Herdecke. Yusuf Tekce ist Chef der Veranstaltungsagentur Maya & Co in Herdecke. Im Interview spricht er über die Zeit vor, während und nach der Pandemie.
2019 kam Yusuf Tekce mit der Veranstaltungsagentur maya & yo nach Herdecke. Auch privat zog es ihn in die Stadt der Ruhrseen. Im Interview der Woche erklärt er, was ihn an seiner Wahlheimat so fasziniert und wie es ihm gelungen ist, mit seiner Firma den Lockdown mit Veranstaltungsstopp in der Pandemie zu überstehen.
In einer Woche steht das dritte Streetfood-Festival in Herdecke auf dem Programm. Sie sind Veranstalter. Wie kam es dazu?
Yusuf Tekce: Ich komme aus der Veranstaltungsbranche und habe schon mit 17 Jahren angefangen, dort zu arbeiten. 2015 habe ich in Köln eines der ersten Streetfood-Festivals besucht. Damals gab es diesen heutigen Trend noch nicht. Ich habe eine große Affinität zum Essen und Kochen. Deshalb war ich von der Idee gleich begeistert und dachte mir, das muss ich auch machen. So sind wir zum ersten Streetfood-Festival nach Hagen gekommen mit damals 40 Foodtrucks und rund 45.000 Besuchern. Das war riesig. Wir hatten vorher keine Ahnung, welche Dimensionen das annimmt.
Nach dem Erfolg in Hagen, sind Sie dann auch nach Herdecke gekommen...
Wir haben uns einfach gedacht, das müssen wir auch in Herdecke machen und lagen damit genau richtig. Herdecke ist auch bei den Händlern sehr beliebt. Das ganze Ambiente mit den Fachwerkhäuschen ist einfach ideal. Hinzu kommt, dass die Menschen solche Angebote auch gerne wahrnehmen. Wenn hier was angeboten wird und das Wetter schön ist, ist hier die Hölle los.
Sie bieten jedoch nicht nur Streetfood-Festivals mit ihrer Veranstaltungsagentur an. Firmenfeiern, Hochzeiten und Geburtstage stehen ebenfalls in ihrem Portfolio. Dabei bieten Sie das Komplettpaket aus Locationsuche, Catering und sogar Mitarbeitern an. Hotels und Gaststätten haben derzeit Probleme, Personal zu finden. Wie klappt das bei Ihnen?
Wir arbeiten glücklicherweise mit einer professionellen Firma zusammen, die sich auf Gastropersonal spezialisiert hat und die die Corona-Zeit glücklicherweise halbwegs unbeschadet überstanden hat. Aber zugegeben, ist es heute nicht einfach, gutes Personal zu finden. In der Pandemie haben sich viele umorientiert, sind aus dem Gastrobereich raus in andere Berufe gewechselt. Hinzu kommt, dass momentan gefühlt die Wochenenden schon übervoll mit Veranstaltungen sind, so dass beispielsweise Musiker gleich vier Auftritte an einem Abend machen könnten. Das ist nicht ganz einfach, aber wir sind gut aufgestellt.
Vor der Pandemie waren Sie bundesweit mit Veranstaltungen unterwegs...
Ja, wir waren etwa bei den Tagen der Küstenwache in der Lübecker Bucht und haben dort das Catering für die Bundeswehr gemacht und einen Einsatz in Wolfsburg in der Innenstadt gehabt – zwölf Städte in vier verschiedenen Bundesländern.
Und dann kam der Lockdown. Wie haben Sie die Zeit erlebt?
Es wurde die erste Veranstaltung abgesagt. Da dachten wir noch, dass wir nur ein bisschen warten müssten. Doch aus der Erwartung der Kurzfristigkeit wurde ein Jahr. Dann haben wir gemerkt, das wird so nichts mehr. Wir standen an dem Punkt, dass wir uns überlegen mussten, was wir machen. Meine Partner haben sich in der Zeit umorientiert, und wir haben unser Hagener Büro geschlossen. Ich selbst arbeite inzwischen im Marketing eines Grillherstellers. Doch die Abmachung dort ist klar, dass ich meine Veranstaltungsfirma nebenbei weiter betreiben kann. Das kann je nach Auftragslage schon stressig werden.
Welche Aufträge sind für Sie am reizvollsten?
Wir haben uns auf die Innenstadt fokussiert. Es gibt Firmen, die bauen eine Foodtruck-Burg auf der grünen Wiese auf, aber das ist nichts für uns. Ich mag die Innenstädte. Dort ist schon Infrastruktur vorhanden und die Besucher nutzen den Besuch einer Veranstaltung meist noch für einen weiteren Bummel durch die Stadt. Derzeit sind wir beispielsweise oft in Hilden. Die Stadt hat uns angesprochen, weil es den Wunsch gab, mehr als einmal im Jahr eine Veranstaltung dort zu machen. Jetzt bieten wir einmal im Monat einen Feierabendmarkt mit Livemusik und Weinbar dort an, und es wird sehr gut angenommen.
Wäre das nicht auch was für Herdecke?
Prinzipiell ja, und wir hatten auch vor Corona schon einmal bei der Stadt angefragt, doch da hat man sich für einen anderen Anbieter entschieden. Das ist dann leider nicht so gut angekommen und das Format somit erst einmal verbrannt. Aber eventuell kann es als Zukunftsthema wieder aufgenommen werden. Ich würde in Herdecke gerne Veranstaltungen hier am Wasser anbieten. Ein Open-Air-Musikfestival könnte ich mir sehr gut vorstellen.