Wetter. Sportlich, familiär und abends ausgelassen, aber gemütlich – das Seefest in Wetter hat für jeden Besucher etwas Passendes.

Dass zum Rudern nicht immer Wasser nötig ist, zeigen am vergangenen Wochenende einige Besucher des Seefestes in Wetter. Ergometerrudern nennt sich die Sportart, in der es auch Weltmeisterschaften gibt. Ausgeführt wird das Ganze auf einem Ergometer, das Ruderern als Trainingsgerät dient und ihnen etwa 60 Prozent ihrer Fitness und Ausdauer verschafft, erklärt Jürgen Hecht, 1991 Weltmeister im Achter.

Auf einer Bühne vor dem Freibad in Wetter moderiert er den Wettkampf. Als erstes bekommt Wetters Bürgermeister Frank Hasenberg zu spüren, wie kraftraubend die Sportart ist. Er tritt gegen den achtjährigen Oskar Tempelmann an. 50 Sekunden Vorsprung bekommt der Junge. Es gilt, 250 Meter zu überwinden. Rudersportler schaffen 500 m in 1,20 Minuten, spornt Hecht die Teilnehmer an. Dann fällt der Startschuss. Der kleine Oskar legt sich mächtig ins Zeug, wird vom Publikum mit „du schaffst das“ und „los Oskar, los“ angefeuert. Als der Bürgermeister sich in die Riemen legt, sieht es zunächst so aus, als würde er seinen Konkurrenten schlagen. Doch am Ende ist der Achtjährige strahlender Sieger. In einem späteren Duell gegen seinen Bruder Theo muss er sich allerdings geschlagen geben.

Stadt Wetter gewinnt

Es folgt der erste Staffeldurchgang des Tages. Ein Team der Stadt Wetter und die Demag- Sportgemeinschaft mit Unterstützung der Stiftung Volmarstein gehen an den Start. Alle paar Meter wird gewechselt, bis alle Teilnehmer durch sind. Das Team der Stadt Wetter gewinnt. Anschließend gibt es zwei Freiwillige, die gegeneinander antreten: Connor Thalheim (18) aus Krefeld gegen Johann Manske (34) aus Witten. Es wird ein tragischer Wettkampf, denn Thalheim rutscht schon nach kurzer Strecke von seinem Rollsitz. Damit muss er die ganze Kraft nun ausschließlich aus den Armen ziehen. Am Ende verliert er zwar, Spaß hat er aber dennoch. „Ich habe mir gedacht, einfach mal mitmachen“, erklärt der 18-Jährige, der in der Umgebung seine Freundin besucht.

Johann Manske hat durch die Zeitung vom Seefest in Wetter erfahren, seine Familie eingepackt und sich auf den Weg gemacht. Das Fest findet er sehr schön, sagt er. Was das Rudern angehe gibt der Wittener an, dreimal die Woche ins Fitnessstudio zu gehen. Die Ruderübung gehöre zu seinem Trainingsprogramm. „Ich mache das einfach gerne“, sagt der 34-Jährige. Auf der Bühne machen sich inzwischen Nicole Damaszek– Heimann von der Wirtschaftsförderung der Stadt Wetter und Markus Bräuer, früheres Mitglied der Nationalmannschaft und Dritter bei der Weltmeisterschaft im Ruder 1991, sowie Olympiateilnehmer 1992, für ihr Duell bereit. Nicole Damaszek-Heimann gibt alles, liegt gut auf der Strecke. Doch gegen den erfahrenen Ruderer hat sie am Ende keine Chance. Spaß haben aber auch in diesem Fall beide Teilnehmer. Jürgen Hecht ist begeistert vom Interesse der Festbesucher. „Es ist schön, die Sportart hier zu präsentieren. Es ist eine super Resonanz.“

In einer weiteren Staffelrunde stehen beziehungsweise sitzen sich nun die Demag-Sportgemeinschaft und die DLRG gegenüber. Es ist ein spannendes Rennen, das die Sportgemeinschaft am Ende für sich entscheiden kann.“Dafür könnt ihr schneller schwimmen“, hat Jürgen Hecht tröstende Worte für das DLRG-Team parat. Eigentlich stehen noch zwei weitere Mannschaften in den Startlöchern. Die muss Jürgen Hecht aber aufgrund des geplanten Bühnenprogramms vertröstet. Er freut sich über den Erfolg des Wettbewerbs. Dass es in Wetter mehr ruderbegeisterte Menschen gibt als anderenorts wundert ihn nicht: „Der Harkortsee hier ist eines der besten Trainingsreviere für Ruderer der Welt.“ Er könnte das so sagen, da er schon auf der ganzen Welt mit dem Boot unterwegs gewesen sei.

Hüpfburgen für die jüngeren Besucher

Während der Ergometer-Ruderwettbewerb großteils Erwachsene fordert, können sich die jüngsten Besucher auf dem Gelände des Freibades auf Hüpfburgen und Trampolinen ordentlich austoben. Eine von ihnen ist die vierjährige Gabriel von Thienen. Sie ist mit Oma Annette aus Herdecke zum Seefest gekommen. Besonders beeindruckt ist sie von einer Feuerjonglage. Dass das Seefest in abgespeckter Form stattfindet begrüßt Annette von Thienen durchaus: „Ich finde das für Kinder hier total schön. Gut überschaubar. Es war die ganze Zeit nicht langweilig.“ Und dass nicht so viele Verkaufsstände wie sonst da sind, sei für sie als Begleitung eines Kindes sogar sehr angenehm. Schließlich möchten die Kleinen ja immer alles mögliche haben. Auch Essen gäbe es genug. Das sieht Ute Keßel ganz ähnlich. Sie freue sich auf eine Currywurst in Gesellschaft. „Ich finde es mal wieder schön, mit allen zusammen zu kommen.“ Michaela Schamott ist ebenfalls froh, wieder bei einem Fest unter Menschen zu sein.

Zwei andere Besucherinnen, die namentlich nicht genannt werden möchten, finden das Fest zwar ganz nett, es sei aber schade, dass es offenbar nicht so angenommen wird. Das Kinderprogramm sei ganz toll, loben beide. Eine der Frauen erklärt, sie sei Jahre lang beim Seefest mit einem Weinstand vertreten gewesen. Da sei die Veranstaltung eher überregional gewesen, während sie den Eindruck habe, dass es jetzt überwiegend an Wetteraner Publikum gerichtet ist.