Herdecke/Wetter. Weil alles teurer wird, können manche Leute nicht mehr für ihr Haustier sorgen. Und geben es im Tierheim ab. Dort reicht die Kapazität nicht aus.
Schon jetzt ist das Tierheim Witten-Wetter-Herdecke an seiner Kapazitätsgrenze angelangt, und die Zahl von Abgabe-Tieren steigt weiter an. „Ich glaube, dass viele Besitzer nicht mehr für ein Haustier sorgen können. Die meisten suchen dann nach banalen Gründen, um das Tier hier abzugeben“, sagt Wiebke Blomberg, Vorstandsvorsitzende des Tierheim-Vereins. „Allein an einem Tag kommen drei oder vier Mails an, in denen es heißt, dass ein Tier ins Tierheim zurückgegeben werden muss.“
Jeden Tag kommen neue Tiere
Aktuell kann das Tierheim Hunde oder Katzen noch vermitteln, jedoch bringe dies keine Entlastung. Denn jeden Tag werden neue Tiere abgegeben. In den letzten Wochen verzeichnete die Einrichtung eine enorme Zunahme von Abgabe- oder Fundtieren. „Wir müssen ständig Absagen erteilen, weil wir zu voll sind“, heißt aus dem Tierheim. Die Lösung: „Wir haben Wartelisten. Wenn ein Tier vermittelt wird, können wir ein neues aufnehmen. Die meisten Besitzer gedulden sich auch, wenn sie warten müssen, andere aber leider nicht. In letzter Zeit haben wir es oft erlebt, dass Tiere einfach ausgesetzt wurden. Das wollen wir natürlich nicht. Daher versuchen wir, so viele Abgabe-Tiere wie nur möglich aufzunehmen, weil wir froh sind, dass sich die Besitzer überhaupt melden und ihr Tier nicht irgendwo anbinden. Doch leider reicht die Kapazität nicht immer aus. Anderen Tierheimen geht es wahrscheinlich nicht anders als uns“, sagt Vorstandsvorsitzende Wiebke Blomberg.
Neue Herausforderungen im Winter
Im Winter verstärkten sich nun zwei weitere Herausforderungen für das Tierheim: Inflation und Heizkosten. Wiebke Blomberg fürchtet: „Wir gehen stark davon aus, dass die Zahl von Abgabe-Tieren im Winter zunehmen wird.“ Doch nicht nur die Kapazität des Tierheims bereitet ihr Sorgen. „Wir selbst haben Angst davor, wie wir unsere Heizkosten finanzieren sollen. Das Problem ist, dass wir dauerhaft beheizte Räume wegen der Jungtiere brauchen.“ Um diese Kosten dennoch zu decken, braucht es Spenden. Das Tierheim ist ein Verein, somit fehlen städtische Mittel. Blomberg fasst zusammen: „Es ist schwierig, vorsorglich Maßnahmen zu ergreifen, da uns die finanziellen Mittel fehlen. Leider hängt alles vom Geld ab. Wir sind auf Spenden angewiesen, damit unser Tierheim weiter in gewohnter Form existieren kann.“ Durch die Inflation seien die Spenden jedoch zurück gegangen
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. „Wir merken, dass Spenden in Geldform nicht mehr so groß sind.“ Trotzdem kann sich das Tierheim auf einige treue Tierbesitzer verlassen: Vor ein paar Monaten hatte das Heim beispielsweise kein Futter mehr. Durch einen Spendenaufruf konnte der Mangel schnell wieder behoben werden. Momentan ist der Futterbestand für Katzen noch ausreichend. Im Gegensatz dazu sei die Nahrung für Hunde aber wesentlich knapper. Wer helfen möchte, kann eine Patenschaft für ein Tier übernehmen: Man zahlt 10 Euro im Monat für sein Tier und unterstützt damit auch das Heim finanziell, das mit dem Geld Futter kaufen kann.
Kranke Tiere ausgesetzt
Doch noch etwas anderes beunruhigt die Vorstandsvorsitzende: „Wir haben aktuell öfter den Fall, dass Tiere ausgesetzt werden, weil sie krank sind. Durch die neue Gebührenordnung für Tierärzte könnte sich dies verstärken. Wir rechnen fest damit, dass mehr Tiere abgegeben werden, weil die Besitzer die Tierarztkosten nicht mehr stemmen können. Wir selbst werden auch unter der Preiserhöhung leiden, da wir jeden Mittwoch unseren Tierarzttag haben.“ An diesem Tag finden Impfungen, Kastrationen oder allgemeine Vorsorgeuntersuchungen der Tiere statt.