Herdecke/Dortmund. Grundversorgung: Die DEW21 mit Sitz in Dortmund erhöht den Preis für Erdgas auch in Herdecke zum 1. August. Vor allem Bestandskunden zahlen mehr.

Gleiches Vorgehen, identische Begründungen, nur die Termine unterscheiden sich. Alle Energie-Unternehmen in der Region erhöhen in dieser turbulenten Zeit die Preise oder haben es bereits kürzlich getan, sei es seit dem 1. Juli, nun zum 1. August oder ab September. Ab Montag gelten auch bei der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) als Gas-Grundversorger für Herdecke neue Tarife.

Bemerkenswert: Ab August wird es vor allem für Altkunden der DEW deutlich teurer. Die Begründung: Als Grund- und Ersatzversorger musste das Dortmunder Unternehmer nach eigenen Angaben in der Vergangenheit eine große Zahl an Neukunden auffangen, deren Energieversorger die Belieferung kurzfristig einstellten. Daher musste die DEW21 Energiemengen für diese Gruppe „zu enorm hohen Marktpreisen einkaufen“. Um Bestandskunden zu schützen und wirtschaftliche Risiken einzugrenzen, galt für die Neulinge ein gesonderter Grundversorgungstarif. Wegen veränderter Gesetzesvorgaben müsse es nun aber ein einheitliches Preisniveau und gleiche Tarife für beide Gruppen geben. Das mache „in Kombination mit den enorm gestiegenen Beschaffungspreisen eine Preisanpassung unumgänglich“.

55 Euro mehr im Monat

Aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen erhöht sich der Erdgas-Arbeitspreis ab August von 9,246 auf 14,829 Cent pro Kilowattstunde (brutto). Der Grundpreis bleibe stabil. DEW-Bestandskunden müssen mit monatlichen Mehrkosten von satten 55,82 Euro (Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 12.000 kWh) rechnen. Wer einen älteren Tarif, den die DEW mittlerweile nicht mehr anbietet, abgeschlossen hat, muss wegen der aktuellen und anhaltenden Krisenentwicklung deutlich höhere Preise bezahlen. Je nach Vertrag bedeutet dies für eine Musterfamilie mit einem jährlichen Verbrauch von 12.000 kWh eine monatliche Mehrbelastung zwischen 8,82 Euro und besagten 55,82 Euro.

Viel Bewegung am Markt

Viele Energiedienstleister haben in der jüngeren Vergangenheit verschiedene Änderungen bei den Strom- und Gas-Grundversorgungstarifen für Neukunden eingeführt, da insbesondere „Discount-Anbieter“ ihren Kunden teilweise unvermittelt die Verträge kündigten oder Insolvenz anmelden mussten.

Die bewährten Energiedienstleister übernahmen in ihren Strom- oder Gas-Grundversorgungsgebieten diese Kunden automatisch in die Grund- bzw. Ersatzversorgung.

Herdecker Kunden erhalten Informationen im DEW-Beratungsbüro am Kirchplatz 3 (Rathaus) vorerst nur mit Terminvereinbarung unter 0231/544-4037.

Für Kunden, die zwischen dem 1. November 2021 und dem 14. März zu DEW21 in die Erdgas-Grundversorgung kamen, ergeben sich abhängig vom Zeitpunkt des Vertragsabschlusses Mehrkosten zwischen 3,7 und 12,3 Prozent (5,84 bzw. 18,10 Euro). Bemerkenswert: Verbraucher, die seit dem 15. März bei DEW21 sind, profitieren von der Harmonisierung der Grundversorgungstarife und sparen künftig monatlich 49,17 Euro (22,9 Prozent).

Teurer wird es aber jetzt ab dem Monatswechsel auch für Gewerbekunden in der Grundversorgung, da der Energiedienstleister die Strom- und Erdgaspreise analog zu jenen von Privatleuten angleichen werde. Die DEW passe für alle Betroffenen der Preisänderungen ab 1. August die monatlichen Abschläge automatisch an, um Nachzahlungen in der Jahresrechnung vorzubeugen. Über den neuen Abschlagsplan informiere der Versorger schriftlich.

600 Prozent teurer an der Börse

Eine kleine Entlastung bot kürzlich der Wegfall der „EEG-Umlage“ mit leichter Preissenkung. Laut DEW hatte dies nur geringen Einfluss, die Werte habe das Unternehmen in seine aktuelle Kalkulation eingespeist.

Über allem stehe aber die dramatische Entwicklung im Energiesektor. Für Erdgas haben sich, so heißt es aus Dortmund, die Börsenpreise im vergangenen Jahr in der Spitze um 600 Prozent erhöht. „Und eine Entspannung der Lage ist auch weiterhin nicht in Sicht.“

Auch AVU und Mark-E reagier(t)en

Auch andere Versorger in der Region erhöhen die Gaspreise. Die AVU hat beispielsweise die Grundversorgungs-Tarife unter anderem für Kunden in Wetter angehoben: Der Arbeitspreis für „Comfortgas“ stieg zum 1. Juli 2022 um 1,19 Cent pro Kilowattstunde (brutto). Personen in einem Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 10.000 Kilotwattstunden (kWh) zahlen monatlich nun 9,92 Euro mehr. Je nach Verbrauch liegt der Arbeitspreis zwischen 8,98 und 14,57 Cent/kWh. Zur Begründung hieß es: Ursache für die Erhöhung sei der massive Preisanstieg der Großhandelspreise.

Auch interessant

Fast identisch formuliert es die Mark-E. Der Hagener Versorger verfolge zwar eine „langfristige Gasbeschaffungsstrategie“, doch aktuell lassen sich die Effekte nun nicht mehr kompensieren. Ab dem 1. September müssen auch Kunden der Mark-E mehr zahlen. Beispielrechnung: Ein Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden zahlt im Tarif „Komfort Gas“ im Monat 41,67 Euro (brutto) oder ca. 26,9 Prozent mehr für Gas. Neben den Privatkunden erhöhen sich auch die Gaspreise für Gewerbekunden entsprechend.

Auch dieser Energiedienstleister führt die Grundversorgungstarife zusammen, ab September zahlen alle Kunden einheitlich den gleichen Preis für Strom oder Gas. Das Unternehmen als Grundversorger für Hagen empfiehlt – wie andere Anbieter auch – allen Kunden „dringend, die monatlichen Abschlagszahlungen nach oben anzupassen.“ Dies helfe, um mögliche größere Nachzahlungen im Zuge der Jahresabrechnung zu vermeiden oder etwas abzufedern.