Wetter. Die Freiheit in Wetter könnte ein Anziehungspunkt für Besucher werden. Das sind die Planungen und die zu erwartenden Kosten:
Langer Vorlauf, nun Ergebnisse: 2018 begannen konkrete Planungen, die Freiheit in Wetter aufzuwerten. Nach verschiedenen Beteiligungen stellte Birgit Gräfen-Loer als Baufachbereichsleiterin der Stadt dem Fachausschuss jetzt ein Konzept zur Umgestaltung des Gebiets rund um die Burgruine vor.
Klar formuliertes Ziel: die Aufenthaltsqualität an diesem besonderen Ort zu erhöhen. Wobei während des Prozesses auch Anregungen und Kritik (etwa bezüglich einer Parkhaus-Idee) der Anwohner eingingen. Mit dem Planungsbüros Landschaft & Siedlung entstand nun ein Entwurf, der Eingaben und Änderungswünsche von Bürgern enthält. Etwa das Anlegen eines neuen Spielplatzes vor der Kirche oder das Verlagern von Stellplätzen. „Wir mussten auch den Denkmalschutz und Belange von Eigentümern berücksichtigen“, sagt Gräfen-Loer.
Balkon-Blick zum See
In dem Konzept, dem die Politiker einmütig zustimmten, kristallisieren sich Besonderheiten heraus. Zum Beispiel die Stadtterrasse. Dabei handelt es sich um eine komplette Überholung des bestehenden Aussichtspunktes direkt unterhalb der Burgruine. Der neue Balkon mit schönen Perspektiven hinunter zum Harkortsee und hinüber nach Hagen erhalte Sitzmöglichkeiten, Geländer sowie einen Holzboden aus Robinie/Eiche.
Kosten und Fördergeld
Die Aufwertung der Freiheit kostet geschätzt 3,6 Millionen Euro (brutto), der Eigenanteil für die Stadt liegt bei 1,1 Mio. Euro. Wegen der Preissteigerungen in der Baubranche dürfte es aber teurer werden. Fördergeld ist eingeplant, 2021 ging ein Zuwendungsbescheid über 1,5 Mio. ein. Dazu gab es 15.000 Euro Zuschuss für die Harkort-Skulptur.
Für die im nächsten Schritt geplante Sanierung und Überdachung der Burgruine (1,8 Mio.) hat die Stadtverwaltung noch keine Förderzusage erhalten, will aber einen neuen Anlauf starten.
„Ich bin da optimistisch, weil das Gebiet ja ein ein wichtiger Teil der Internationalen Garten-Ausstellung 2027 sein soll und vom IGA-Beirat positive Signale kamen“, meint Birgit Gräfen-Loer.
Dann wäre da noch ein Trinkbrunnen, der sich vor dem Turm befinden soll. Ebenfalls bemerkenswert: Wer beim Gang über das Gelände mancherorts auf den Boden schaut, entdeckt dort Zeitleisten mit Daten zur Historie Wetters. Diese Hinweise (natürlich auch zu den Mechanischen Werkstätten) wollen die Planer an Zugängen oder auch in Entwässerungsrinnen anbringen, sie dienen auch als Leitelemente auf dem Burgplatz und nebenan vor der Kirche. „Das ist eine tolle Geschichte“, sagt die Fachbereichsleiterin und ergänzt, dass einige Elemente aus Corten-Stahl seien. Dadurch ergebe sich eine Anknüpfung an die Friedrich-Harkort-Skulptur vor der Ruine, auch diese Büste und Elemente unten auf den künftigen Rastplätzen am Ruhrtalradweg bestehen aus besagtem Material.
Hervor sticht zudem das Lichtkonzept. Einerseits sollen die derzeitigen Altstadtlampen für die bewährte Nostalgie-Atmosphäre sorgen (manche Standorte werden versetzt). Andererseits setzen die Gestalter in Zusammenarbeit mit der AVU auf eine intelligente und moderne Beleuchtung. Das beinhaltet neue LED-Lampen sowie zwei Stelen nahe des Kirchparkplatzes, an denen Autofahrer ihre Elektro-Wagen aufladen können und über die Passanten im Umfeld ins W-Lan-Netz gelangen können. „Das könnte bis zur Burgruine reichen“, so Gräfen-Loer.
Nicht zu vergessen: Die optische Inszenierung umfasst auch Gebäude. „Wir nutzen dafür insektenfreundliches Licht“, erklärt die Baufachbereichsleiterin. Heißt: Bis zum späten Abend sollen etwa die Burg (auch von der Seeseite) oder der Turm erstrahlen. Hinzu kommen Bodenleuchten, wobei jene an der Platane gegenüber von der Ruine auch in unterschiedlichen Farben für Akzente sorgen kann. Insgesamt soll all das wegen der Wohnbebauung aber eher zurückhaltend erfolgen und sich gegen 23 Uhr automatisch abschalten lassen.
Wegbeschaffenheit verbessern
Neben Neupflanzungen von Bäumen, Stauden oder Blumen in Beeten stehen Verbesserungen vielerorts auch in Sachen Zuwegung auf dem Plan, vor allem bei den Treppen neben und unterhalb der Ruine. „Da es sich auch um ein Bodendenkmal handelt, können wir den Bereich barrierearm und nicht komplett barrierefrei gestalten. Es wird aber gut begehbar sein – und besser, als es jetzt der Fall ist“, erläutert Gräfen-Loer, als Jürgen Uebelgünn von den Grünen nach der Wegbeschaffenheit und störendem Kopfsteinpflaster beispielsweise für Rollstuhlfahrer fragt. Für die ohne Senioren mit einem Rollator gebe es eine 1,20 Meter breite Gehbahn auf dem Gelände sowie eine Rampe an der Treppe zwischen Burg und Kirchplatz. Wer auf der Stadtterrasse die Aussicht ins Ruhrtal genießen möchte, muss zuvor Stufen hochsteigen.
Die Stadtverwaltung hofft, jetzt im Mai die Ausschreibungen für die Arbeiten veröffentlichen zu können, damit im Spätsommer oder Herbst 2022 der Baustart erfolgen kann. Kein einfaches Unterfangen angesichts der aktuellen Situation mit Preissteigerungen, überlasteten Firmen, Material- und Lieferproblemen in der Branche.