Volmarstein. Die meisten Bewohner sind nicht sprechfähig und doch, oder gerade deshalb, funktioniert die Kommunikation mit Clowns bestens.

Mit großen Augen verfolgt Bewohnerin Sonja das bunte Treiben um sie herum. Immer wieder öffnet sich ihr Mund vor Begeisterung, während ihre Arme versuchen, den orangenen Ballon zu fangen, der vor ihrem Kopf herfliegt. Es ist ein besonderer Tag im Hans-Vietor-Haus der Evangelischen Stiftung Volmarstein, denn die Clownsvisite steht auf dem Programm.

Felicitas Kleeberg, Leitung sozial therapeutische Dienste, lächelt bei der merklichen Begeisterung der Bewohner. Sie alle sind schwerst-mehrfachbehindert. Sprechen können die wenigsten, laufen auch nicht. „In unserem Haus leben die Menschen, die nicht in die Werkstatt können. Wir haben mehr Therapeuten als die anderen Häuser, bieten mehr Einzeltherapien an und versuchen, einen strukturierten Tagesablauf für die Bewohner aufzubauen“, erklärt Kleeberg. Die Krankheiten, die die Menschen haben, sind unterschiedlich.

„Einige sind von Geburt an schwerst-mehrfach behindert, andere erst nach der Geburt. Beispielsweise, weil sie als Säugling geschüttelt wurden, Meningitis (Hirnhautentzündung) hatten oder Drogen genommen haben“, so Kleeberg. „Jetzt könnte man meinen, dass es hier ziemlich traurig zugeht, aber das ist nicht der Fall. Im Gegenteil. Doch die Clowns sind jedes Mal wieder ein Highlight“, beschreibt sie die Situation.

„Ich finde es immer wieder schön, wie die Clowns auf die Bewohner eingehen. Manche mögen es lieber leise und ruhig, andere lieben die Musik und Action“, berichtet Kleeberg. Am Anfang, so gibt sie zu, war sie auch etwas skeptisch. „Wir mussten vor acht Jahren beim ersten Besuch der Clownsvisite erst einmal gucken, wie sich das entwickelt“, erinnert sich die Leiterin der sozial-therapeutischen Dienste. Inzwischen kommen die Clowns normalerweise zu zweit alle zwei Wochen ins Haus. Heute ist die große Ausnahme, denn die Gruppe feiert 20. Geburtstag, und so haben gleich 15 Rotnasen den Weg zur Stiftung gefunden.

Bei dieser Visite bekommen alle gute Laune. Die Clowns-Parade auf dem Weg zu den Bewohnern.  
Bei dieser Visite bekommen alle gute Laune. Die Clowns-Parade auf dem Weg zu den Bewohnern.   © Yvonne Held

Durch die lange Verbundenheit kennen die Clowns die Bewohner inzwischen und wissen sehr genau, was diese mögen oder auch nicht. Es hat sich eine ganz besondere Beziehung aufgebaut, die selbst für die Berufsspaßmacher schwer zu erklären ist. „Es ist einfach wunderbar, mit den Menschen hier zu arbeiten. Sie können sich nicht verstellen und sind immer authentisch“, freut sich Antonella, die seit dem ersten Tag ins Hans-Vietor-Haus kommt.

Im Team der Clownsvisite sind alle ausgebildete Clowns. Antonella meint aber, das sei gar nicht so wichtig. „Jeder Mensch hat einen Clown im Herzen. Aber manche hören nicht mehr auf ihn“, sagt sie bedauernd.

Doch wie ist es eigentlich, wenn das Publikum, in dem Fall die Bewohner, nicht lachend auf die Darbietungen reagieren? „Unser Erfolg wird nicht in Lachen gezählt. Manchmal sind es nur ganz kleine Gesten wie ein Augenzwinkern, die uns zeigen, dass wir Sonnenschein verbreiten“, so Antonella. Und genau auf diese kleinen Gesten kommt es an, auch wenn jemand nicht möchte, denn bei der Clownsvisite wird niemand zwangsbespaßt. „Auch das ist uns ganz wichtig“, erklärt die Clownin.