Wetter. Erstmals trägt der Aprikosenbaum an der Eisdiele Dolomiti kiloweise Früchte. Nina und Bruno Pelle wollen jetzt Fruchteis daraus machen.

Beinahe zehn Jahre ist es her, dass Bruno Pelle ein kleines, etwa einen Meter hohes Aprikosenstämmchen vor seiner Eisdiele in der Freiheit einpflanzte. Ehefrau Nina traute ihren damals ihren Augen nicht: „Ich habe Bruno gefragt, was er da tut und nicht dran geglaubt, dass aus dem kleinen Bäumchen mal was wird.“ Sie sollte eines Besseren belehrt werden.

Prächtige Aprikosen und Trauben wachsen vor dem Eiscafé Dolomiti.
Prächtige Aprikosen und Trauben wachsen vor dem Eiscafé Dolomiti. © WP | Elisabeth Semme

Inzwischen ist aus dem einst kleinen Stämmchen ein stattlicher, beinahe drei Meter hoher Baum mit ausufernden Zweigen geworden. Und das Beste daran: Sie hängen voller leuchtend gelb-orangefarbener Aprikosen.

Viele Kilos reifen an den Zweigen

„Ist das nicht toll?“ sagt Nina Pelle und erinnert sich, dass der Baum in den letzten beiden Jahren so gut wie gar nicht getragen hat. Das scheint er nun wettmachen zu wollen. Viele Kilos reifen dort an den Zweigen hoch über dem Eingang zu Wetters ältester Eisdiele. Nina und Bruno Pelle mussten auch gar nicht lange überlegen, was sie mit all den Aprikosen anfangen werden: „Wir machen Aprikoseneis daraus.“ Das heißt, die Früchte werden geerntet, gekocht und püriert, so dass Bruno Pelle sie zu Fruchteis verarbeiten kann. „Aber ein bisschen süßer müssen sie noch werden“, meint Nina Pelle, nachdem sie ein paar Früchte probiert hat. Da komme das für diese Woche angekündigte hochsommerliche Wetter gerade recht.

Handgemachtes Eis

26 verschiedene Milch- und Fruchteissorten bieten die Pelles in ihrer italienischen Eisdiele Dolomiti an – allesamt täglich frisch zubereitet, sozusagen handgemacht, von Bruno Pelle (72). „Das macht Bruno doch schon so lange, wie wir hier in Wetter sind“, sagt Nina Pelle. „Am 3. Juli waren es genau 43 Jahre. Seitdem sind wir hier im Dorf, und seitdem macht Bruno das Eis selbst. Jeden Tag. Ich glaube, es gibt kein Geschäft in Wetter, das so alt ist wie wir“, meint die 67-Jährige, die für viele Wetteraner viel mehr ist als eine Gastronomin. Sie ist Ansprechpartnerin, Freundin und gute Seele der Freiheit – genauso wie die Eisdiele für viele Alt-Wetteraner in den vergangenen Jahrzehnten ein Treffpunkt, ja ein zweites Wohnzimmer geworden ist. Die Kunden schätzen die mediterrane Atmosphäre der grün bewachsenen Terrasse, die bei großer Hitze Schatten und Kühlung spendet.

Auch Äpfel und Trauben wachsen

Und vor der nicht nur Aprikosen, sondern auch Äpfel und vor allem Weinreben wachsen. „Die Reben tragen weiße und rote Trauben, und in diesem Jahr auch außergewöhnlich viele“, sagt Nina Pelle und zeigt auf die üppigen Trauben, die von den rankenden Reben herabhängen. Was damit geschieht, wenn sie reif sind? „Kunden von uns nehmen sie mit und machen Wein daraus“, verrät Nina Pelle, die regelmäßig Stammkunden bedient.

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Einige von ihnen kamen schon, als sie noch Kinder waren. Inzwischen haben sie selbst Kinder und teilweise sogar schon Enkelkinder, mit denen gemeinsam sie zum Eisessen ins Dolomiti gehen. Da versteht sich von selbst, dass die Pelles nicht nur die Eis-Vorlieben vieler ihrer Kundinnen und Kunden kennen, sondern auch deren Lebensgeschichten. Gerüchte und Geschichten aus dem Dorf Wetter landen in der Regel zuallererst bei Pelles – wenn irgendjemand weiß, wo gerade eine Wohnung frei ist oder wer sich gerade von wem getrennt hat, dann ist das Nina Pelle. Dabei weiß sie aber bestens zu unterscheiden zwischen dem, was zum Weitererzählen bestimmt ist und was nicht.

Viel Strom für den Betrieb

Sie und ihr Mann Bruno haben trotz der aktuellen Energiekrise ihre Preise übrigens noch nicht erhöht. „Dann müssen wir ja auch neue Karten machen“, so die Gastronomin, die diese Entscheidung noch herauszögert, wohl wissend, dass „wir harte Zeiten kriegen werden“. Für den Betrieb ihrer Eisdiele benötigen die Pelles weniger Gas, als viel mehr Strom. „Die Maschinen müssen laufen, und die Kühlung braucht Strom. Da drinnen stehen fünf Gefrierschränke, die voll sind und auch jederzeitlaufen müssen“, sagt Nina Pelle mit einem durchaus sorgenvollem Blick in die Zukunft.

Natur-Eis

„Wir haben immer nur Natur-Eis ohne Chemie gehabt. Das Milchspeiseeis wird mit frischen Eiern, Milch, Sahne und Zucker gemacht. Und unser Vanilleeis machen wir mit Schoten“, erklärt Bruno Pelle.
Und für all diejenigen, die kein Milcheis vertragen, gibt es Fruchteis aus frischem Obst – bald erstmals auch Aprikoseneis aus eigenen Früchten.
Darüber hinaus servieren Nina und Bruno Pelle in ihrem Eiscafé auch Kuchen, Waffeln und Frühstück.