Wetter. Die Paketstation in der Bahnhofsunterführung ist mit Rollator, Rollstuhl und Kinderwagen nicht zu erreichen. Ein Versehen? Nein, sagt die Post.

Nur gelegentlich fährt Ekkehard Meinecke mit der Bahn. Als es jetzt doch mal wieder so weit war, traute er in der Fußgängerunterführung seinen Augen nicht: An der langen Wand stand eine Packstation der Post – nur zu erreichen über den Treppenabgang mit zwei Dutzend Stufen. „Wer macht so etwas?“ fragt Meinecke. Seine Kritik: Hier riecht es fast immer, unsicher fühlt man sich auch, und Menschen mit Rolli oder Kinderwagen haben keinen Zugang zur Packstation.

Meinecke weiß, wovon er spricht: Sein ganzes Berufsleben hat er sich bei der ESV stark gemacht für Menschen mit Handicap. Auch als Politiker weiß er: Wetter ist eigentlich eine Stadt, die sich viel Mühe zur Teilhabe gibt. An vielen Stellen in der Stadt gibt es taktile Hilfen für Sehschwache. Vorm Bahnhof an den Busbuchten ist das der Fall, und sogar direkt vor der Packstation führen die Noppen im Boden vorbei. Und dann so ein Affront!

Die Post, die gemeinsam mit der Bahn den Abhol- und Abgabepunkt für Pakete eingerichtet hat, verweist auf regelmäßige Reinigungen und eine vorschriftsgemäße Beleuchtung der Passage. Ein Sprecher der Post räumt aber auch ein, „dass der Service der Packstation von Menschen mit körperlichen Einschränkungen gegebenenfalls nicht uneingeschränkt benutzt werden kann.“ Für diese Menschen gebe es am Aldi im Schöntal oder am REWE in Grundschöttel eine Alternative.

Die Packstation in der Bahnhofsunterführung richte sich vor allem an Pendler, rechtfertigt die Post den Standort. Auf dem Weg von oder zur Arbeit könnten diese ihre Pakete in einem der gelben Fächer empfangen oder versenden. Bis Ende des Jahres sollen bundesweit rund 800 Packstationen an Bahnhöfen des Nah- und Fernverkehrs etabliert werden. In vielen Bahnhöfen dürfte es dabei Aufzüge geben. Nicht so an der Unterführung in Wetter. Hier wurden vor vielen Jahren aufwendig lange Rampen gebaut, die Rollifahrern oder Menschen mit Gehbehinderungen einen sanften Anstieg zum Gleis ermöglichen. Als Bahnreisende haben sie es daher leicht. Ihren Service als Postkunden müssen sie woanders suchen.

Packstationen seien grundsätzlich ein zusätzlicher Service, heißt es bei der Post. Zahlreiche Möglichkeiten stünden zur Verfügung, damit der Paketzusteller nicht unverrichteter Dinge von der Haustür zurück kehren müsse. Aufgezählt werden Paketankündigung, Wunschtag, Wunschort, Wunschnachbar oder die Adressierung einer Postfiliale nach Wahl. Und für Pendler eben die Packstation im Bahnhof.

Die Stadt Wetter war in die Standortwahl nicht einbezogen, heißt es auf Nachfrage. Die Platzierung in der Unterführung werde „nicht als optimal empfunden.“ Überlegt werde, einen alternativen und damit für die Bürger attraktiveren Standortvorschlag zu machen.

In Wetter soll das bisher nicht einfach gewesen sein: Hier gebe es kaum alternative Standorte innerhalb des Bahnhofs, so der Sprecher der Post. Und an Bahnsteigen oder Fremdgrundstücken sei die Aufstellung einer Packstation nicht gestattet. Dennoch ist die Post auf Standortsuche: Bis Ende 2024 sollen in Wetter vier bis sechs weitere Automaten aufgestellt werden.

Vielleicht sollte die Post mal bei Ekkehard Meinecke nachfragen. Er muss nur zum Eingangsbereich des Parkhauses neben dem Bahnhof blicken, um einen ortsnahen, ebenerdigen Vorschlag zu haben.