Wetter. Die Filme sind legendär. Für viele Menschen ist Star Wars fast eine Religion. So auch für den Wetteraner Daniel Wiegand.

Verkleiden – das klingt nach Karneval. Eine falsche Fährte, was Daniel Wiegand betrifft. Wer mit dem Wetteraner über dessen größtes Hobby spricht, denkt vielmehr an kultige Filme, markante Figuren und Sternenkriege. Über Star Wars kann der 37-Jährige als leidenschaftlicher Fan stundenlang reden. Noch bedeutsamer: Immer wieder tritt er mit weiteren Kadetten bei verschiedenen Veranstaltungen auf, um in teils aufwendigen Kostümen vor allem Kinder zu unterhalten und als Fotomotiv herzuhalten.

Diese Science-Fiction-Passion taucht bei den Wiegands auch oft im Alltag auf. „Meine Frau war meinem Hobby zunächst etwas abgeneigt, doch seit einiger Zeit kann auch sie sich nun dafür begeistern. Wir leben das, Star Wars ist für uns fast so etwas eine Art Religion. Wir sind jedoch nicht fanatisch und wollen auch niemanden missionieren“, sagt der Vater von drei Kindern. Wenn seine Gattin Sabine aber beispielsweise „Ich liebe dich“ zu ihm sagt, antwortet er mit einem Han-Solo-Zitat in Richtung Prinzessin Leia: „Ich weiß.“ Damit hinein in eine Welt aus guten und bösen Figuren (von der dunklen Seite der Macht), wofür die Familie aus Wetter wie weltweit viele andere Anhänger viel Freizeit opfert.

Auch Sohn ist „infiziert“

Seit seiner Kindheit fasziniert Star Wars Daniel Wiegand, der sich immer wieder nach entsprechenden Kostümen umschaut. Dieses Interesse übertrug sich auch auf seinen Nachwuchs. Mit dem ältesten Sohn besuchte er vor knapp vier Jahren eine Comic-Messe in Dortmund, danach sagte der Junior: „Ich will mich auch wie ein Stormtrooper verkleiden.“ 700 Stunden Arbeit investierte der Vater demnach dann, um ein solches Soldaten-Kostüm anzufertigen. Auch die zwei Töchter habe der Sternenkrieg-Kult mittlerweile erfasst. „Die Mittlere haben wir kürzlich mit zu einem Auftritt im Movie Park Bottrop genommen. Sie ist beleidigt, wenn wir sie vor solchen Veranstaltungen nicht fragen. Und die Jüngste haben wir bereits kurz nach ihrer Geburt in der Galactic Academy angemeldet.“

Ob auf der Minigolfanlage Klute in Herdecke oder im Moviepark Bottrop: Daniel Wiegand aus Wetter (stellvertretender Leiter von Jedha Campus of Germany, bald Vorsitzender) und weitere Kadetten schlüpfen immer wieder in Kostüme von Star Wars, um vor allem Kinder zu unterhalten
Ob auf der Minigolfanlage Klute in Herdecke oder im Moviepark Bottrop: Daniel Wiegand aus Wetter (stellvertretender Leiter von Jedha Campus of Germany, bald Vorsitzender) und weitere Kadetten schlüpfen immer wieder in Kostüme von Star Wars, um vor allem Kinder zu unterhalten © Patrick Hartmann

Das bedarf für Außenstehende einer Erklärung. Diese internationale Fangruppierung akzeptiert nur Kinder als Mitglieder. Daniel Wiegand wiederum stieß ein Jahr später bei einem Folge-Besuch der besagten Messe in Dortmund auf eine andere Gruppe für Erwachsene. „Da sprach mich jemand an, ob ich nicht der 501. Legion beitreten möchte.“ Dabei handelt es sich um die weltweit größte Kostümvereinigung der Star-Wars-Bewegung mit dem Anspruch, billige Karneval-Verkleidungen zu vermeiden. „Die achten darauf, im Sinne der Filme gut auszusehen“, so der 37-Jährige.

Mit Piloten-Overall fing es an

2017 fühlte sich der Wetteraner im Overall eines sogenannten Tie-Piloten aus dem galaktischen Imperium sehr wohl. „Das passte, da ich einen Drang zur Fliegerei habe.“ Seither schaut sich Wiegand oft im Internet nach verschiedenen Star-Wars-Accessoires um, kauft schon mal Handschuhe für 70 Euro und tüftelt bis tief in die Nacht hinein an der Kostümzusammenstellung. „Ja, dieses Hobby ist mitunter teuer und zeitintensiv, aber wir haben nun mal einen gewissen Anspruch.“

Im Laufe der Jahre entstand auch die Idee, verkleidet aufzutreten. Etwa in Düsseldorf auf der Station einer Kinderkrebsklinik, um mit seinem Sohn den dortigen Patienten etwas Freude im Krankheitsalltag zu bescheren. Das Hobby entwickelte sich quasi immer weiter. Seit 2016 gehört Daniel Wiegand zu einem deutschen Ableger der Galactic Academy, bei diesem Jedha Campus ist er seit 2019 stellvertretender Leiter und ab September Vorsitzender. 200 der insgesamt 250 Mitglieder dieser nationalen Gruppe treten in allen Bundesländern als Star-Wars-Figuren auf.

Der Wetteraner kümmert sich oft um Organisatorisches und hält Kontakt zu Veranstaltern. „Wir sind vor allem karitativ orientiert, der gute Zweck hat Vorrang. Wer uns kostenfrei engagiert, muss eventuell mal wegen einer womöglich längeren Anfahrt über etwas Spritgeld nachdenken, wir besuchen aber auch ohne Gage Kinder-Geburtstage.“ Und im Jedha Campus sind auch einfache Star-Wars-Kostüme gern gesehen, zumal auch Mädchen und Jungen mitmachen können. „In der 501. Legion geht es anders und viel kostenintensiver zu, da gibt es kein Limit nach oben.“ Verkleidungen für einen vierstellige Euro-Betrag seien da keine Seltenheit.

Nächtelang an Kostümen basteln

Wiegand selbst mag (wie auch viele Kinder) zum Beispiel die Jawa-Figur mit den leuchtenden Augen. Dieser Ureinwohner des Planeten Tatooine dürfe immer für etwas Unfug und Spaß sorgen, „damit kann man die Leute gut unterhalten. Mein erstes dazugehöriges Kostüm hat meine Frau komplett selbst genäht, die zweite Robe haben wir nächtelang dann gemeinsam hergestellt. Als ambitionierter Handwerker entwickle ich mittlerweile auch manches als 3-D-Druck.“ Die Familie hat mittlerweile etwas mehr als 20 Star-Wars-Gewänder im Schrank.

Zu Beginn der Sommerferien war Wiegand aber damit beschäftigt, nach einem Überraschungsbesuch von Darth Vader und Co. in der Schule Grundschöttel die Wogen nach Irritationen wegen erschrockener Kinder zu glätten. Dabei will der Familienvater doch mit Auftritten (mal als Spendenaktion für den Zoo Münster oder bald im Technikmuseum Speyer) für Spaß und Freude sorgen. „Ich mache das nicht, um berühmt zu werden oder wild durch die Gegend zu laufen, sondern nur, um gute Laune zu verbreiten.“