Wetter. Jahrelang hat sie in Afrika gelebt und sich für Wildtiere engagiert. Nun lässt sich Tierärztin Simone Klebba mit eigener Praxis in Wetter nieder.
Ihr Herz schlägt nicht nur für Hunde, Katzen und Pferde, sondern auch für Elefanten, Geparden, Nashörner und andere Wildtiere. Kein Wunder, denn Simone Klebba ist Tierärztin und hat viele Jahre in Afrika praktiziert, geforscht und sich für bedrohte Tierarten engagiert. Vor zwei Jahren kehrte sie ins Ruhrtal zurück. Anfang August eröffnet sie eine Tierarztpraxis in ihrer Heimatstadt Wetter. Die Lokalredaktion hat mit Simone Klebba gesprochen.
Sie haben in Berlin und Hannover Tiermedizin studiert. Wie kamen Sie nach Afrika?
Simone Klebba: Nach meiner Approbation im Mai 2005 habe ich kurz bei Dr. Wolf in Hattingen gearbeitet, als das Angebot von Professor Klaus Pohlmeyer von der Uni Hannover kam, ihn bei einer Exkursion nach Namibia zu begleiten. Er ist passionierter Großwildjäger und hatte in einer Vorlesung, die ich besuchte, Bilder aus Afrika gezeigt. Als der Anruf kam, habe ich zugesagt. Das war im September 2006.
War das Ihre erste Reise nach Afrika?
Ja, damals war ich zum ersten Mal dort. Ich stieg aus und dachte: Hier bin ich zuhause. Ich habe mich sofort in das Land verliebt. Weil Namibia eine ehemalige deutsche Kolonie ist, wurde mein Abschluss dort anerkannt. Zurück in Deutschland, zeigte mir einen Kollegin irgendwann eine Anzeige im Deutschen Tierärzteblatt: In Windhoek wurde eine Tierärztin gesucht. Ich bin zum Vorstellungsgespräch nach München, und im Dezember war es soweit.
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Da bin ich mit Sack und Pack nach Namibia gezogen. Seitdem habe ich eine große Verbundenheit zu diesem Land, das übrigens das einzige in Afrika ist, das den Tierschutz im Gesetz verankert hat. Dort gibt es mehr Wildtiere außerhalb der Parks als innerhalb, und es kann passieren, dass mal ein Elefant über die Straße läuft oder ein Löwe am Straßenrand liegt. Aber auch dort wird der Lebensraum für Wildtiere immer kleiner, weswegen viele Programme gestartet werden. Dazu wollte ich einen Beitrag leisten.
Wie muss man sich Ihre Arbeit dort vorstellen?
Windhoek ist die Hauptstadt von Namibia. Dort habe ich hauptsächlich Hunde und Katzen behandelt. Mein Traum war es aber, mit Wildtieren zu arbeiten. Diese Chance ergab sich ein Jahr später, als ich mit einem Wildtierarzt arbeiten konnte. Das habe ich lange gemacht und in dieser Zeit eine Ausbildung zur Fachtierärztin für afrikanische Wildtiere absolviert. Für die Praxis war ich im Krüger-Nationalpark in Südafrika, für die Theorie an der Uni von Pretoria in Ondestepoort. In der Zeit habe ich mich besonders für bedrohte Tierarten wie Geparden, Wildhunde und Spitzmaulnashörner eingesetzt und für Organisationen wie den WWF gearbeitet, Forscher und Wissenschaftler unterstützt.
Wildtiere kann man ja nur in Narkose behandeln?
Ja. Sie werden aus der Distanz mit einer fliegenden Spritze betäubt. Entweder für Zuchtprogramme, oder es werden DNA-Proben für Forschungszwecke entnommen, oder aber es handelt sich um verletzte Tiere, die behandelt werden. Ich musste neben meiner Fachausbildung als Allgemeintierärztin arbeiten, also habe ich Rinder, Schafe, Pferde und alle anderen Tiere mitbehandelt.
Sie haben sich dann in Namibia selbstständig gemacht...
Genau, nach einem kurzen Intermezzo an einer großen Tierklinik in Innsbruck bin ich nach Afrika zurückgekehrt, weil ich inzwischen die Anerkennung als Fachtierärztin bekommen hatte. Ab 2014 durften nur noch Fachtierärzte dort Immobilisationsmedikamente, also Betäubungsmittel für Wildtiere, anwenden. 2015 habe ich mich in Otjiwarongo mit dem Namvet Wildlife Service selbstständig gemacht.
Wann und warum sind Sie nach Deutschland zurückgekehrt?
Das war im Februar 2020. Vorausgegangen war eine lange Dürre, dann kam Corona. Beides zusammen hat mich zur Familie zurückgetragen. Und nach verschiedenen Assistenzjobs boten sich diese Praxisräume hier in der Freiheit an.
Anfang August soll Eröffnung sein. Wo sollen bzw. werden die Schwerpunkte Ihrer Arbeit liegen?
Ich werde alles tun, damit das klappt. Der zweite Behandlungsraum wird wahrscheinlich erst im September fertig; auf die Küche muss ich drei Monate warten. Vielleicht sind das Röntgen-Gerät und das Inhouse-Labor noch nicht vor Ort, aber ich werden auf jeden Fall schon arbeiten können und mich künftig auf geriatrische Patienten spezialisieren. Ich werde mit alternativen Heilmethoden und Schmerztherapien chronische Erkrankungen des Bewegungsapparates behandeln. Deswegen waren ein barrierefreier Eingang und großzügige Räume wichtig. Und: Man wird auf jeden Fall meine afrikanische Vergangenheit hier in meiner Praxis finden.
Die Senioren unter den Tieren werden also besonders im Blickfeld stehen?
Genau. Der Alterungsprozess wird nicht richtig berücksichtigt, dabei treten die meisten Probleme im letzten Lebensdrittel auf. Wir geben zwar viel Geld für die Diagnostik aus, aber an Therapien fehlt es oft. Da will ich ansetzen mit einer guten Ernährungsberatung und sanften Heilmethoden wie etwa dem pulsierenden Magnetfeld, bei dem man mit dem Magnetfeld der Erde arbeitet, die Mikrozirkulation und die Sauerstoffversorgung im Blut verbessert. Ich kooperiere auch mit einem Reha-Technik-Unternehmen in Bochum, das Orthesen, Bandagen und Rollstühle für Tiere anfertigt. Solche Hilfsmittel sollen hier in der Praxis angepasst und die Patienten tiermedizinisch betreut werden. Ich würde mir wünschen, dass Tierhalter nicht frühzeitig die Entscheidung treffen müssen, ihre Tiere gehen zu lassen, nur weil diese Probleme mit dem Bewegungsapparat haben.
Infos
Die Praxis von Simone Klebba soll „Tierarztpraxis in der Freiheit“ heißen; die Genehmigung steht noch aus.
Öffnungszeiten: Mo 9 - 12 Uhr und 15 - 19 Uhr, Di 9 - 12 und 15 - 18 Uhr, Mi 9 - 12 Uhr, Do und Fr 9 - 12 und 15 - 18 Uhr.
Terminvereinbarung (auch Hausbesuche) unter (02335) 8481803. Termine für August können in der letzten Juliwoche schon vereinbart werden.
Aktuell werde auf regionaler Ebene versucht, eine Notdienstlösung für Wetter und Herdecke zu finden.