Wetter. Am 1. Juni ist Margot Wiese Rentnerin. Kurz zuvor wirft sie noch mal einen Blick zurück, erinnert sich an schöne und herausfordernde Zeiten.

Am 31. Mai ist Schluss. Dann ist Margot Wiese Rentnerin. Die Diplom-Sozialpädagogin ist seit knapp 40 Jahren im Dienst der Stadt Wetter, zuletzt seit 2008 als Fachbereichsleiterin für Jugend, Schule, Soziales, Kultur, Sport und Archive. Im Gespräch mit der Lokalredaktion erinnert Margot Wiese sich an spannende und herausfordernde Zeiten und an Herzensthemen, die sie nie aus dem Blick verloren hat.

Wie fing damals alles an?

Ich bin zum 1. Oktober 1983 als Sachbearbeiterin beim Jugendamt gestartet, das damals noch in der Bornstraße war. Da gehörten Kindergärten, Spielplätze und Jugendschutz zu meinem Verantwortungsbereich. Mein damaliger Amtsleiter war Rolf Niemann, auf ihn folgten Ignaz Schneider und Dieter Bruch. Als nächstes wurde ich Abteilungsleiterin und hatte zudem die Bereiche Jugendpflege mit u.a. Bauspielplatz und Ferienfreizeiten, Kinder- und Jugendeinrichtungen und Kitas zu verantworten. Das war meine erste Leitungsfunktion. Darüber hinaus wurde mir die Stellvertretung der Jugendamtsleitung übertragen.

Was lag Ihnen immer am Herzen?

Das waren die Kindertagesstätten. Damit bin ich groß geworden, die Kitas waren mir immer wichtig. Heißt: Ausbau von Plätzen und Schulungen bzw. Fortbildungen von damals noch städtischen Mitarbeitern sowie Austausch mit Kitas anderer Träger. 2005/2006 kamen die Offenen Ganztagsschulen hinzu, und auch da habe ich immer versucht, zu vernetzen. Es war mir immer wichtig, dass Mitarbeiter sich weiterentwickeln und vernetzen konnten. Eine Zäsur kam, als die Stadt alle fünf städtischen Kitas an andere Träger abgab. Als wichtige Basis wurden zu der Zeit die Arbeitskreise Kita und Schule und Integration sowie AG-Leitung, AG-Familienzentrum installiert, die auch nach der Abgabe der Kitas stabil geblieben sind. Die Fachberatung oblag weiter dem Jugendamt. Die Kooperation mit Einrichtungen und Trägern war immer eine runde Sache. Auch hier gab es einen Arbeitskreis, so dass wir bei Planung und Versorgung mit Plätzen, für die wir als Stadt zuständig waren und sind, verlässliche Zahlen bekommen haben. Diesbezüglich war und ist die Landschaft gut bestellt. Da ich ein großes Herz habe, waren mir auch immer die Kinder- und Jugendeinrichtungen sehr wichtig. Viele gute Veranstaltungen sind durch die enge Kooperation mit den Häusern entstanden. Legendär war unter anderem die Stadtsaal-Disco, aber auch die Kooperationen mit den Schulen hatten großen Stellenwert. Das Herz am Stadtsaal ist ein Beweis dafür.

Sie haben auch viele Projekte angestoßen..

Dazu gehört das Spielplatzpaten-Projekt. Der Spielplatz-Patenkreis trifft sich weiterhin regelmäßig. Auch das Spiel- und Sportfest hat sich etabliert. Zudem gab es vier Musicals mit den zukünftigen Schulkindern, die in der Aula des Gymnasiums aufgeführt wurden. Hier waren alle Kitas eingebunden, und auch hier haben die Kolleginnen aus den Einrichtungen gemeinsam mit den Eltern mit großem Engagement ein tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt. Die Vorführungen waren allesamt ausgebucht.

Das liegt ja schon länger zurück; wofür hat zuletzt Ihr Herz geschlagen?

Das waren der Aktionsplan Menschengerechte Stadt Wetter und der Inklusionsplan. Gemeinsam mit dem ehemaligen Senioren- und Behindertenbeauftragten Axel Fiedler, der Evangelischen Stiftung und dem Frauenheim haben wir viel bewegt. Hier seien der inklusive Bauspielplatz oder der Brückenlauf exemplarisch erwähnt. Auch am Ausbau der OGS sowie der Entwicklung von Qualitätsstandards habe ich gemeinsam mit den Fachdiensten Schule und Jugend mit den Schulen, dem OGS und Trägern seit 2018 intensiv zusammengearbeitet. Das wird weiter ein großes Thema für die Stadt bleiben.

An welche besonders herausfordernde Zeiten erinnern Sie sich?

Zuletzt war es die Situation im Jahr 2015. Da mussten wir richtig ackern, weil wir mit weniger Personal starten mussten. Aber wir bekamen unermesslich viele private Wohnungsangebote, es gab eine große Spendenbereitschaft. Zudem haben wir in den Stadtteilen Info-Veranstaltungen mit Bürgermeister Hasenberg gemacht und die Bürger aufgeklärt darüber, was die Stadt vor hat, was gebraucht wird und was es bedeutet, Asylbewerber zu sein.

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Wetter hat damals rund 400 Menschen aufgenommen. Ohne das ehrenamtliche Engagement wäre vieles nicht zu leisten gewesen. Herausfordernd war auch das Spielplatzkonzept, weil Wetter die hohe Anzahl an Spielplätzen nicht mehr unterhalten konnte. Da hatten wir aber schon ein großes Patenschaftsnetzwerk aufgebaut. Die Paten haben sich mit guten Ideen eingebracht. Es wurde eine feste Gruppe eingerichtet, die mit großem Einsatz das Konzept für die Neugestaltung der Spielplatzlandschaft mitgestaltet hat. Das war ein großes Engagement für die Stadtgesellschaft, auch wenn wir am Ende Plätze rückbauen mussten.

Erinnern Sie sich noch an bestimmte Highlights?

Es gab eine Riesenveranstaltung zum Thema Inklusion, bei der auf dem Bahnhofsvorplatz eine Mauer aus Umzugskartons aufgebaut und wieder eingerissen wurde. Das war schon besonders. Schulen, Kitas und die Behinderteneinrichtungen haben die Kartons gestaltet. Es gab Musik, Stände, und alle haben mitgezogen. Es hat berührt, das mitzuerleben. Der ganze Entstehungsprozess wurde gefilmt und hinterher ein Film draus gemacht. Dieser Film ist ein Knaller. Da sieht man auch, wie wichtig es ist, dass alle an einem Strang ziehen, sonst würde man so etwas gar nicht hinbekommen. Aber viele kleine Dinge sind manchmal auch schön.

Gibt es etwas, was Sie in Ihrer Dienstzeit nicht mehr abarbeiten konnten?

Das OGS-Thema schaffe ich nicht mehr. Durch Corona haben wir zwei Jahre verloren. Da fehlte der persönliche Austausch, und die Schulen hatten anderes im Fokus. Wir und meine Kolleginnen hätten auch gar nicht die Zeit gehabt. Übrigens ist mir wichtig zu betonen, dass meine Mitarbeiter im Fachbereich immer, wenn es mal schwierig wurde, in die Hände gespuckt haben. Sonst hätten wir manches nicht so gut leisten können.

Was steht ab 1. Juni auf der Agenda?

Nichts. Ich habe keine Pläne. Ich muss mich erstmal erden und zur Ruhe kommen. Und ich fahre das erste mal länger in den Urlaub als in den letzten 20 Jahren – 14 Tage nach Travemünde. Ansonsten werde ich irgendwann das machen, was zu kurz gekommen ist: lesen, schwimmen, mehr in der Natur sein. Und Freunde treffen ist auch wichtig. Die haben jetzt schon Angst, dass ich immer Zeit habe...

Biografisches

Margot Wiese wurde geboren am 5. September 1957 in Witten, wo sie aufwuchs und zur Schule ging.

Nach dem Fachabitur studierte sie Sozialpädagogik an der Fachhochschule Dortmund.

1981 absolvierte Margot Wiese ein Anerkennungsjahr im Berufsbildungswerk der ESV. Sie blieb weitere neun Monate, bevor sie zum Jugendzentrum Herbede der Stadt Witten wechselte.

Ihr Dienst bei der Stadt Wetter begann am 1. Oktober 1983.

Margot Wiese lebt mit ihrem Lebensgefährten in Witten.