Herdecke/Wetter. Die Pandemie hat vielen Menschen zu schaffen gemacht, das merkt auch das Beratungszentrum Via der Awo.
Das Via Awo Beratungszentrum hat seinen Jahresbericht 2021 veröffentlicht. „Trotz oder gerade wegen der pandemiebedingten Herausforderungen sowie den personellen Veränderungen standen die Menschen, die unsere Unterstützung in Anspruch genommen haben, im Mittelpunkt unseres Handelns“, heißt es darin.
Personelle Veränderungen gab es dementsprechend nicht nur bei der Leitung, die seit April 2021 Jens Trappmann inne hat. Nadine Höckelmann ist neue Beraterin. Das Team komplettieren Iris Salbreiter (Beratung), Andrea Latusek (Prävention) und Elvan Housein (Verwaltung). Und die Mitarbeiter hatten alle Hände voll zu tun, wie sich anhand der vergleichenden Zahlen von 2020 zu 2021 belegen lässt. So ist die Anzahl der Klienten, die wegen legaler Rauschmittel wie beispielsweise Alkohol und Tabak Hilfe suchten um 23 Menschen auf insgesamt 223 im vergangenen Jahr angestiegen. Zehn Personen mehr als noch 2020 ließen sich außerdem wegen illegaler Rauschmittelsucht beraten, das waren insgesamt 98. „Diese Entwicklung in Herdecke und Wetter entspricht dem bundesweiten Trend“, heißt es in dem Bericht. So war während der Pandemie ein Anstieg des Konsums von Rauschmitteln festzustellen. Dementsprechend ist auch die Anzahl der Sprechstunden erhöht. Zwar konnten pandemiebedingt nur sieben Sprechstunden in der Schule abgehalten werden, aber die Stundenzahl im Gemeinschaftskrankenhaus stieg von 96 (2020) auf 127 (2021).
Hauptgründe für den Beratungsbedarf waren wie in den vergangenen Jahren auch schon der Alkohol- und Cannabiskonsum. Die meisten Klienten, die beraten wurden, waren im Alter von 30 bis 55 Jahren. Kein Zufall, wie der Bericht aufweist. „In diesem Lebensabschnitt manifestiert sich in der Regel die Suchtproblematik beim Alkoholkonsum und die betroffenen Personen wenden sich an das Via Awo Beratungszentrum“, so der Bericht. Und die Hilfe zeige Wirkung. So geben weit über die Hälfte der Betroffenen an, die sich im Bereich der legalen Rauschmittel bewegen, dass sich eine Verbesserung ihrer Situation dank der Beratung eingestellt habe. Im Bereich der illegalen Rauschmittel haben immerhin noch fast ein Drittel eine Besserung bemerkt.
Um nicht erst Hilfe leisten zu können, wenn die Sucht schon eingetreten ist, will Via künftig auch verstärkt auf Präventionsmaßnahmen setzen und das nicht nur bei eventuell Betroffenen, sondern beispielsweise auch bei Multiplikatoren, Eltern und auch in der Schule. Außerdem will das Via Awo Beratungszentrum ihr Beratungsangebot erweitern. „Die Anerkennung der Internetnutzungsstörung als psychische Erkrankung verdeutlicht, dass das Spektrum an Aufgaben für ein Beratungszentrum wächst. Es sollen neue Beratungsangebote für diese Zielgruppe konzipiert werden“, heißt es im Ausblick des Berichts.
Nichtsdestotrotz setzt die Beratungsstelle auch auf das Internet und die sozialen Medien, um auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. Seit Mitte 2021 gibt es eingerichtete Instagram und Facebook-Accounts.