Wetter/Polat. Bis vor zwei Tagen hat die Familie von Fatih Kurukafa ihr Leben in der Türkei genossen. Nun ist ihr Dorf durch das Erdbeben zerstört.

Die Bilder zeigen zerstörte Häuser. Menschen, die im Schnee nach einem Dach über dem Kopf suchen. Sie haben Decken um die Schultern gelegt. Einige wenige tragen einen kleinen Koffer. Das ist meist alles, was ihnen nach dem Erdbeben noch geblieben ist. Die Bilder stammen aus dem kleinen Dorf Polat in einer Bergregion der Türkei. Von dort stammt auch die Familie von Fatih Kurukafa. Der Wetteraner ist Mitglied des Integrationsrates der Stadt und setzt derzeit alle Hebel in Bewegung, um in den betroffenen Gebieten zu helfen.

Die Häuser im Dorf Polat sind zerstört und drohen einzustürzen. 
Die Häuser im Dorf Polat sind zerstört und drohen einzustürzen.  © Privat

„Ich habe gestern nach dem ersten Beben direkt mit meiner Mutter telefoniert. Da war noch alles in Ordnung. Es gab nur Blechschäden. Aber dann kam das zweite Beben“, sagt Kurukafa. Die Bilder, die ihn danach erreichen, machen betroffen. „Mein Opa ist in den 60er-Jahren aus Polat hier nach Wetter gekommen und hat bei der Demag gearbeitet. Danach hat er sich mit dem verdienten Geld in Polat ein Haus gebaut. Das wurde jetzt bei dem Beben komplett zerstört. Dort steht nichts mehr. Das ganze Dorf liegt in Trümmern“, so Kurukafa. Seine Mutter ist derzeit vor Ort, in der nächst größeren Stadt in Malatya. „Sie sitzt in ihrem Auto, es gibt keinen Sprit, sie kann ihr Handy nicht laden und kommt aber auch nicht ins Dorf“, berichtet der Wetteraner von der schwierigen Lage.

Dörfer sind abgeschnitten

Durch den Schnee im Gebirge und die Kälte sind die Rettungsmaßnahmen schwierig. „In den Städten kann noch geholfen werden, aber die meisten Dörfer sind komplett abgeschnitten“, weiß Kurukafa. Hinzukommen die fast stündlichen Nachbeben.

Kurukafa hat ein Video aus Polat bekommen. Eine Männerstimme beschreibt auf Türkisch, was auf dem Video zu sehen ist. Der Mann atmet schwer. Seine Stimme kling traurig. Das Haus, das dort zu sehen, ist zerstört. Die erste Etage ist komplett auf die Straße gerutscht, es hat keine Verglasung mehr. Die Kamera schwenkt weiter. Ein verlassener Lkw steht auf der Straße. Dann sind Menschen zu sehen, die fassungslos vor den Trümmern ihrer Existenzen stehen. Ein Mann versucht, mit einer Schaufel Steine aus dem Weg zu räumen. Angesichts des immensen Ausmaßes der Zerstörung ein eher verzweifeltes und wenig zielführendes Unterfangen.

Es gibt kein Haus, das keine Schäden davongetragen hat. 
Es gibt kein Haus, das keine Schäden davongetragen hat.  © Privat

Kurukafa hat neben dem Video auch weitere Bilder aus dem Dorf erhalten. Sie ähneln einander stark. Kaum ein Haus, das noch halbwegs intakt ist. Lange Menschenschlangen, hauptsächlich mit Frauen, die sich auf den Weg in die nächste Stadt machen, um dort Hilfe zu bekommen. Sie tragen ein paar Habseligkeiten, einige haben sich gegen die Kälte wärmende Decken um die Schultern gelegt.

Ditib Gemeinde sammelt Spenden

Der Wetteraner selbst ist am Dienstag in Witten. Dort organisiert er mit Bekannten zusammen eine Hilfsaktion. Sie packen Decken, Babywindeln und ein paar warme Sachen zusammen. Die Utensilien soll ein Lkw in den nächsten Stunden Richtung Türkei transportieren. Und auch von anderer Seite gibt es Unterstützung. Die Ditib-Gemeinde im Schöntal von Wetter hat zu Geldspenden aufgerufen. „Wir haben bei uns an der Moschee einen Kasten aufgestellt, in dem wir Geld sammeln“, erklärt der Vorsitzende der Ditib-Gemeinde, Kerim Girgin. Sachspenden werden derzeit nicht angenommen. Das hat einen Grund: „Die Hilfstransporte kommen momentan nicht an. Eine Region wurde beispielsweise noch gar nicht erreicht“, weiß Girgin.

Wer für die Menschen spenden möchte, kann dies entweder direkt an der Moschee an der Schöntaler Straße in Wetter tun oder auf das extra eingerichtete Spendenkonto: paypal@ditib.de oder über die Türkisch-Islamische Union, KT Bank, IBAN: DE 955 023 450 001 414 300 09, BIC: KTAGDEFFXXX unter dem Verwendungszweck Türkei Erdbeben.