Herdecke. Forscher vom Universitäts-Lehrstuhl am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke analysieren neue Therapiemöglichkeiten, um mit Wärme Fieber zu senken.

Kühlende Anwendungen wie Wadenwickel oder fiebersenkende Medikamente sind hierzulande die gängigsten Maßnahmen gegen Fieber. In einer neuen Übersichtsarbeit haben Prof. David Martin und sein Team vom Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin an der Universität Witten/Herdecke Hinweise darauf gefunden, dass auch Wärmeanwendungen bei Fieber helfen können. So heißt es in einer Mitteilung der Ärzte, die am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke (GKH) angesiedelt sind.

Zunächst erscheine es paradox, Wärme zuzuführen, während die Körpertemperatur steigt. Jedoch seien hydrotherapeutische Wärmeanwendungen wie warme Fußbäder oder Körnerkissen in den Regionen des Nahen Ostens und Asiens üblich bei der Unterstützung von fiebernden Patientinnen oder Patienten. Daten aus der vorliegenden Übersichtsarbeit zeigen demnach teilweise, dass nach diesen Wärmeanwendungen die Körpertemperatur sinkt. Die meisten hier untersuchten Studien nennen dabei Temperaturen um die 40 Grad Celsius.

Weniger Wärme produzieren

„Wir vermuten, dass Wärmeanwendungen den Körper in der energieintensiven und unangenehmen Phase des Fieberanstiegs entlasten. Schließlich muss der Patient oder die Patientin so weniger Wärme selbst produzieren, um den Infekt zu bekämpfen“, so Martin. Diese Entlastung könne dazu führen, dass sich Kränkelnde trotz Fieber etwas wohler fühlen und die Temperatur nicht unnötig hoch steige. Die Hinweise aus der Übersichtsarbeit von Hanno S. Krafft, Christa K. Raak und David Martin sollen am Lehrstuhl weiter erforscht werden. Derzeit laufen Studien zur klinischen Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Wärme und Fieber, deren Ergebnisse noch ausstehen.

Digitale Medizin schont Umwelt

Ein schwieriges, aber spannendes Thema: Wie kann die Digitalisierung im Gesundheitswesen zur planetaren Gesundheit und insbesondere zum Klimaschutz beitragen? Damit befassen sich nun Experten bei einer mehrteiligen Ringvorlesung an der Universität Witten/Herdecke.

Der Gesundheitssektor war den Angaben zufolge 2017 mit 4,6 Prozent am weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen beteiligt. Zudem sei bekannt, dass die Zahl der zu erwartenden Toten aufgrund von Auswirkungen der Klimakrise (Hitzewellen, Mangelernährung, Malaria) ab 2030 auf 230.000 Menschen geschätzt werde.

Im Zusammenhang damit wird demnach die Digitalisierung in der Humanmedizin als ein Lösungsansatz für Probleme im Gesundheitswesen angesehen.

Prof. Dr. Jan Ehlers, Vizepräsident für Lehre und Lernen an der hiesigen Uni, sagt zu den Chancen: „Digitale Medizin kann viel zum Klimaschutz beitragen. Durch Online-Sprechstunden können Anfahrtswege eingespart werden, durch digitale Datenverarbeitung entfallen teils ressourcenintensive Doppeluntersuchungen und durch eine bessere Präventionsdiagnostik können Krankheiten früh erkannt sowie lange Krankenhausaufenthalte vermieden werden.“

Seit 2016 erforschen Prof. Dr. Martin und sein Team das Thema Fieber. Bisherige Ergebnisse sind im Internet auf der Projektseite www.feverapp.de zu finden, diese wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Die Studie erschien als Originalpublikation von den drei Autoren in englischer Sprache in einem Fachmagazin (https://doi.org/10.1089/jicm.2022.0565)