Wetter/Herdecke. Der August 2022 ist laut Ruhrverband der trockenste und wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Das NRW-Umweltministerium genehmigt die Flussabsenkung.
DieRuhr in Wetter, Herdeckeund andernorts darf in Zukunft mit weniger Wasser auskommen. Das hat das Umweltministerium NRW jetzt entschieden. Demnach darf die Durchflussmenge aus den Talsperren in den Fluss gedrosselt werden. Dadurch sollen Vorräte gesichert werden. Mit nur 120 Millimetern Niederschlag – 57 Prozent weniger als im langjährigen Mittel – war der Sommer 2022 laut Ruhrverband der mit Abstand trockenste, der im Einzugsgebiet je verzeichnet wurde. Im August fielen sogar nur 15 Prozent des für diesen Monat üblichen Niederschlags.
Zur Aufrechterhaltung der Mindestwasserführung in der Ruhr mussten die Talsperren des Verbands daher in den drei Sommermonaten durchschnittlich 15,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde an das Flusssystem abgeben – das Achtfache dessen, was ihnen im selben Zeitraum zufloss. Als Folge dieser hohen Abgaben lag der Gesamtfüllstand aller Talsperren am 31. August bei nur noch 69,3 Prozent vom Vollstau und damit gut neun Prozent unter dem langjährigen Mittel.
Absenkung genehmigt
Damit der in den Talsperren zur Verfügung stehende Wasservorrat länger vorhält (falls sich die deutlich unterdurchschnittlichen Niederschläge auch in der nächsten Zeit weiter fortsetzen sollten), hat der Ruhrverband nach eigenen Angaben vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW auf Antrag die Genehmigung erhalten, vorübergehend bis zum 31. Oktober 2022 die Talsperren folgendermaßen zu bewirtschaften: Der durchschnittliche Abfluss an fünf aufeinanderfolgenden Tagen darf auf der Gewässerstrecke ab dem Pegel Hattingen bis zur Ruhrmündung nie niedriger sein als 12,0 (statt 15,0) Kubikmeter pro Sekunde und nie niedriger als 6,5 (statt 8,4) Kubikmeter/Sekunde am Pegel Villigst. Der niedrigste Tageswert darf dabei 10,0 (statt 13,0) Kubikmeter pro Sekunde auf der Gewässerstrecke ab dem Pegel Hattingen bis zur Ruhrmündung und 5,5 (statt 7,5) Kubikmeter pro Sekunde in Villigst nicht unterschreiten.
Der Ruhrverband könne mit dieser Maßnahme eine Einsparung von bis zu knapp 260.000 Kubikmetern Wasser pro Tag erreichen. Zum Pegel hier in Wetter nahe der Overwegbrücke gibt es keine Angaben, da diese Messstelle nicht berichtspflichtig sei und keine vorgeschriebenen Grenzwerte dazu gehören.
Im Gegensatz zu anderen Flüssen (wie dem Rhein) sei die Ruhr noch nicht vom Austrocknen bedroht.Dass sie trotz ausbleibenden Regens noch genügend Wasser führt, liege an den Zuflüssen aus den Stauseen. Angesichts der Niederschläge im vergangenen Winter seien diese Reserven noch gut gefüllt.
Schon in den Jahren 2018 bis 2021 habe das NRW-Umweltministerium dem Ruhrverband wiederholt per Ausnahmegenehmigung gestattet, die gesetzlichen Mindestabflüsse temporär abzusenken und so die Wasservorräte in den Talsperren zu schonen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Häufung von langen Trockenphasen sei es für einen zukunftssicheren und klimaresilienten Betrieb des Talsperrensystems notwendig, dass die im Ruhrverbandsgesetz verankerten Grenzwerte zur Mindestwasserführung in der Ruhr grundsätzlich niedriger angesetzt werden, damit die Talsperrensteuerung künftig flexibler gestaltet werden könne. Der Ruhrverband und das NRW-Umweltministerium haben 2021 gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr die Grundlagen dazu erarbeitet.
Sommer mit mehreren Rekorden
Im Ruhr-Einzugsgebiet hat der Sommer 2022 laut Verband mehrere Rekorde gebrochen. Er ist in Sachen Trockenheit neuer Spitzenreiter seit Beginn der Niederschlagsaufzeichnungen im Jahr 1927 und hat den bisherigen Tiefstwert im Sommer 2019 (144, jetzt 120 Millimeter Regen) unterschritten. Mit nur 61 bzw. 54 Prozent vom langjährigen Mittel verzeichneten schon der Juni und Juli 2022 erheblich zu geringe Niederschläge. Mit einer Monatsmitteltemperatur von 19,6 Grad war der August um drei Grad wärmer als im langjährigen Mittel und damit auch der wärmste sowie trockenste August seit Beginn der Aufzeichnungen. Dieser Sommer rangiert mit einer mittleren Temperatur von 18,1 Grad (1,6 wärmer als im Mittel) mit jenem aus dem Jahr 1947 auf Platz 3 der wärmsten Sommer seit 1881. Auf Platz 1 liegt der Sommer 2003 mit 18,7 Grad.
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Ohne die Talsperren wäre die Ruhr im Sommer laut Verband in Villigst an 29 Tagen und an der Mündung an 21 Tagen trockengefallen. Auch mit diesem Stauinhalt sei das Talsperrensystem auf eine mögliche Fortsetzung der Zuschusspflicht in den nächsten Monaten ausreichend vorbereitet.