Herdecke. Besseres Klima, mehr Lebensraum für Tiere und sogar Schutz der Dachhaut – das bringen Dächer mit Bewuchs und Fassadengrün, sagt Daniel Westerholt.
Grün ist die Farbe der Hoffnung. In Herdecke und auch andernorts gilt das zunehmend für Fassadengrün und Dächer mit Bewuchs. Besseres Klima, mehr Lebensraum für Tiere, weniger Verschleiß bei der Dachhaut – zahlreiche Verheißungen hatte Daniel Westerholt vom Bundesverband Gebäudegrün im Gepäck. Für seinen Vortrag hatten die Mitglieder aus den Ausschüssen fürs Bauen und fürs Klima gemeinsam im Ratssaal Platz genommen.
Folgen des Klimawandels
Das ist der Status Quo, wie Daniel Westerholt ihn beschreibt und wie es viele Herdecker wohl unterschreiben würden, gerade nach den Erfahrungen mit der Hitze dieses Sommers und dem Hochwasser im Juli 2021: Gebäude heizen sich auf. Regenwasser fließt ohne Verzögerung in die Kanalisation, Lärm wird von nackten Fassaden reflektiert. Die Qualität der Luft ist schlecht. Das alles seien Folgen von Versiegelung, Verdichtung und Klimawandel, so Westerholt.
Abkühlung in heißen Zeiten
Für den Diplom-Ingenieur vom Bundesverband Gebäudegrün sind Kräuter auf dem Dach oder Efeu-Vorhänge vor den Fensterfronten hervorragende Maßnahmen zur Klimaanpassung. Für Daniel Westerholt ist klar: „Jede kleine Fassadenbegrünung bringt was.“ Eine Abflussverzögerung bei Regenwasser kann das sein, eine Abkühlung in heißen Zeiten, aber auch ein Biotop für Insekten.
Lebendige Fassaden
Die verschiedensten Möglichkeiten stellte er vor, Gebäuden einen grünen „Anstrich“ zu geben. Auf den Dächern hängen die Effekte von der Dicke der aufgetragenen Bodenschichten ab, intensiv und extensiv kann die Begrünung hier sein. Bei den lebendigen Fassaden kommt das Grün manchmal vom Boden her oder speist sich aus Kästen an den Fassaden. Christopher Huck von der FDP erklärte schließlich die bodengebundenen Klettergewächse zum Preis-Leistungs-Sieger. Er hatte richtig verstanden, wie Westerholt bestätigte.
Standardwerte fehlen noch
Auf Wunsch der Politik hatte die Verwaltung den Begrünungsexperten nach Herdecke gebeten. Und er schien die ihn gesetzten Hoffnungen zu erfüllen. Auch bei Fragen zum Pflegeaufwand oder der schwierigen Anbringung an Schieferfassaden blieb er Antworten nicht schuldig: „Dann bleibt es auch schon mal wie es ist. Grün passt nicht überall.“ Wie genau sind die Segnungen zu beziffern, die mehr Dach- und Fassadengrün mit sich bringen? Es sei schwierig, die Wohlfahrtswirkung von Gebäudegrün in Geld auszudrücken, so der Referent, nicht nur wegen dieser Überlegung: „Was stellt ein Käfer auf dem Dach für einen finanziellen Wert dar?“ Vielfach fehlten noch wichtige Standardwerte, insgesamt setzte er aber Hoffnungen auf den Effekt, den große Mengen von Grün mit sich bringen würden.
Viel zu überlegen
Wie bringe ich die Herdecker dazu, mehr auf Gebäudegrün zu setzen, fragte sich Nico Fischer von der Partei. Als Hürde dafür sah er auch den hohen Bestand – leichter begrünen lassen sich Neubauten – und die historische Substanz. Auch wenn die natürliche „Verdunstungsmaschinen“ große Leistungen vollbringen würden, müssten Pflegeaufwand, Wasserverbrauch oder Aufstellungskosten mit betrachtet werden, wusste Daniel Westerholt.
Speziell zu Hitze-Inseln fragte Daniel Matißik, Chef der Herdecker Bauplanung, nach. Die gebe es auch in Herdecke besonders da, wo die Flächen versiegelt seien. Gerade da sei es aber auch besonders schwierig mit der Wasserzufuhr. Nicht immer sei der Boden unter dem Pflaster hochgradig verdichtet, warb Daniel Westerholt dafür, mehr Grün gerade an besonders bedürftigen Ecken eine Chance zu geben.
Der Bundesverband
Der Bundesverband Gebäudegrün (BuGG) hat seinen Hauptsitz in Berlin.
Er berührt die Industrien für Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung.
Ein Team von gut einem Dutzend Mitarbeitenden arbeitet für den Erfahrungs- und Informationsaustausch.
Infos unter https://www.gebaeudegruen.info/