Wetter. Unnötig unkoordiniert – so empfinden viele Bürger die Baustellenplage in Wetter. Einer hat sich nun etwas dagegen überlegt.

Nach Wetter rein oder rauszukommen, stellt derzeit sowohl Auto- und Radfahrer als auch Fußgänger vor zum Teil große Probleme. Ankündigungen von weiteren Baumaßnahmen, die den Verkehrsfluss behindern, wie beispielsweise die Ampel an der Kaiserstraße, die am kommenden Wochenende installiert werden soll, wegen der Sicherung der Gefahrenbäume dort (wir berichteten), bringen Anwohner so langsam, aber sicher auf die Palme.

Einer davon ist Michael Junge. Der Wetteraner will es aber nicht bei einem inzwischen erhöhten Puls bei diesen Nachrichten belassen. „Ich denke, es ist für uns Bürger die Zeit, aufzustehen und die durch die öffentliche Hand veranschlagten Maßnahmen in dieser Form nicht weiter hinzunehmen – dies auch sehr deutlich zu machen. Sperrungen von Streckenbereichen der Fahr-, Rad- und Fußwege im Stadtbereich Wetter und im unmittelbaren Umfeld sind seit Monaten, teils seit Jahren, eine unerträgliche Belastung nahezu aller Personengruppen“, sagt er. „Eine zentrale Brücke wird gesperrt, und die vorgesehenen Umleitungen für die Fußgänger führen zu einer massiven Gefährdung dieser Personengruppe, da die durch die Verantwortlichen vorgesehene Umleitung völlig inakzeptabel und bürgerfern ist“, schimpft Junge und fügt erklärend hinzu: „Seit Beginn der Baumaßnahme gibt es kontinuierlich Meldungen, dass Personen die Gleise im Güterverkehr links der Ruhr überquerten. Die Bundespolizei führt Veranstaltungen in den Schulen durch, um auf die Gefahren hinzuweisen – eine Frage der Zeit, bis ein Unfall folgt – hier investiert man viel in die Ahndung der Verstöße, anstatt dass man eine akzeptierbare Alternative, wie zum Beispiel eine Behelfsbrücke über die Gleise oder einen Shuttleservice installiert.“

Lage wird sich nicht verbessern

Doch Junge ist nicht nur mit der derzeitigen Situation unzufrieden. Er befürchtet, dass sich die Lage auch in den kommenden Monaten nicht verbessern wird. Im Gegenteil. „Die Ankündigung zur Verlängerung der Baumaßnahme wird wohl bald erfolgen – wie jetzt bereits zur Baumaßnahme Ender Talstraße – das überrascht wohl niemanden mehr“, meint er fast resigniert. Die Hangsicherungsmaßnahmen im Bereich der „Klippen“, dauerten nun in Summe bereits mehrere Jahre an – in mehreren Bauabschnitten. Nun sei die dortige Verzögerung mit Bezug zu der Sperrung im Bereich Ender Talstraße zu sehen, die sich – wie zu erwarten – natürlich auch verzögere. „Hinzu kommt nun auch noch eine temporäre und teilweise Sperrung der Kaiserstraße im Bereich der Shell- Tankstelle, da man nun festgestellt hat, dass Bäume den Verkehr unterhalb des Hanges gefährden. Wurden nicht Nahe des Bereiches bereits vor gar nicht allzu langer Zeit Hangsicherungsmaßnahmen durchgeführt, und hätte man in diesem Zusammenhang nicht auch das Erfordernis zur neuerlichen Maßnahme erkennen können und müssen?“, fragt Junge. Er befürchtet, dass es zu einem Verkehrschaos kommen wird, denn schon jetzt sei ein Durchkommen an der Stelle zum Teil sehr zeitintensiv. „Es wird bald so kommen, dass wir in Wetter merken, dass wir uns eine „Insel“ geschaffen haben und kein Fortkommen mehr möglich ist“, fügt er etwas ironisch hinzu.

Sinnvoll und erforderlich

Aber Michael Junge ist sich nicht nur der verschiedenen Problematiken sehr wohl bewusst, sondern verfolgt auch Ansätze, wie sich in Zukunft solche vermehrten Baustellen vermeiden ließen. Denn Baustellen seien zwar sinnvoll und erforderlich, so Junge, aber die Abstimmung der unterschiedlichen Akteure spotte jeder Beschreibung. „Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, eine Bürgerinitiative ins Leben zu rufen“, meint er. Eine solche Interessensvertretung hätte ein ganz anderes Gewicht als die Stimme einzelner Bürger. Diese Interessensgemeinschaft könne dann steuernd eingreifen und sich bei den Akteuren bemerkbar machen. Junge plant, in den kommenden Tagen Gespräche mit verschiedenen Akteuren aufzunehmen.

Über zu wenig Gesprächsthemen und Einsatzmöglichkeiten könnte sich eine solche Interessensvertretung der Bürger wahrlich nicht beschweren, denn auch in den kommenden Monaten und Jahren werden weitere Baustellen im Stadtgebiet für eine Einschränkung des Verkehrsflusses sorgen. Denn zur Erinnerung: Wenn die Ender Talstraße fertig saniert ist, kommt der Klippenweg mit dem Ruhrtalradweg wieder an die Reihe. Das geschieht, so der Zeitplan halbwegs eingehalten wird, zeitgleich mit der weiterhin andauernden Sperrung der Overwegbrücke. Für die Anlieferung der Bauteile für die dortige neue Brücke muss bald auch kurzfristig die Hagener Straße erneut komplett und dann halbseitig gesperrt werden. Ist die Brückensanierung abgeschlossen, wird die nächste Brücke in Angriff genommen – am Kreisverkehr Kaiserstraße/Ruhrstraße/Friedrichstraße. Was das für den Verkehrsfluss bedeutet, wenn anschließend auch noch der Kreisel neu gemacht werden muss, kann sich jeder, der derzeit versucht, sich in der Innenstadt Wetters zu bewegen, selbst ausmalen.