Herdecke. Irmingard Schewe-Gerigk von den Grünen beklagt, dass zwei weibliche Führungsspitzen in Herdecke aus der Verantwortung gedrängt wurden.

Zur Neubesetzung der Ausschüsse hat sich Irmingard Schewe-Gerigk, früher Bundestagsabgeordnete der Grünen und danach in der Lokalpolitik weiter aktiv, zu Wort gemeldet. Bei der Neubesetzung waren ihre Tochter Sarah R. Gerigk von den Grünen und Julia Brunow (CDU) nicht mehr für den Hauptausschuss benannt worden, nachdem sie vorher schon wichtige Ämter nicht mehr inne hatten.

Irmingard Schewe-Gerigk sendete der Redaktion das oben stehende Bild zu und schrieb: „Erinnern Sie sich noch an dieses Plakat? Es zeigt das Spitzenteam zur Wahl der Bürgermeisterin. In der Mitte sehen wir drei dynamische Frauen: Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster, rechts und links von ihr die Spitzenkandidatinnen der CDU, Julia Brunow, und der Grünen, Sarah Rosa Gerigk. Sie baten vor der Kommunalwahl darum, ,Herdeckes Zukunft’ und damit die Bürgermeisterin und das Jamaika-Bündnis zu wählen. Das haben die Wählerinnen und Wähler auch zahlreich getan. Jetzt, nur ein Jahr später, wurde den beiden Spitzenkandidatinnen, mit denen man erfolgreich auf Stimmenfang ging (beide haben ein Direktmandat für ihre Parteien gewonnen - für die Grünen war es das einzige), massiv der Einfluss entzogen.“

Auslöser Ausschüsse

Die Fachausschüsse mussten neu besetzt werden, weil Nico Fischer (Die Partei) und Pia Blothe (vormals SPD) eine weitere Fraktion gebildet haben.

Alle Ausschüsse haben einen Sitz mehr für die neue Fraktion erhalten.

Die Zahl für die übrigen Parteien blieb gleich, einige nahmen Änderungen vor.

Orts- und Fraktionsvorsitz seien inzwischen für beide passé. Wichtige Gremien wie Haupt-, Wirtschaftsförderung- oder Bau-, Planungs- und Verkehrsausschuss fänden künftig ohne sie statt. Von dem damaligen Spitzenteam um die Bürgermeisterin seien jetzt nur noch die vier Männer übrig geblieben. Schewe-Gerigk wörtlich: „Das Vorhaben eines Kulturwandels, mit jungen weiblichen Köpfen und altem Erfahrungswissen über Parteigrenzen hinweg Politik zu machen, ist damit jäh beendet.“

Dabei wisse jedes erfolgreiche Unternehmen: Wer die besten Ergebnisse erzielen wolle, brauche jung und alt, Mann und Frau gemeinsam. Das sollte eigentlich auch in der Politik angekommen sein.

Fatales Signal

Schewe-Gerigk fragt: Wie konnte es zu dieser Entwicklung in Herdecke kommen? Parallelen gebe es in der Wirtschaft. Wenn selbst eine ehemalige Bundesverfassungsrichterin über ihr frühzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand des Automobilherstellers VW „aufgrund unterschiedlicher Auffassung von Verantwortlichkeiten“ berichte, brauche es nicht viel Phantasie, sich vorzustellen, was dort gelaufen sei.

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In Herdecke bleibt für Irmingard Schewe-Gerigk „ein schaler Geschmack: Kompetente junge Frauen werden auf Spitzenpositionen gesetzt, holen für ihre Parteien jeweils mit Abstand die besten Ergebnisse bei der Wahl und werden dann fallen gelassen, sobald sie eigene Vorstellungen äußern.“

So habe sie sich die stärkere Beteiligung von Frauen in politischen Spitzenpositionen, für die sie lange gekämpft habe, nicht vorgestellt. Es sei ein „fatales Signal“ für junge Frauen, die künftig Verantwortung in der Politik übernehmen wollen. Vor der Wahl werde massiv um ihre Kandidatur geworben, um den Wählenden zeigen zu können, wie fortschrittlich man sei. „Nach der Wahl ist der Zweck erfüllt, Männer übernehmen wieder das Ruder.“