Wetter/Herdecke. Mit der Geschichte des wetterschen Ehrenmals haben sich die Heimatforscher Ernst Vohmann aus Wetter und Peter Arnold aus Herdecke beschäftigt.

Zum besseren Verständnis der geschichtlichen Abläufe und der Ursachen, die zu diesen drei Kriegen führten, müssen wir auf das damalige West-Europas zurückblicken. In England und Frankreich hatte sich das Volk durch erfolgreiche Revolutionen und die Einrichtung von demokratischen Parlamenten seine Beteiligung an der Regierung erkämpft und somit moderne National-Staaten geschaffen.

Ganz anders sah es in dem Gebilde aus, das sich damals in den heutigen Grenzen der Bundesrepublik Deutschland befand. Es bestand aus mehr als 60 Einzelstaaten (Königreiche, Herzogtümer, Fürstentümer), die alle aus verständlichem Eigennutz selbstständig bleiben wollten. Diese Kleinstaaten hatten zum Großteil eine eigene Währung, eigene Gesetze und eine politisch gelenkte Bespitzelungs-Polizei. Dadurch wurden Freiheitskämpfer wie Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Heinrich Heine ins ausländische Exil getrieben, um einer Gefängnishaft zu entgehen.

Der Preußische Ministerpräsident (seit 1862) Fürst Otto von Bismarck führte ohne Genehmigung der erforderlichen Kriegsgelder durch das Parlament drei Kriege, die alle siegreich endeten – und zwar 1864 über Dänemark, 1866 über Österreich und 1870/71 über Frankreich. Diese Kriege veränderten die politischen Meinungen und Bündnisse in Preußen und den Kleinstaaten dergestalt, dass die Einsicht für die Schaffung eines National-Staates wuchs. Und so geschah es! Konnte die Einheit nicht von unten nach oben erfolgen, so musste sie eben auf dem Weg von oben nach unten erfolgen. Das war der Weg Bismarcks, der den Deutschen den Obrigkeits-Staat bescherte. Im Nachhinein wurden diese drei Kriege als sogenannte „Einigungskriege“ bezeichnet, obwohl sie für die Einigung der Länder hin zu einem National-Staat nie geführt wurden.

Spenden fürs Denkmal

Zu Ehren der in diesen Kriegen gefallenen Söhne der Stadt Wetter wurde vom Krieger- und Landwehrverein beschlossen, ein Kriegerdenkmal zu errichten. Hierzu brachte der Verein auch die erste Spende auf. Den Rest der Baukosten steuerte durch Sammlungen die Bevölkerung Wetters bei. Der Tag der feierlichen Einweihung war der 18. Oktober 1891.

Der Sockel (das Postament) bestand aus hiesigem Ruhrsandstein. Die beiden Soldatenfiguren, auf dem Sockel, betitelt „Sekundanten in der Schützenlinie“, waren aus Schlesischem Sandstein. Diese Gesteinsart war jedoch sehr weich und begann nach kurzer Zeit zu verwittern. Diesem Übel half man bereits im Jahre 1906 ab, indem man die Steinfiguren durch Bronzefiguren ersetzte. Das Geld hierfür stiftete der Kommerzienrat Gustav Vorsteher, Ehrenbürger der Stadt Wetter und Mitglied des Krieger- und Landwehrvereins. Gleichzeitig erhielt das Denkmal einen anderen Platz auf der Ostseite des Marktplatzes unmittelbar vor dem Amtsgericht.

Wenige Jahre später begann der Erste Weltkrieg (1914-1918). In dieser Zeit der Not mussten die Bronzesoldaten für Rüstungszwecke eingeschmolzen werden. Übrig blieb für viele Jahre nur der Denkmalsockel. Mit diesem Zustand mochten sich die Stadtoberen und die 1933 an die Macht gekommenen National-Sozialisten nicht abfinden. Nachdem im Januar 1931 in Wetter auf dem Seeblick am Harkortberg (heutiger Denkmalweg) den Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg ein stattliches Ehrenmal errichtet wurde, wuchs mit dem Anbruch der neuen politischen Epoche bald der Wunsch, das oben genannte Krieger-Denkmal in seiner Ursprungsform wieder erstehen zu lassen.

Im Sommer 1935 fassten einige Volksgenossen und ehemalige Kameraden des Ersten Weltkrieges den Entschluss, durch eine Geldsammlung in der Bürgerschaft das Denkmal erneut zu errichten. In kurzer Zeit brachte die Sammlung die benötigten 7500 Reichsmark zusammen. Zudem hatte man das Glück, die vier Bronze-Adler vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Hohensyburg zum Schrottwert erwerben zu können, da auch dort im gleichen Jahr mit der Umgestaltung des Denkmals ohne die Adler begonnen wurde.

Bei dem vollständig neuen Denkmal ist das ursprüngliche Motiv „Sekundanten in der Schützenlinie“ sinngemäß wiedergegeben. Es hatte seinen ursprünglichen Standort auf der westlichen Rasenseite des Adolf-Hitler-Platzes, wie der Alte Markt nun hieß, wiederbekommen. Das Modell für den Bronzeguss wurde von dem Kunstbildhauer Otto Bussmann in Düsseldorf hergestellt. Den Bronzeguss führte die Düsseldorfer Kunstgießerei Gustav Schmäke aus.

Die Einweihung des neu erschaffenen Denkmals war am 20. Oktober 1935 und geschah unter großer Beteiligung der Bevölkerung und namhafter Nazi-Größen in dem damals üblichen pompösen Rahmen des Deutschen Reiches. Längst hat der Alte Markt seinen ursprünglichen Namen zurückerhalten. Im Juli 1969 wurde das Kriegerdenkmal aus Platzbedarf seitens der Stadtverwaltung vom Alten Markt zum Harkortberg versetzt.