetzt. Rund um Weihnachten, das ist schon jetzt. Seit September ist es kälter, die Lust auf Essengehen im Warmen wächst. Selbst wenn’s unter der Woche launisch sei mit der Gästefrequenz, empfiehlt Inhaber Josip Vucak eine Reservierung.
Hilfe bei der Planung
Langsam hat sich das Geschäft von den Beschränkungen der Pandemiezeit erholt. Und doch stellt Haifen Wang vom China-Restaurant Orchidee in Wetter eine Veränderung seit Corona fest. Sie sagt: „Die Gäste kommen sehr unregelmäßig.“ Mal sei’s ganz voll auf den gut 60 Plätzen, mal ginge es äußerst ruhig zu. „Meist kann man so kommen“, erklärt Haifen Wang. Nur größere Gruppen sollten sich aber anmelden.
Nicht allein die Kapazitätsgrenze von maximal 60 Gästen ist für Stefan Frank ein Grund für die Bitte um Reservierungen. „Man kann viel besser kalkulieren“, sagt der Gastgeber im Solaire, dem Restaurant am Golfplatz in Herdecke. Wenn sich viele Gäste angesagt haben, kann er beim Personal und in der Küche entsprechend disponieren. Und auch eine Entzerrung ist möglich. „Es müssen ja nicht alle Gäste um die gleiche Zeit kommen.“ Eine paar früher und ein paar Besucher etwas später steigerten das Wohlgefühl.
Ausbleiben ohne Abmeldung ist ärgerlich
Und wenn Gäste sich ankündigen und dann nicht kommen? Zum Glück ist das bei Haifen Wang nicht oft der Fall. „Die meisten Gäste sagen auch ab.“ Oft wird Krankheit als Grund genannt fürs Ausbleiben. Oft auch kommen größere Gruppen auch nicht in der angekündigten Stärke. Für Josip Vucak zählt das zum Geschäft. Bei kleineren Gruppen würde der Chef vom Landhaus Hesse nichts sagen. „Da muss man mit leben“, erklärt er. Haben sich aber mehr als 30 Gäste angesagt und erscheinen dann einfach nicht, dann würde er sich am Telefon schon beschweren.
Oftmals kein Platz mehr frei und dann die Klagen von Gastronomen landauf landab - wie geht das zusammen? Für Stipe Babic ist das kein Widerspruch. Er sagt: „Nicht fehlende Gäste sind das Problem.“ Gestiegene Energiepreise fallen ihm stattdessen ein, der große Personalmangel in der Branche und die für die Arbeitgeber schmerzlichen Lohnerhöhungen. Und dann gibt es ja noch die allgemeine Teuerung, die für manche einen Restaurantbesuch unerschwinglich macht. Wobei die Schere auseinander geht: „Die einen kommen ganz gut klar, andere immer schlechter.“
Ausbau statt Verkürzung
Einige Gastronomen haben mit einer Verkürzung der Arbeitswoche auf die Personalmisere reagiert. Wenn aber nur noch an vier Tagen in der Woche geöffnet ist, kann das den Druck und damit die Notwendigkeit für eine Reservierung verstärken. Josip Vucak ist den entgegengesetzten Weg gegangen. Anfangs hatte das Landhaus Hesse unter seiner Regie an sechs Abenden geöffnet, mittlerweile bleibt die Küche an keinem Tag in der Woche kalt. Personell habe er das hinbekommen, sagt der Chef. Er macht jetzt noch mehr.