Herdecke. An zwei warmen Sommerabenden in lauschiger Nähe zum See verzauberten spielwütige Bands bei der Rock-Festival-Premiere im Zillertal die Besucher.
Man nehme: Einen strahlend-sonnigen, warmen Sommerabend, eine lauschige grüne Wiese mit romantischem Blick auf den Harkortsee, ein rührig-tatkräftiges Organisatorenteam, mehrere kulturbegeisterte Sponsoren, eine exzellente Licht- und Tontechnik, einen fähigen Service mit kulinarischen Leckereien in flüssiger und fester Form, und – last but not least – eine Sammlung spielwütiger, hungriger Bands, denen man das gereifte Alter nur in Form einer durchdachten Songauswahl, dargeboten mit routiniert-souveränem Zusammenspiel anmerkt – und fertig ist das schönste Rezept für ein Rockfestival am See, welches zumindest einen Hauch von „Seegeflüster“, Wacken und „Rock am Ring“ verströmt.
Bands fördern
Organisator Thomas Hillebrand und seine vor zwei Jahren ins Leben gerufene Initiative RockStarter Herdecke 2020 e.V. haben es sich zum Ziel gesetzt, (noch) unbekannte Bands im Ennepe-Ruhr-Kreis zu fördern, und Musikern jeden Alters dabei zu helfen, Bühnenerfahrung zu sammeln und sich einen Namen in der heimischen Szene zu erspielen. Nach längerer Planungsphase und sommerbedingt gelockerten Corona-Schutzmaßnamen konnte an diesem Wochenende erstmals das erste „Rock im Zillertal“- Festival an gleich zwei Abenden über die Bühne gehen.
So konnte der Stellvertretende Bürgermeister Georg Torwesten auch im Namen der leider verhinderten Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster gegen 18.20 Uhr das Festival mit besten Wünschen für gutes Gelingen eröffnen und den unter Volldampf stehenden „Rock’n’Roll-Zug“ auf die Reise durch mehrere Jahrzehnte Rockgeschichte schicken.
Eigene Stücke
Den Anfang machten mit der Formation „Hi Hat Man“ drei gestandene Jungs aus dem Sauerland - Taki (Gesang und Bass), Stephan (E-Gitarre) und Matthias „Moskito“ (Schlagzeug). Diese empfanden die Rolle des zuerst aufspielenden „Openers“ vor noch nicht ganz so zahlreich herbeigeströmtem Publikum keineswegs als undankbar – in minimalistischer Triobesetzung, jedoch mit maximalem rhythmischem Groove präsentierten die drei Vollblutmusiker zumeist eigene Stücke, die von einer zündenden Mischung aus melodischem Independent- Rocksongs in bester Tradition der „Red Hot Chilli Peppers“, sowie von funkigen Gitarrenriffs á la James Brown und Prince inklusive charismatischem Solo-Gesang inspiriert waren.
Unsterbliche Klassiker
„Back to the roots“, nämlich zum guten alten Blues-Rock, nahmen dann „Spelling B“ die mittlerweile in Stimmung gebrachten Zuhörer mit. Mit punktgenauem Zusammenspiel, virtuosen Gitarrensoli und stimmgewaltigem Einsatz präsentierten die fünf gestandenen Musiker um Frontfrau Birgit „Bibi“ Bachmann und Michael Römer als zweitem Leadsänger, gleich drei Songs der Bluesveteranen ZZ TOP, sowie weitere unsterblicher Klassiker wie Deep Purples Gassenhauer „Smoke on the Water“ , aber auch kraftvolle Nummern für Frauenstimmen von Alannis Morissette und den Cranberries.
Zündende Mischung
Danach war es endlich soweit, und es kam das richtige Brett geflogen: Jetzt sang der „Chef“ persönlich! Bei den „Black Rims“ zeigte Thomas Hillebrandt am Mikro, assistiert von Fabian Ruhoff (Gitarre), Florian Grob (Bass und Gesang) und Holger Lenhard (Schlagzeug), der mittlerweile zahlreichen Crowd vor der Bühne, was eine Harke ist. Mit einer zündenden Mischung aus Cross-Over, Grunch, Punkrock und ein bisschen Metal machte das Quartett richtig den Ofen an – inklusive Pogotanzen und Headbangen der Nachwuchsfraktion vor der Bühne! Da durfte auch der „heilige Gral“ des Grunge-Rock der 90er, Nirvanas vielzitiertes „Smells like Teen Spirit“ nicht fehlen, bei dem Thomas Hillebrandt stimmlich alles gab.
„Rockgören“ springen ein
Am zweiten Festivaltag gab es krankheitsbedingt Änderungen im Line-Up: Anstelle der durch Corona verhinderten „Spätsommer“ erklärten sich die „Rockgören“ aus dem rheinischen Brühl freundlicherweise bereit, kurzfristig einzuspringen. Damit wurde die Gluthitze am sommerlichen Spätnachmittag mit Frauenpower aus dem Rheinland noch weiter angeheizt. Assistiert von zwei grundsolide losrockenden Jungs von der Rhythmusfraktion konnten die drei Damen nicht „vom Grill“, jedoch mit „ Lizenz zum Feiern und Abrocken“ mit charismatischer Rockröhre und zündenden Gitarrenriffs bei fetzigen Coverversionen u.a. von Beastie Boys, Twisted Sister, den Glam-Rock-Legenden The Sweet beim Publikum punkten.
Danach ließen sich die „Lost Pearls“ nicht zweimal bitten: Anstatt musikalisch im Trüben und Ungefähren zu fischen, entdeckten die drei Herren in einer auf das Wesentliche reduzierten Triobesetzung mit selbstverfassten Songs verborgene „musikalische Perlen“ in Form von handfest zu verortenden Einflüssen z.B. der legendären Progressiv-Bluesrocker Cream mit ausgefeiltem zweistimmigem Gesang und prägnanten Gitarrensoli, aber auch präzise dargebotenen, Funky-Rhythmusgitarren und melodiösen Indie-Rock-Anklängen.
Funk und Soul
Diese musikalische Steilvorlage griffen die „Funky Försters“ dankbar auf – ihr Name ist Programm.
Auch interessant
Seit 1991 huldigen die acht Vollblutmusikerinnen und -musiker dem guten alten Funk und Soul mit Hits aus 40 Jahren Musikgeschichte. Von A wie „Aeroplane“ über „Easy“ und „Superstition“ bis zu W wie „Why did you do it“ hier galt: „Play that funky music!“Damit brachte die gut geölte Rhythmusmaschine aus dem Rheinischen mit schmissigen Bläsersätzen und souligen Vocals auch die Herdecker Musikfans auf der grünen Wiese in Wallung.
Abschluss mit Gastgeber
Der krönende Abschluss des Festivalreigens gebührte wiederum dem Gastgeber. Mit seiner zweiten Band „Peak Level“ und „with a little help from his friends“, darunter „Bibi“ Bachmann von „Spelling B“ sowie dem kurzfristig eingesprungenen Profi-Drummer „Haan“ Hartmann ergriff Thomas Hillebrand noch einmal die Initiative bzw. das Gesangsmikro und servierte mit fetziger Rhythmik, stimmungsvollem Harmoniegesang und virtuosen Gitarrensoli einen vielseitige Mischung zeitgemäßer Rock/Pop-Klassiker von Bon Jovi, Phil Collins und anderen Rock-Größen. Die Herdecker Musikfans sind sich einig: Dieser rundum gelungene Event sollte im nächsten Jahr fortgesetzt werden und zu einer festen Institution in der regionalen Konzertszene werden.